V ●Ich finde die Wahrheit - irgendwie●

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,,Ich stamme also von einem Gott ab?" Fragte ich und fixierte meinen Blick auf seine Augen. ,,Ja, aber ich weiß nicht von welchem" antwortete Nick und lehnte sich in seinem Sessel zurück. ,,Dann bin ich nicht verrückt oder halluziniere gerade?"
,,Nein mit dir ist alles in Ordnung. Es gibt sogar noch viele mehr von deiner Art. Sie sind alle Halbgötter so wie du."
Seine grün- blauen Augen sahen mich freundlich an. Egal wie lange ich über das ganze nachdachte, ich kam immer zu dem Schluss das ich Nick vertrauen musste um zu überleben. Er schien mir eher der fröhliche und sanfte Typ zu sein aber so wie er den Höllenhund (ja Nick hatte mich über die Bestie aufgeklärt, die mich töten wollte) getötet hatte, ging ich davon aus das ich Nick nicht unterschätzen sollte. So nach dem Motto: ich bin das friedlichste Lamm der Welt aber wenn mir jemand zu nahe kommt, werde ich dein schlimmster Albtraum.
,,Am besten ich bringe dich gleich ins Camp." Unterbrach er meine Gedanken und stand auf. ,,Es wird ein langer Weg werden, aber wenn wir erstmal dort sind, kann dir nichts mehr passieren" redete er weiter.
,,Moment, was ist dieses Camp eigentlich, von dem du die ganze Zeit redest?" Fragte ich und verschränkte meine Arme.
,,Das Camp?" Fragte er. ,,Das Camp ist unser Zuhause - das einzige in dem wir sicher sind. Dort trainieren wir und lernen mit unseren Fähigkeiten umzugehen. Und vorallem sind wir alle eine Familie!" Er lächelte mich an. ,,Irgendwann wirst du verstehen."

,,Wie finde ich heraus, wer mein Vater ist?" Fragte ich weiter. Mich interessierte es brennend, was mit ihm geschehen war oder vorallem: WER er war. ,,Meistens wird man beim Lagerfeuer im Camp von seinem göttlichen Elternteil anerkannt". Nick drehte mir den Rücken zu und flüsterte, sodass ich mich anstrengen musste ihn zu verstehen. ,,Es kommt aber auch darauf an, ob dein göttliches Elternteil ein Nebengott oder einer der Hauptgötter ist. Ein Nebengott gibt sich seinen Kindern fast nie zu erkennen."
Na großartig. Entweder ich gehe mit einem Fremden in irgendein Camp oder ich bleibe hier und werde gefressen. (Ich hatte mir meine Ferien irgendwie anders vorgestellt)
Frag deine Mutter
,,Was?" Ich sah auf. ,,Wer ist da?"
,,Heros? Ist alles in Ordnung? Vielleicht hast du doch etwas auf den Kopf gekriegt?" Meinte Nick besorgt.
Er kam auf mich zu getrabt und kniete sich vor mich. Fehlte nur noch, dass er mir eine Hand auf die Stirn legte um zu fühlen ob ich denn Fieber hatte. Seine Sorge rührte mich. Ich meine, wir kannten uns kaum 2 Stunden und doch behandelte er mich wie seinen besten Freund.
Ich sagte ihm nicht, das ich eine Stimme in meinem Kopf hörte - er würde mich nur für verrückt erklären. Schließlich sagte ich mit fester Stimme:
,,Ich will erst noch mit meiner Mutter reden!"

☆~☆~☆~☆~☆~☆~☆~☆~☆~☆

Es wurde langsam später Nachmittag. Nick hatte sich nach langem diskutieren endlich dazu bereit erklärt, mich zu meiner Mum zu begleiten. Sie arbeitete nur ein paar Blocks von unserer Wohnung entfernt in einem kleinen Süßigkeitenladen. Ich war ein paar Meter vor der Tür stehen geblieben um mich zu sammeln. Heute würde ich vielleicht zum ersten Mal erfahren, wer mein Vater ist.
,,Du musst nicht reingehen, wenn du nicht willst" sagte Nick und sah mich von der Seite an. Er schien nervös.
,,Nein, ich muss das jetzt wissen!" Antwortete ich entschlossen und überbrückte die letzten Meter bis zur Tür. Als ich eintrat klingelte ein Glöckchen über der Tür. Meine Mutter war gerade damit beschäftigt, neue Ware in die Regale zu räumen, sodass sie mich noch nicht bemerkte.
Schnell lief ich zu ihr und räusperte mich.
,,Mum?" Sie zuckte vor Schreck zusammen und sah dann auf. Bei meinem Anblick zog sie scharf die Luft ein. Ich hatte mir nach meinem beinahe Tod nur notdürftig das Blut abgewaschen und die größten Kratzer mit Verband eingewickelt- kurz gesagt: ich sah wahrscheinlich so aus, als hätte ich mich geprügelt.
,,Was ist denn mit dir passiert? Müsstest du nicht in der Schule sein?" Fragte sie mich und nahm mich in die Arme. Ich wusste, das es riskant war, direkt zur Sache zu kommen, aber ich wollte hier und jetzt sofort Antworten bekommen.
,,Mum - heute....Ist mir was passiert" brachte ich schließlich hervor, löste mich aus ihrer Umarmung und sah ihr fest in die Augen.
,,Was ist dir passiert?" Fragte sie und blickte mich wachsam an. Und dann entschied ich - raus mit dem Rest. Ich erzählte ihr von dem Höllenhund, von Nick dem Satyr und das ich unbedingt wissen musste, wer mein Vater ist.
Als ich geendet hatte, war es lange Zeit still. ,,Mum?"
,,Nein Heros!, ich werde dir nicht erzählen, wer dein Vater ist - glaube mir es ist besser so!" Sagte sie dann und drehte mir den Rücken zu.
,,Ich habe ein Recht dazu es zu erfahren!" Schrie ich. Ich hatte meine Mutter noch nie angeschrien. Aber ich war es leid, keine Antworten zu bekommen. Als meine Mutter sich schließlich wieder zu mir umdrehte, sah ich in ihren Augen, dass sie nie und nimmer mit der Wahrheit herausrücken würde.
,,Schön" sagte ich ,,Dann finde ich es eben selbst heraus!" Schrie ich und drehte mich um. ,,Ich gehe mit Nick ins Camp - vielleicht bekomme ich da ja endlich Antworten!"
,,Heros - bitte. Sei doch vernünftig" flehte meine Mutter. Sie wollte mich festhalten, doch ich entwand mich ihrem Griff und stürmte aus dem Laden. Tränen liefen mein Gesicht herunter und verschleierten meine Sicht. Ich warete nicht auf Nick.

Ich blieb nicht stehen
Ich blickte nicht zurück
Ich wusste - meine Antworten musste ich alleine finden.

Unbekannt
Er trat hinter sie und sah seinem Sohn nach, wie dieser mit dem Satyr auf seine eigene Reise ging.
Er würde Antworten finden - aber ob sie ihm gefielen, war eine andere Frage.
,,Wieso?" Fragte sie und drehte sich zu ihm um. Ihre grünen Augen leuchteten und waren nass vom weinen. Er hasste es, wenn sie weinte, deshalb hob er seine Hand und wischte ihr eine Träne von der Wange.
,,Er muss seinen Platz noch finden. Dafür musst du ihn gehen lassen." Antwortete er und küsste sie sanft auf die Stirn. Im nächsten Augenblick war er verschwunden, doch seine letzten Worte hörte sie noch. ,,Ich werde über ihn wachen und ihn auf seinem Weg leiten". Sie vertraute ihm, denn sie wusste er hatte recht. Das hatte er immer.

Heros ~ Der Fluch Der Zeit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt