XII ●Chiron bringt schlechte Nachrichten●

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Wir rannten den Weg bis zum Pavilion in nur 5 Minuten. Der Wind peitschte mir ins Gesicht und befreite mich von dem düsteren Gefühl, den mein Traum in mir hinterlassen hatte. Ich fühlte mich wieder frei, als ich die frühe Morgensonne auf meiner Haut spürte. ,,Ich hoffe wir bekommen noch Plätze" schrie Sophie gegen den Wind. ,,Nick hat uns wahrscheinlich schon welche freigehalten!" Brüllte ihre Schwester zurück und überholte uns kurzerhand.

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Es herrschte eine angespannte Stimmung als wir ankamen. Auf der Suche nach einem guten Sitzplatz näherte ich mich dem Hermes Tisch. Meine Gedanken huschten zurück zu meinem Traum. Ich erinnerte mich an die Worte meines Vaters: Bald werde ich dich anerkennen - aber erst wenn du bereit dazu bist.
Warum nicht jetzt? Wann bin ich bereit dazu? ,,He! Heros! Willst du für immer mit dem Boden verwachsen?!" Rief eine Stimme neben mir. Als ich mich umdrehte, schaute ich direkt in das Gesicht von Connor Stoll. Er war der älteste in unserer Hütte - zusammen mit seinem Bruder. Ich glaube sie waren 19 oder 20. Gerüchten zufolge hatten sie den Krieg mit Kronos überlebt und waren am Kampf gegen Gaia beteiligt. Das alles hatte ich nach nur wenigen Tagen hier im Camp zu hören bekommen. (Nur mal unter uns - die beiden gaben aber auch ziemlich oft damit an) Ob ich das glaubte? Ich wusste es nicht - einerseits war es schwer vorzustellen, wie Connor und Travis gegen Armeen von Monstern und Titanen kämpften aber wer den beiden schon beim Training zugesehen hatte, konnte seine Meinung schnell ändern. ,,Was ist jetzt?" Fragte er mich erneut und deutete auf den noch freien Sitzplatz neben ihm. ,,Ich komme" sagte ich und setzte mich neben ihn. Als ich nach Lara, Joanna und Sophie ausschau hielt, sah ich das sie ebenfalls einen freien Platz an ihrem Tisch ergattern konnten. Aber Alina und Nick sah ich nicht. Komisch vor ein paar Minuten hatte ich die beiden doch noch gesehen. ,,Warum sind wir nochmal alle hier versammelt?" Fragte ich Connor und musste mich an ihm festhalten, um nicht von der Bank zu rutschen. Ich hatte nichts gegen die Hermes Hütte, aber sie war eben immer noch ziemlich voll - im Gegensatz zu den anderen Hütten. Connor wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als Alina und Nick in den Saal gestürmt kamen. Der Satyr beeilte sich am Lehrertisch neben Herr Bürgerson Platz zu nehmen und Alina rannte auf unseren Tisch zu. Mit einer flinken Bewegung quetschte sie sich zu uns auf die Bank und drängte mich gegen Connor, sodass nichtmal mehr ein Blatt zwischen uns passen würde. ,,Alina!" Beschwerte ich mich und sah sie verärgert an. Nach meinem Traum haftete immer noch ein dunkles und erdrückendes Gefühl auf mir und schien der Hauptgrund für meime schlechte Laune zu sein. Sie hob die Hände und lächelte mich entschuldigend an, dann drehte sie sich nach vorne um mit jemand anderem aus unserer Hütte zu sprechen.
Ich wollte sie gerade anschnauzen, als Connor mir auf die Schulter tippte und mit dem Finger nach vorne deutete. Als ich seiner Geste folgte, sah ich das Dionysos auf der Tribüne am Ende des Saales stand und um Ruhe bat. (Ich fragte mich, ob er immer dieses Hässliche lila Hemd trug, oder ob er noch andere hatte) Als er sich sicher war, dass die gesamte Aufmerksamkeit auf ihm lag, begann er zu sprechen. ,,Wie ihr vielleicht schon bemerkt habt, ist unser Unterrichtskoardinator und Trainer Chiron zurück." Mit seiner Hand zeigte er auf einen Zentaur (den ich vorher nicht bemerkt hatte) mit strahlend weißem Fell. Er war mindestens einen Kopf größer als Herr Bürgerson und trug eine verfilzten braunen Bart. Seine Haare schienen schon lange keine Bürste mehr gesehen zu haben, da sie wild von seinem Kopf abstanden. Hätte er nicht so ein ernstes Gesicht gemacht, hätte ich vielleicht über die Situation gelacht. Chiron nickte Mr. D zu und trabte nach vorne, wo er uns alle mit strengem Blick musterte. Als sein Blick mich erfasste, weiteten sich seine Augen vor Unglauben und für einen kurzen Moment sah er mich verstört an. Aber dann tat er so, als wäre nichts gewesen und fuhr fort. ,,Halbgötter, es ist etwas Schreckliches geschehen! Die Göttin Hestia wurde entführt und das Feuer auf dem Olymp ist erloschen" Seine Stimme war laut und deutlich zu hören. Sie hallte in dem großen Raum problemlos wieder. Ein Raunen und flüstern lief durch die Menge. Chiron hob eine Hand und bat um Ruhe. ,,Wenn die Göttin nicht schon bald wieder auftaucht, werden die anderen Götter schon sehr bald in Streit verfallen und es wird ein Krieg ausbrechen, den wir mit Sicherheit nicht überleben würden" fuhr er fort. Ein Junge aus der Hephaistos Hütte fragte: ,,Und warum ist Hestia so wichtig?" Mr. D antwortete für Chiron. ,,Weil sie diejenige ist, die Ruhe und Gelassenheit verströmt. Sie sorgt dafür, dass wir nicht im Streit verfallen und friedlich miteinander auskommen." Chiron beugte sich zu Mr. D und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Er nickte und verließ die Tribüne. Wieder sorgte Chiron für Ruhe im Saal. Die Stimmung war jetzt bis zum äußersten Angespannt. Jeder wollte seine nächsten Worte hören. ,,Deshalb hat Zeus mir mitgeteilt, dass wir einen Auftrag genehmigen sollen. Wer ihn erledigen muss, wird später entschieden." Er blickte ernst in die Runde. ,,Das wäre alles gewesen" beendete er die Versammlung und trabte ebenfalls von der Tribüne. Rufe wurden laut. Es gab Begeisterung aber auch Angst. Ich wusste nicht, wie ich darüber denken sollte. Vor ein paar Tagen gab es sowas wie Götter noch nicht in meinem Leben. Ich schaute mich um, und stellte fest, dass alle durcheinander liefen und sich darüber unterhielten. Es gab schon jetzt kein anderes Thema mehr. Als ich mir sicher war, dass mich niemand beachtete, rannte ich aus dem Pavillion runter zum See. Ich musste jetzt allein sein. Mein Traum ging es mir immer wieder durch den Kopf. Konnte es sein, dass ich von Hestia geträumt hatte? Andererseits sah sie nicht wirklich wie eine Göttin aus.
Schnell kam der See in Sicht. Das blaue Wasser schlug leichte Wellen im Wind und glitzerte in der Sonne. Ich überlegte nicht lange, zog mein T-shirt und meine Schuhe aus und sprang in den See. Das kalte Wasser belebte mich wieder und ließ mich für eine kurze Zeit meine Gedanken vergessen. Ich tauchte, bis ich keine Luft mehr bekam und schwamm dann zurück zur Oberfläche. Ich liebte es das der See nicht so tief war. Man konnte problemlos bis auf den Grund tauchen. Als ich wieder auftauchte, war die kleine Insel im See direkt vor mir. Ich war schon ein mal auf ihr gewesen. Die meisten Campbewohner schwammen nicht so weit auf den See heraus, sodass man dort schön alleine nachdenken konnte. Ich schwamm die letzten paar Meter und zog mich schließlich an den kleinen Sandstrand. Dann ließ ich mich einfach nach hinten falle und schloss die Augen. Die Sonne war noch höher gestiegen und schon jetzt waren es mindestens 20 Grad. Es versprach ein heißer Sommer zu werden. ,,Hey!" Schrie eine Stimme. Ich öffnete meine Augen und setzte mich auf. Ein Junge schwamm auf mich zu. Er hatte kurze schwarze Haare und sein Körper sah aus, als stemmte er jeden Tag Gewichte. Als er näher schwamm, konnte ich seine Augen sehen. Sie waren von einem so strahlenden grün, wie ich es noch nie gesehen hatte. Fasziniert beobachtete ich, wie er näher kam. Er sprang an den Strand und ging auf mich zu. Das einzige was er trug, war eine kurze blaue Jeans und eine Lederkette mit 7 Tonperlen. Sieben Jahre dachte ich.

Er schien genauso alt wie Connor und Travis zu sein

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Er schien genauso alt wie Connor und Travis zu sein. ,, Hi" sagte er und winkte. Er deutete auf den Platz neben mich. ,,Darf ich mich setzen?"
Ich hatte nichts dagegen und nickte. Er lächelte und ließ sich neben mich in den Sand fallen. Ein paar Minuten starrten wir nur auf das strahlende Wasser. Bis er auf einmal das Schweigen brach. Er drehte sich zu mir und hielt mir seine Hand hin.
,,Ich bin Percy Jackson."

Heros ~ Der Fluch Der Zeit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt