Kapitel 28

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Abbigail P.O.V.

Der Mann, Ian, der mein Daddy war, saß mir gegenüber und malte. Ich malte auch, er war gar nicht schlecht darin. Es sah schön aus, sehr dezent, fein und mit viel Wasser. Ich malte eine Landschaft mit Bergen und einem Fluss, was er malte wusste ich nicht. Ich konnte es nicht erkennen.

"Wie war meine Mummy früher?" fragte ich ihn und malte das Wasser weiter. "Sie war zierlich, zurückhaltend, süß und wunderschön aber sobald man sie reizte wurde sie zur Furie. Sie wurde frech, vorlaut, aggressiv und provozierend. Es war als würden zwei Menschen in ihr Leben. Es faszinierte mich.."

Er sprach über Mummy und ich sah dieses Glitzern in seinen Augen. So sah Mummy mich auch immer an.

"Wie ist sie denn jetzt?" fragte er mich, langsam schaute ich zurück auf mein Blatt und malte den nächsten Strich. Sollte ich ihm antworten? Es wäre doch unhöflich wenn nicht.

"Sie ist die beste Mummy der Welt" meinte ich nur und malte weiter.

"Würdest du mir mehr über sie erzählen?" fragte er, ich hob leicht meinen Kopf und ich sah ihn Lächeln. Er war mein Dad, aber... Aber ich kannte ich ihn doch gar nicht und Mummy hatte doch einen Grund gehabt es mir zu verschweigen.

"Okay ich verstehe" Er lächelte aber er sah dabei verletzt aus. "Würdest du mir etwas über dich erzählen?"

Ich nickte nur.

"Ich habe in 3 Wochen Geburtstag" meinte ich stolz und fing an zu Lächeln. Er begann ebenfalls zu Lächeln.

"Was wünschst du dir denn? Also zum Geburtstag"

Ich runzelte meine Stirn. Darüber hatte ich mir noch gar nicht so richtig Gedanken gemacht.

"Ich weiß es nicht" gab ich grübelnd zu. "Was? Das weißt du nicht?" antwortete er gespielt geschockt und begann zu lachen. "Deine Mum hat bestimmt eine Idee und wenn du nichts weißt, wird es ja eine große Überraschung"

Da hatte er Recht. Das würde cool werden.

Ich konzentrierte mich wieder auf mein Bild und malte weiter. Wir saßen mitten im Wald, vor dem Haus, das hier so herum stand, stand ein Tisch mit zwei Stühlen und Papier, Pinsel und Farbe. Ian war direkt auf den Tisch zu gelaufen, hatte mich auf den Stuhl gehoben und wir hatten angefangen zu reden. Davor waren wir, glaube ich, eine Weile einfach nur schweigend durch den Wald gelaufen und ich hatte die ganzen Blumen bewundert. Viele von ihnen hatte ich noch nie gesehen, in New York gab es nicht so viele Blumen, nur im Central Park und da waren es eigentlich immer die selben.

Ich mochte es hier. Es war ruhig, die Luft war frisch und es roch so schön nach Blumen. Ich nochte die Natur, die Pflanzen und auch die Tiere. Wir hatten vorhin sogar einen Schmetterling gesehen.

"Wollen wir ein Spiel spielen?" fragte er und unterbrach so die Stille.

"Was für ein Spiel?" fragte ich nach und er begann wieder zu Lächeln.

"Ich stelle dir eine Frage und du beantwortest sie und dann kannst du mich etwas fragen und ich antworte dir" Zustimmend nickte ich.

"Gehst du schon in den Kindergarten?" fragte er mich und ich nickte. "Ja" Ich begann zu Strahlen und Ian lachte.

"Wo warst du die letzten drei Jahre?" stellte ich nun meine Frage. Ian legte seinen Pinsel weg und stützte seine Ellenbogen auf dem Tisch ab.

"Du willst also gleich mit den richtigen Fragen anfangen? Ja na dann" fragte er grinsend und ich nickte nur.

Er sah so aus als würde er überlegen.

"Ich war im Ausland unterwegs, Arbeiten und das alles. Ich wollte eigentlich schon früher kommen, aber es kam noch etwas dazwischen" erklärte er mir.

"Ich bin dran... Wo arbeitet deine Mum?"

"Sie arbeitet bei so einer großen Firma mit Mike und Josh, die beiden sind voll lustig" Ian wirkte nicht mehr so glücklich, er lächelte aber es erreichte nicht seine Augen.

"Deine Frage?" versuchte er abzulenken. "Was hast du Mummy getan, dass sie wegen dir traurig ist? Das macht man nicht, wenn man jemanden Lieb hat. Sie hat jede Nacht Albträume und wacht schreiend und weinend auf. Sie denkt ich bekomme das nicht mit, aber da tue ich. Ich wache auf und schaue dann solange nach ihr bis sie aufhört zu weinen. Manchmal kuschel ich mich auch an sie, dann geht es ihr sofort besser, aber sie meint immer ich solle wegen ihr nicht wach bleiben. Aber sie ist doch mein Mummy, ich möchte nicht, dass sie weint und sie weint wegen dir. Wieso machst du das? Wieso bringst du meine Mummy zum weinen? Magst du etwa ihr Lächeln nicht?"

Ich schaute ihn mit großen fragenden Augen an. Mochte er Mummy doch nicht? Mochte er mich nicht?

Ian blickte mich an, seine Augen glänzten und ich sah, dass er schwer schlucken musste.

"Nein nein... Ich mag das Lächeln deiner Mum, ich liebe ihr Lächeln. Ich liebe alles an ihr, aber... Nun ja, Menschen machen Fehler und manchmal werden Ihnen die Fehler verziehen aber manchmal auch nicht, denn dann war der Fehler so groß, dass das einfach nicht mehr geht. Und ab dann macht man einfach alles falsch"

Weiterhin fragend schaute ich ihn an, ich wusste nicht was ich sagen sollte, also wartete ich, dass Ian mir eine Frage stellte und das tat er auch zum Glück gleich.

"Hast du denn Freunde?" fragte er mich dann. "Jace war mein erster Freund, aber er hat was böses getan und sonst habe ich meine Familie, Elijah und Sadie, meine Freunde und das reicht. Mummy meint auch immer ich solle nicht jedem trauen, denn nicht jeder zeigt seine Absichten vom ersten Moment an"

Entführt - Mein Leben geht weiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt