II Ich versaue unserer Furie den Unterricht

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Die ersten beiden Stunden waren so langweilig, dass ich mich mehrmals davon abhalten musste einzuschlafen. Nach unserer neuen Mitschülerin gab es (leider) keine Störungen mehr, sodass ich gezwungen war der Furie (aka mrs. Ketriz) zuzuhören. Obwohl ich kein bisschen von den Formeln verstand, nahm sie mich bei jeder 2. Frage dran. Ich versuchte es wirklich, aber immer wenn ich die Aufgaben an der Tafel anstarrte, schienen Buchstaben und Zahlen ihren Platz zu wechseln, miteinander zu verschwimmen und ihre Formen zu ändern. Als ich wiederholt eine Frage nicht beantworten konnte und sie den Kopf schüttelte, war ich kurz davor an die Decke zu gehen. Was bildete die sich eigentlich ein? Wenn das so weiterging beschwere ich mich noch beim Rektor. (Undzwar wegen Schülermobbing)
Ein Versuch wäre es wert.

Ich beschloss erstmal einen auf 'braven' Schüler zu machen, damit Frau Ketriz nicht noch auf die Idee kam, mir noch mehr Nachsitzen aufzubrummen. Ich sah unauffällig neben mich und zuckte zusammen, als ich merkte, dass die neue mich wachsam und interessiert beobachtete. Sie hatte sich einfach neben mich gesetzt, nachdem sie sich vorgestellt hatte. Nicht das ich das schlecht finden würde. Ganz im Gegenteil. Eigentlich sah sie ganz nett aus - ein bisschen überdreht und verrückt vielleicht, aber im Prinzip schien sie ganz okay zu sein.
Mit der würde ich auf keinen Fall einen Streit vom Zaun brechen!
Schoss es mir durch den Kopf. Als hätte sie meine Gedanken gelesen, lächelte sie.
Schnell schaute ich wieder nach vorn, und traf auf den Blick unsere Furie. Sie sah mich schon die ganze Zeit über so komisch an, ließ mich nicht aus den Augen und verfolgte jede meiner Bewegungen.
Wie ein Jäger seine Beute
Mir lief es kalt den Rücken runter. War sie jetzt auch noch zur Stalkerin mutiert? Gruselig. Nach ein paar Sekunden - mir kamen es vor wie Stunden, wandte sie sich endlich ab. Aber ich hatte mich mal wieder zu früh gefreut.
,,Mister Carter! Wenn Sie mit ihrem stalkenden Verhalten fertig sind, können Sie mir doch sicher diese Aufgabe lösen?!" Brach Frau Ketriz die Stille im Klassenraum und starrte mich abschätzend an. Oh gott! Am liebsten würde ich im Boden versinken. Ich wurde wahrscheinlich gerade so rot wie ekne Tomate - das passierte mir öfters. Hinter mir kicherten einige, aber als ich mich umdrehte verstummte es sofort.
,,Also?" Ich drehte mich wieder nach vorne und sah an die Tafel. Erneut verschwammen die Buchstaben miteinander - was auch nicht besser wurde, als ich meine Augen zusammenkniff. Nach zwei weiteren Minuten gab ich schließlich auf.
,,Ich weiß es nicht". Seufzte ich schließlich. Zuerst passierte nichts, aber dann tauchte ein hässliches Lächeln auf ihrem Gesicht auf. Ich hatte schon eine böse Vorahnung, bevor sie überhaupt zu sprechen begann.
,,Wenn das so ist, können Sie ja gerne noch ein wenig länger hierbleiben" sagte sie zuckersüß. ,,Nur damit sie mit dem Stoff hinterherkommen natürlich".
Und das meine Freunde, war der berühmte letzte Tropfen der das Fass zum überlaufen brachte. Ich sprang so schnell auf, dass mein Stuhl mit einem lauten knall auf den Boden flog und ein paar Kratzer im teuren Laminat entstanden. Ja ich weiß, im großen und ganzen war es eine ziemlich dämliche Reaktion. Aber ab diesem Moment hatte ich einfach genug von dieser Frau.
Sie machte mich schon ich sie kenne runter und nutzte dabei jede Gelegenheit die sich ihr bot. Ob in Mathe oder Deutsch - sie fand immer etwas um mir das Leben schwer zu machen.
,,Was denken Sie eigentlich was sie hier machen?! Ich verstehe nicht, was sie so spaßig daran finden, mich bloßzustellen, obwohl ich Ihnen schon tausendmal gesagt habe, dass ich ihre dämliche Aufgabe nicht verstehe!"

Ich hatte mich in Rage geredet und hätte vermutlich auch noch weiter mit Schimpfwörtern um mich geworfen, wäre das Gesicht meiner Lehrerin nicht schon vor Wut rot angelaufen. Niemand traute sich auch nur einen Muks zu machen. Meine Mitschüler schienen sich alle aufeinmal sehr für Ihre Bücher zu interessieren und taten so, als wären sie in ihre Aufgaben vertieft. Trotzdem merkte ich, wie angespannt sie wahren.
,,Du!" Ihre Stimme verursachte mir eine Gänsehaut. Sie wurde rauer und kratzig. Um sie herum schien die Temperatur abzufallen. In nur 3 Sekunden war mir so kalt, als würde ich direkt in ein Becken mit Eiswasser springen. (Und glaubt mir, dass ist nicht toll - das hatte ich am eigenen Leib eefahren müssen). Aber statt Angst zu haben, fragte ich mich nur, ob unsere Lehrerin nicht in Wirklichkeit ein Monster war. Vielleicht undercover oder so. Hätte ich damals früher reagiert, hätte ich mir jedenfalls eine Menge Probleme erspart. Aber dazu komme ich später.
Besagte Person trampelte mit schnellen Schritten auf mich zu und griff sich meinen Arm. Sie hielt mich so fest, dass es weh tat und ich keine Möglichkeit hatte, ihre Hand abzuschütteln.
,,Lassen Sie mich los!" Schrie ich sie an und riss an meinem Arm.
,,Du wirst dir wünschen, mir niemals über den Weg gelaufen zu sein!" Zischte sie so leise, dass nur ich sie hören konnte.
Oh gott, das passierte jetzt nicht wirklich! Ich sah in ihr Gesicht und wünschte, ich hätte es nicht getan. Denn ihre Zähne waren jetzt gelb verfault und so spitz das sie damit mühelos Knochen hätte durchbeißen können. Aber das Schlimmste waren die Augen: eine bodenlose Schwärze, gefüllt mit Elend und Leid.

Heros ~ Der Fluch Der Zeit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt