XXVII ●Ich werde zum Stalker●

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Ich musste wohl eingeschlafen sein, denn als ich meine Augen öffnete, stand die Sonne bereits hoch am Himmel und erdrückte alles mit ihrer Hitze. Apollo fand es wohl witzig uns arme Seelen zu quälen. Stöhnend setzte ich mich auf und rieb mir meine schmerzenden Arme. Sie waren taub und kribbelten. Plötzlich schob sich eine Schnauze vor mein Gesicht und leckte mich ab. Ich schreckte zurück und bemerkte erst einige Sekunden später, dass es nur Mrs. O' Leary war, die es anscheinend als richtig empfunden hatte, auf mich aufzupassen. (Was im Nachhinein keine so schlechte Idee war)
,,Hey. Du bist ja immer noch hier." Sagte ich und streichelte ihr über den Kopf. Angesprochene wedelte mit dem Schwanz (entwurzelte dabei ein paar weitere arme Bäume - die armen Najaden) und schaute mich hungrig aus großen - jetzt schwarzen - Augen an. Sie winselte und drehte sich einmal im sich selbst, dann setzte sie sich auf ihren Hintern und legte den Kopf schief, wie als würde sie nach etwas lauschen. ,,Okeeey..." Leider hatte ich keine Ahnung, was sie jetzt von mir wollte. Ich konnte nur hoffen, dass sie nicht doch noch vorhatte, mich als Kauknochen zu benutzen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht hievte ich mich auf die Beine und stützte mich dabei mit meinem unverletzten Arm an Mrs. O' Leary ab. Dann sah ich mich um, und versuchte mich zu orientieren. Meine neue Freundin schnüffelte derweil in einigen Büschen herum und schien mich total vergessen zu haben.
Komisch. Wo Alina nur bleibt?
Seufzend setzte ich mich in Bewegung. Irgendwann hätte ich sowieso losgemusst - also warum nicht jetzt?

Der Wald war ungewöhnlich ruhig, sodass meine Schritte unnatürlich laut in meinen Ohren wiederhallten. Keine Vögel zwitscherten mehr und auch sonst hörte ich keine anderen Tiere - oder Monster. Das hieß entweder, es war so heiß, dass sie lieber im Schatten blieben, oder (und vermutlich auch die wahrscheinlichste) irgendetwas stimmte hier nicht, und griff mich vermutlich in nächster Zeit an.
Ich schauderte. Plötzlich wollte ich so schnell wie möglich aus diesem Wald wieder heraus. Ich beschleunigte meine Schritte und merkte, dass ich in einen einfachen Trab übergelaufen war. Monoton stampften meine Füße auf dem staubigen Boden auf und wirbelten dermaßen viel Staub und Dreck auf, dass ich anfing zu husten. Stolpernt und hustend rannte ich in die Richtung weiter, in der ich das Camp vermutete. Als ich von hinten plötzlich ein Knacken hörte. Ich rannte noch schneller, bis ich urplötzlich die Bäume hinter mir ließ und ganz in der Nähe unserer Arena stand. War ich wirklich so weit gelaufen, oder hatte ich mir das nur eingebildet?
,,He Missgeburt!" Ich zuckte zusammen, drehte mich um und sah, dass ein Mädchen auf mich zugelaufen kam. Sie war schön - aber ich hatte sie hier noch nie gesehen. Ihre Augen strahlten in einem so intensiven Blau, das mich sofort an den Winter letztes Jahr erinnerte, den ich mit meiner Mutter zusammen in den Bergen verbracht hatte - kalt und gnadenlos. Ich schluckte.
Über der Schulter hing ein eher ungewöhnliches Schwert - es hatte einen kurzen Griff, dafür aber eine ein Meter lange dünne Klinge. Ich hatte sowas noch nie zuvor gesehen, aber ich zweifelte keine Sekunde daran, dass diese Klinge gefährlich war. Wie um meine Gedanken zu unterstreichen blitzte die Klinge im Sonnenlicht auf und schien mich zu verspotten. Das Mädchen, welches mich gerade noch angewiedert betrachtet hatte, warf jetzt ihre hüftlangen blonden Haare über die Schulter und verzog abschätzig den Mund.
,,Schwächlinge wir du haben hier nichts zu suchen!" Sagte sie und blickte demonstrativ auf meinen verletzten Arm, der nachwievor in einer Schlinge steckte.
Ich konnte nur zurück glotzen und strich geistesgegenwärtig über meinen Verband. Das Mädchen verdrehte genervt die Augen und stolzierte schnurstracks an mir vorbei zur Arena. Kurz bevor sie jedoch aus meinem Blickfeld verschwand, drehte sie sich noch einmal um und sagte: ,,Wenn du auch zum Training hier bist - vergiss es und verpiss dich besser, bevor ich dich in Stücke schneide!" Und damit verschwand sie im Innern des kleinen Gebäudes und ließ mich mit meinen Gedanken alleine.

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,,Das ist eine sehr dumme Idee." Flüsterte ich und folgte dem fremden Mädchen in die Arena. Aber so war ich nunmal. Heißt: ich werde ungern als Schwächling bezeichnet. Als ich die Tür hinter mir schloss, hörte ich bereits Metall auf Metall schlagen und wusste, wer auch immer da trainiert war definitiv besser als ich. Das hätte mit eigentlich schon reichen sollen, damit ich schnellstmöglich wieder umgekehrte und diese Begegnung ganz einfach vergessen wollte. Aber ich konnte einfach nicht. Ich wollte diesem Mädchen beweisen, dass ich nicht der Schwächling war, für den sie mich hielt.

Nach ein paar Schritten konnte ich sie sehen: zwei Mädchen umkreisten sich gegenseitig und schienen nur darauf zu warten, dass der andere einen Fehler machte. Das eine Mädchen war das von eben aber das andere kannte ich nicht. Sie schien nur ein Jahr jünger als ich zu sein, hatte schulterlange braune Haare und einen ungemein irren Blick. Ihre Augenfarbe schien andauernd zu wechseln, so als ob sie sich nicht entscheiden könnte welche schöner aussah. Mal waren sie schokoladenbraun, mal so grün wie ein geschliffener Smaragt und mal so blau wie ein wunderschöner Sommerhimmel. Sie wirkte alles andere als kalt - eher listig und fröhlich.
,,Gib schon auf Alice! Du weißt das es sinnlos ist." knurrte die blondhaarige und schlug erneut mit ihrem Schwert zu. Die braunhaarige - wahrscheinlich Alice - wich ihrem Schlag mit Leichtigkeit aus und sprang einfach über die Klinge hinweg. Sie landete wie eine Katze auf allen Vieren und grinste.
,,Ich denke - so schnell lasse ich dich nicht gewinnen". Lachte sie und ließ eine Flamme auf ihrer Handfläche erscheinen. Meine Augen wurden groß. Was für eine Halbgöttin war Alice, dass sie Feuer erschaffen konnte?!

Die blondhaarige hingegen zuckte nicht mal mit der Wimper als Alice den Feuerball nach ihr warf. Sie wich der glühenden Kugel aus - die sie nur um haaresbreite verfehlte und hinter ihr an der Wand verpuffte.
,,Lass deine Tricks Hexe und kämpf richtig mit mir!" Schrie die blondhaarige und stürzte sich auf das kleinere Mädchen. Ich dachte schon, sie würde Schaschlik aus Alice machen - doch angesprochene grinse noch immer und wich ihren Angriffen mit der Gewandheit einer Katze aus. Das ging so lange, bis auch ich ihre Taktik geschnallt hatte. Sie wartete nur auf die richtige Gelegenheit, um den Kampf zu ihren Gunsten zu entscheiden.
Plötzlich hielt Alice eine silberne Peitsche aus Energie in ihrer Hand, schlug damit nach dem Schwert der blonden - was diese kurzdarauf loslassen musste, damit ihre Hand nicht gebrochen wurde.
Mit einem Scheppern landete die Klinge im Sand.
Die blonde brüllte vor Wut und wollte so auf die kleinere losgehen, jedoch fiel sie - mit einem weiteren Schlag der Peitsche - ebenfalls in den Sand neben das Schwert.
,,Das ist noch nicht vorbei!" Knurrte sie, griff nach ihrem Schwert und wollte sich erneut auf Alice stürzen, als diese sich plötzlich umdrehte und sagte: ,, Wir haben einen Beobachter Emilia. Willst du wirklich noch einmal gegen mich verlieren, wenn er zusieht?"

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 25, 2017 ⏰

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