XX ●Apollo wird heiß●

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Heros
Sekunden...... Minuten....... Stunden...... vielleicht aber auch Tage.
Mittlerweile hatte ich mein Zeitgefühl bereits verloren. Es konnten auch Jahre vergangen sein. Mein Verstand befand sich am Rande des Wahnsinns und ich drohte für immer in diesem Traum gefangen zu bleiben. Mit der Zeit wurde die Hitze immer unerträglicher. Wenn ich das letzte Mal noch vor Schmerzen auf den Boden zudammengesackt war, litt ich nun die allerschlimmsten Qualen. Das alles hatte begonnen, als das Orakel seine Weissagung angesprochen hatte. Ich war durchgedreht und hatte versucht abzuhauen. Ein Fehler - wie ich jetzt merkte. Mit viel Mühe rief ich mir Joannas Worte ins Gedächtnis. ,,Eine Weissagung kann man nicht ändern." Sagte sie. ,,Wenn du es doch versuchst, wird dein Schicksal noch schlimmer!"
Plötzlich war mein Kopf wie leer gefegt. Ich hatte bemerkt, dass mir das immer öfters passierte, je länger ich litt. Die Hitze und der Schmerz machte mir zu schaffen und brachte mich an den Rand des Abgrunds. Wie viel konnte ein Mensch ertragen, bis er schließlich starb? Ich jedenfalls fühlte mich kurz davor. Und ehrlich gesagt hätte ich damit auch kein Problem mehr. Je weiter ich ging, desto mehr verlor ich mich selbst. Ich fühlte mich bereits tot. Ich schlurfte gebückt durch den endlosen Tunnel. Mal bog ich nach links ab, mal nach rechts und manchmal hatte ich das Gefühl, dass ich nur um Kreis lief. Schwarze Wände - Fackeln und ein Boden, der sich mit jedem Schritt wackeliger und heißer anfühlte. Ist das eine Nebenwirkung des Sees? Oder doch weil ich meine Kraft genutzt hatte? Ich wusste es nicht - ich wusste nur, dass ich hier sterben würde.

Lara
Nachdem Mr. D die Hütte verlassen hatte, herrschte Totenstille. Niemand wagte es zu reden. Alle starrten Heros an - vielleicht in der Hoffnung, dass er aufstehen und da weitermachen würde, wo er aufgehört hatte - vielleicht aber auch, weil er so unbeschreiblich heiß wie die Sonne leuchtete. Ich wusste es nicht. Gerne wollte ich alle vor die Tür schmeißen, nur damit die starrenden Blicke aufhörten. Aber ich konnte nicht - ich war wie betäubt. Plötzlich sagte Will mit einem Seitenblick zu mir: ,,Okay - alle zurück in ihre Betten! Morgen sind die Spiele und ihr wollt doch ausgeschlafen sein!" Es war ein miserabler Versuch, alle zu trösten, aber immerhin besser als ich. Alina umklammerte mich übrings immer noch. Meine Geschwister gingen zurück ins Bett. Einige murmelten vor sich hin, andere sahen kurz davor aus zu weinen. Ein paar kamen zu mir und legten mir tröstend eine Hand auf die Schulter. Ein kleiner Versuch mich aufzumuntern. Denn ich hatte von allen am meisten Kontakt mit Heros gehabt. Er war in der letzten Zeit sowas wie mein Freund geworden. Schließlich sagte Will: ,,Alina, du solltest auch schlafen gehen. Es ist schon spät." Er kam zu uns und tippte ihr auf die Schulter. Erst passierte nichts, doch dann hob sie ihren Kopf von meiner Schulter und nickte. ,,Ja, du hast Recht." Sie versuchte tapfer zu sein, aber ich sah ihre von Tränen nassen Augen und wusste, dass sie geweint hatte. ,,Aber sagt mir sofort bescheid, wenn........" sie stockte und verzog das Gesicht. ,,Natürlich, mache ich das!" Antwortete ich schnell um sie zu beruhigen. Ich glaube wir alle wussten, was sie sagen wollte. Alina drehte sich um und rannte aus der Tür. Ich hoffte, sie würde mindestens noch ein paar Stunden Schlaf finden. Im Gegensatz zu mir. Als ich mich umdrehte und meine Geschwister ansah, wusste ich, dass ich hier nicht bleiben wollte. Will der meinem Blick gefolgt war, bot an sich mit mir nach draußen auf die Treppe zu setzen. Das Angebot nahm ich dankend an und ein paar Minuten später saßen wir nebeneinander und sahen in die Sterne. ,,Was glaubst du?" Flüsterte ich. ,,Denkst du, das Vater ihm helfen wird?" Ich sah ihn an. ,,Ich glaube, das Apollo kein unschuldiges Kind sterben lässt. Außerdem hat das Orakel Heros auserwählt. Deshalb glaube ich fest daran, dass er kommen wird." Sagte Will nach einer Weile. Als ich zurück in die Sterne sah, wurde ich plötzlich so müde, dass mir die Augen zufielen. Was Heros wohl gerade dachte? War er überhaubt bei Bewusstsein? Und bekam er mit, dass er gerade dabei ist zu sterben?
Ich spürte eine Hand auf meinem Rücken und drehte mich zu meinem Bruder. Einzelne blonde Strähnen fielen ihm über die Augen. Er sah besorgt aus. ,,Komm, lehnte dich an - wenn etwas passiert wecke ich dich. Aber du musst schlafen."
Ich wollte widersprechen, sah aber ein, dass mir das nicht helfen würde und lehnte mich schließlich an seine Schulter. Es dauerte nicht lange, dann dämmerte ich auch schon ins Land der Träume.

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Als Will mich weckte, sah er aufgeregt aus. Es war immernoch dunkel, jedoch krochen bereits die ersten Sonnenstrahlen über den Himmel und tauchten alles in einen wunderschönen Rosé Ton. ,,Wie lange habe ich geschlafen." Nuschelte ich und rieb mir den Schlaf aus den Augen. ,,Höchstens 5 Stunden, vielleicht aber auch mehr. Ich habe nicht auf die Uhr geschaut." Kam die Antwort. Müde streckte ich mich und ließ mich dann von Will auf die Beine ziehen. ,,Warum hasst du mich geweckt?" Fragte ich und sah ihn erwartungsvoll an. Er zeigte auf den Horizont. ,,Er kommt!" Ich folgte seinem Blick und konnte zuerst nichts verdächtigen sehen, als mir ja einfiel, dass Apollo unteranderm der Sonnengott war. Ich schlug mir im Geiste vor die Stirn. Natürlich kam er nur mit den ersten Sonnenstrahlen. Mr. D hatte es also tatsächlich geschafft, Apollo davon zu überzeugen, herauskommen. Wir beobachten noch eine Weile den heller werdenden Himmel, bis schließlich ein Feuerball auf uns zugerast kam. Schnell schlossen wir die Augen und verdeckten sie mit unseren Händen. Auch wenn der Sonnenwagen nicht die echte Sonne war, so stellte er diese jedoch da und war deshalb nicht weniger hell. Als das glühen abnahm, und ich wieder sehen konnte, staunte ich nicht schlecht. Der Wagen war ein roter Maserati Spyder Coupé - und er glühte. Der Fahrer stieg aus und lächelte. Er sah aus wie 17 und hatte genau wie Will und viele meiner Geschwister blonde Haare. Dazu trug er eine Sonnenbrille und sein Lächeln war fröhlich und verspielt. Er sah gar nicht wirklich aus wie ein Gott. Apollo trug Jeans, Turnschuhe und ein dünnes weißes t-shirt mir der Aufschrift: Ich bin der Größte!
Als er uns sah, breitete er die Arme aus und blendete uns fast mit seinem Strahlenden Lächeln. ,,Will! Lara! Lange her das wir uns gesehen haben!" Sagte er zur Begrüßung und Schritt auf uns zu. Wir verbeugten uns schnell. Apollo mag zwar unser Vater sein, aber das änderte nichts daran, dass er ein Gott war. ,,Vater." Sagten wir respektvoll. ,,Steht auf." Sagte er und wartete darauf, dass wir seiner Bitte nachkamen. Will stand als erster wieder, dann stand auch ich wieder auf. ,,Siehst mich an." Befahl er mir. Und als ich das tat, konnte ich eine Art brennenden Stolz in seinen Augen erkennen. ,,Du bist gewachsen. Eine große Kriegerin wird mal aus dir werden." Rief er und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Ich errötete. Es war das erste mal das ich meinen Vater zu Gesicht bekam. Zwar behauptete meine Mutter, dass er mich als Baby sogar im Arm hatte, aber das zählte für mich nicht, da ich noch zu klein war. Umso mehr erfüllte es mich nun mit Stolz, diese Worte von meinem Vater zu hören. Apollo lächelte leicht, dann wandte er sich meinem Bruder zu und lobte ihn wegen seiner Heilkünste. ,,Vater?" Unterbrach ich ihn. ,,Ein Freund von Uns - Heros - liegt im Sterben! Er hat es nicht verdient und braucht dringend deine Hilfe!" Ich sah ihn zweifelnd an. Er war zwar gekommen, was aber nicht hieß, dass er auch helfen wollte. ,,Ich weiß." Antwortete er mit ernster Stimme. ,,Deshalb bin ich hier - bringt mich zu ihm, dann werde ich sehen was ich für euren Freund tun kann."

Heros ~ Der Fluch Der Zeit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt