VI ●Nick spielt Beyoncé●

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Wir trotteten nun schon eine gefühlte Ewigkeit durch die Straßen New Yorks. Es war erst ein Tag vergangen, seit ich von zuhause abgehauen und mich auf den Weg ins Camp gemacht hatte. Nick lief mehr oder weniger gut gelaunt neben mir her. Es schien, als ob nichts uns Niemand ihm seine Fröhlichkeit nehmen konnte. Er war es einfach immer.
,,Schau mal!" Rief er plötzlich und zeigte auf die andere Straßenseite. Ich bleib stehen, um herauszufinden wohin Nick zeigte. Aber ich sah nichts außergewöhnliches. Nur ein paar alte Taxistände säumten den Bereich auf der anderen Seite. ,,Was meinst du?" Fragte ich verwirrt und sah ihn an. ,,Siehst du das nicht?" Ich schüttelte den Kopf. ,,Mit einem Taxi können wir unser Ziel viel schneller erreichen."
Langsam dämmerte es mir, was er meinte. ,,Du willst ein Auto klauen?!" Das saß - so etwas hatte ich nie und nimmer von ihm erwartet.
,,Du hörst dich an, als hättest du das noch nie gemacht" lachte Nick und setzte sich wieder in Bewegung. ,,Na los! Komm schon!" Rief er. Er hatte die Straße schon halb überquert, als ich mich dazu entschloss ihm zu folgen. Es gab weitaus schlimmere Dinge die einem passieren konnten. (Sowie von einem Höllenhund gejagt zu werden - nicht zu empfehlen!) Als wir uns dem Taxi näherten, bemerkte ich das ein älterer Herr an der Motorhaube lehnte und seine Zigarette rauchte. Seine Haare klebten fettig an seiner Kopfhaut und er stank nach Schweiß und Pisse. Würgend hielt ich mir die Nase zu. Und in dieses Auto sollte ich einsteigen?! Niemals! (Da war mir ja sogar der Höllenhund lieber)

Ich hielt Nick mit meiner freien Hand am Ärmel seines Hemdes fest und zwang ihn so zum stehen bleiben. Als ich seine Aufmerksamkeit hatte, deutete ich mit dem Kopf auf den Fahrer, dann auf das Auto und schüttelte ihn ihn dann. ,,Das ist unsere einzige Möglichkeit" entgegnete Nick und zog seinen Arm sanft aus meinem Griff. ,,Außerdem willst du doch erfahren, wer dein Vater ist? Je schneller wir im Camp sind, desto eher erfährst du wer er ist" fügte er hinzu als er meinen angewiederten Blick sah. Schließlich gab ich mich geschlagen und nickte. Mein Begleiter lächelte mir kurz zu und lief dann zügig zu dem Fahrer. Ich blieb vorerst auf Sicherheitsabstand (ich wollte kein Risiko eingehen) und stellte mich ein oaar Meter hinter Nick. ,,Wasch willschn du?" Nuschelte Stinktier als Nick bei ihm ankam und starrte ihn herausfordernd an. (Zumindest hatte er das vor, aber er sah eher wie ein verrücktes Eichhörnchen auf Drogen aus)
Ich war mir außerdem ziemlich sicher, dass sein Atem nach Alkohol stank. Nick hob seine Hände und lächelte hinterhältig (geistige Notiz an mich selbst: unterschätze Nick nie wieder) ,,Ich will nur reden man" antwortete er und sah dem Mann in die Augen. ,,Wasch soll der Scheiß?" Brüllte das Stinktier und torkelte von seiner Motorhaube auf Nick zu. Zuerst sah es so aus, als ob der Satyr ihn auffangen wollte, aber er holte nur eine Flöte aus seiner Hosentasche und fing an "Love on top von Beyoncé zu spielen. (Fragt nicht - Nick hatte eine fragwürdige Geschmacksrichtung)
Erst passierte nichts, doch dann blieb das Stinktier stehen, sein Blick wurde noch glasiger als ohnehin schon und seine Zigarette fiel ihm aus dem Mund. Nick legte noch einen drauf, in dem er zur Musik tanzte und langsam rückwärts in eine Gasse ging - immer noch auf seiner Flöte spielend. Das Stinktier folgte ihm und kurz darauf hörte man ein Scheppern und die Musik verstummte. Ich wollte gerade nachsehen, als Nick wieder auf dem Bürgersteig trat, seine Flöte zurück in seine Hosentasche steckte und fröhlich auf mich zu gesprungen kam. ,,Wollen wir?" Fragte er und hielt mir Gentelmanlike die Beifahrertür auf, damit ich einsteigen konnte. Ich lachte und kam seiner Aufforderung nach. Nick schloss die Tür und lief einmal um das Auto, um auf der anderen Seite einzusteigen. Irgendwo hatte er die Schlüssel für den Wagen auftreiben können. Er steckte ihn ins Schloss und der Wagen sprang an. ,,Jetzt sind wir bald zuhause - du wirst sehen". Ich nickte nur - von dem vielen laufen, war ich müde. Ich lehnte meinen Kopf ans Fenster und schlief schon nach wenigen Minuten ein.

Ab diesem Moment hatte ich das allererste Mal einen Alptraum. Ich träumte von Monstern die mich fressen wollten und von Kreaturen die so grauenvoll waren, dass ich keine Worte für meine Angst finden konnte. Zuert war es wie ein verdammter Stummfilm! Ich konnte die Kreaturen sprechen sehen - aber ich konnte eben nicht hören was sie sagten. (Eigentlich wollte ich es auch nicht wissen). Ich versuchte aufzuwachen - doch etwas hielt mich gefangen. Plötzlich wurde alles schwarz und ich wurde in eine Art Portal gezogen. Lange blieb es um mich herum dunkel und still. Als ich wieder sehen konnte, stand ich plötzlich an einem ganz anderen Ort. Ich stand auf einem Berg - vor den Toren eines riesigen Palastes. Eigentlich sträubte sich alles in mir, diesen Ort zu betreten - aber schließlich siegte meine Neugier. Ich rannte durch das Tor ins Innere des riesigen Palastes und fand meinen Weg von ganz allein. Ich wusste wo ich hinwollte und meine Beine trugen mich automatisch dorthin. Schlitternt kam ich vor 2 riediegen schwarzen Doppeltüren zum stehen. Sie schienen mich magisch anzuziehen. Als ich meine Hand auf den rauen Stein legte, fühlte ich etwas vertrautes. Wie als würde man eine Person wiedererkennen. Ich zog meine Hand zurück und stemmte die Türen auf. Als ich mich hindurch quetschte, gaben die Türen plötzlich komplett nach und ich fiel auf den kalten Steinboden.
,,Mein Sohn" tönte eine tiefe aber auch so unendlich sanfte Stimme durch den Thronsaal.
,,Daddy?!" Ich stemmte mich auf alle Viere und suchte den Raum ab. Dort! Ganz hinten am Ende des Saales stand ein Thron auf dem eine Gestalt saß. Als ich ihn näher betrachtete, bemerkte ich, dass er sich eine Kapuze tief ins Gesicht gezogen hatte.
,,Komm zu mir" forderte er mich auf und streckte seine Arme nach mir aus.
,,Daddy" wimmerte ich und stand auf. So schnell mich meine müden Beine trugen, rannte ich ihm entgegen. Er wartete geduldig auf mich.
Doch kurz bevor ich ihn erreichte riss mich eine unsichtbare Kraft von ihm fort.
Ich wurde erneut durch ein Portal geschleudert.
,,NEIIINNN!"

Heros ~ Der Fluch Der Zeit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt