IV ●Eine Ziege rettet mir das Leben●

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So durfte es nicht enden. Ich war nicht so weit gekommen um mich jetzt fressen zu lassen. Fieberhaft dachte ich nach. Was kann ich tun, um das Vieh abzulenken?
Mein Blick fiel auf die Schlüssel in meiner Hand. Da ich in der Falle saß, ließ sich das Biest Zeit und um umkreiste mich wachsam. Zwischen uns stand noch immer das Sofa - aber hinter mir war die Wand. Ich bezweifelte, dass ich schnell genug laufen könnte um die Tür zu erreichen (geschweige denn sie aufzuschließen) ohne gefressen zu werden. Meine Situation war hoffnungslos. Wieder knurrte das Biest. Es wurde langsam unruhig. Aber es war sich seines Sieges sicher. So sicher, das ich die Lage vielleicht doch noch ändern konnte. Mein Blick wanderte zu der zerstörten Tür - der Riegel war in zwei Teile gebrochen und von dem Rahmen - geschweige denn der Tür waren nur noch ein paar Splitter übrig geblieben. In meinem Kopf nahm ein Plan Gestalt an. Ein ziemlich Lebensgefährlicher aber besser als nichts.
Ich schloss meine Hand fester um die Schlüssel und hob sie zum werfen.
WUFF! Vor Schreck zuckte ich zusammen. Die Bestie fletschte die Zähne und fixierte meine Hand. Machte aber noch keine Anstalten auf mich los zu gehen. Gut so. Dachte ich und zielte auf die Lampe über dem Sofa. Bitte lass es funktionieren.
Ich schloss die Augen und warf.
Die Schlüssel trafen mit Genauigkeit ihr Ziel und zerstörten die alte Glühbirne, die in tausend Scherben zerbrach und Funken schlug. Die Bestie sprang verwirrt zurück und war für einen kurzen Moment abgelenkt.
Jetzt oder nie! Dachte ich und sprintete um das Sofa zur Terassentür. Wie ich gehofft hatte, wollte mich das Biest nicht entkommen lassen und rannte mir nach.

WAUUUUUU! Kurz bevor ich sie mich erreichte, ließ ich mich nach vorne fallen und ließ die Bestie gegen die Scheibe laufen

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WAUUUUUU!
Kurz bevor ich sie mich erreichte, ließ ich mich nach vorne fallen und ließ die Bestie gegen die Scheibe laufen. So war zumindest mein Plan. Leider hatte ich nicht bedacht, selbst umgerannt zu werden. Wir knallten zusammen und durchbrachen zusammen die Fensterscheibe. Splitter bohrten sich tief in meine Haut und zerkratzten meine Arme. Wir rutschten noch ein paar Meter durch den Garten und zerpflücken Mutters schönes Blumenbeet (wenn sie mich nicht vorher schon umgebracht hat, wird sie es spätestens dann tun, wenn sie ihre Blumen sieht). Warum die Nachbarn den Lärm nicht gehört und schon längst angelaufen kamen wusste ich nicht. Und als ich versuchte meine Augen zu öffnen, lief mir mein eigenes Blut in die Augen. Ich hatte mir mit Sicherheit eine Gehirnerschütterung oder zumindest eine Platzwunde zugezogen. Meine Aufstehungsversuche scheiterten kläglich. Ich konnte mich kaum auf den Beinen halten.
RHARRR?
Zumindest bin ich nicht der einzige, der auf den Kopf gefallen ist
Ich beeilte mich so schnell wie möglich von dem Monster fortzukriechen, damit es nicht noch auf die Idee kam nach mir zu schnappen.
Ich drehte meinen Kopf mit einiger Anstrengung zu dem Biest und sah ihm in die Augen. Es starrte genauso zurück. Sollte ich hier sterben wollte ich dem Vieh keine Genugtuung über meinen Tod verschaffen. So lagen wir da - wie lange wollt ihr wissen? Das kann ich euch nicht sagen. Was ich aber noch weiß ist, das ich langsam aber sicher immer weiter abdriftete.

☆~☆~☆~☆~☆~☆~☆~☆~☆~☆

Ich hörte Schritte. Aber nicht wie die eines Menschen. Leichter - wie von einem Tier mit Hufen. Woher ich das wusste? Vor einem Jahr hatten meine Mutter und ich Urlaub am Strand gemacht und dort konnte man sich für eine Reittour anmelden. Deswegen wusste ich noch genau wie sich Hufe anhörten. Ich nahm ein Zischen war und dann jaulte das Biest und löste sich in Schatten auf. Mein Kopf spielt mir einen Streich! Dachte ich und blinzelte. Kurz bevor ich wieder ins Nichts verschwand, nahm ich eine Person wahr, die sich über mich beugte. Ich war mir sicher so etwas wie Hörner auf seinem Kopf zu erkennen. Oder vielleicht war ich auch einfach schon zu angeschlagen.
Schließlich driftete ich wieder ab.

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Wärme. Knistern. Stille.
Wie war ich hergekommen?
War ich tot? Hatte es mich also doch noch erwischt?
Ich versuchte meine Augen zu öffnen und scheiterte kläglich. Wenn ich tot war, wieso konnte ich mich dann nicht mehr bewegen?
Ich beschloss es mit meinen anderen Sinnen zu versuchen. Es dauerte etwas, aber schließlich fühlte ich etwas weiches auf meiner Haut. Vielleicht eine Decke? Ich lauschte und hörte das Feuer im Kamin knistern. Jemand war oder ist also immer noch hier und hatte den Kamin angemacht. War meine Mutter etwa schon Zuhause? Und da hörte ich es wieder - die leichten unverwechselbaren Schritte eines Tieres.
,,Heros?" Fragte eine Stimme.
,,Bist du wach?"
Ich war mir sicher, die Person nicht zu kennen. Aber ich wollte nicht unhöflich sein Schließlich hatte man mich gerettet.
,,Ja" flüsterte ich und öffnete meine Augen einen Spalt breit. (Was nicht unbedingt hieß, das ich jetzt etwas sehen konnte)
,,Wer bist du?" Fragte ich neugierig. Zuerst bekam ich keine Antwort, doch dann bekam ich eine die mich mehr verwirrte als das sie mir weiterhalf.
,,Ich bin Nick und dein Beschützer".
,,Mein Beschützer?" Wiederholte ich und öffnete meine Augen nun ganz. Ich stockte und sah mit großen Augen auf den Jungen vor mir. Er schien um die 15 zu sein und hatte kleine Hörner auf dem Kopf. Als ich an ihm runter sah, bemerkte ich das er behaarte Beine (und ich meine jetzt nicht die Art von Behaarten Beinen, wie Menschen sie manchmal hatten, sondern von echtem Fell) hatte und statt Füßen lief er auf Hufen. Das erklärte das Geräusch das ich gehört hatte.
,,Du hast Hufe" stellte ich fest und sah ihn verwirrt an.
,,Ich bin ein Satyr - halb Mensch, halb Ziege" antwortete Nick und deutete auf mich.
,,Und du bist ein Halbgott."

Heros ~ Der Fluch Der Zeit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt