Kapitel 12

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Alison P.O.V.

Ian hatte mich jetzt in "mein Zimmer" eingesperrt. Ich hatte nach einer halben Stunde aufgehört gegen die Tür zu schlagen und hatte stattdessen das Zimmer zerlegt.

Schreien brachte ebenfalls nichts, hier wohnte sowieso niemand in der Nähe, der sich dafür interessierte. Aus dem Fenster kam ich ebenfalls nicht, das hatte ich schon versucht.

Das Zimmer war wirklich schön eingerichtet, wenn man bedachte, dass ich hier gegen meinen Willen war und, dass Ian das Zimmer eingerichtet hatte.

Wie ich durch das Schlüsselloch sehen konnte, saß Ian an einem der Tische und war am Laptop. Mehr konnte ich nicht erkennen.

Wieso musste ich mich jedesmal so schwach und hilflos fühlen? Ich war mittlerweile 23 und nicht mehr naive 17 Jahre alt. Obwohl ich mit 17 nicht naiv war, sondern blind vor Liebe. Ich ärgerte mich heute noch darüber. Wäre ich ihm in der Bibliothek nicht begegnet wäre alles andere gelaufen oder auch danach. Ich hätte merken sollen, dass ein Mensch sich nicht einfach so ändert und das dann wegen einem kleinen Mädchen.

"Ian! Mach die verdammte Tür auf!" schrie ich und trat auf die Tür auf ein, irgendwie musste ich meinen Hass in diesem Moment los werden. 

"Ich schwöre dir machst du diese Tür nicht gleich, werde ich das Zimmer weiter zerlegen!"

Von draußen hörte ich Ian nur lachte und ich fing an einfach los zu schreien. Das ich ein Emotionales Wrack war, war nicht mehr neu. Aber es wurde immer schlimmer, dass ich sie nicht mehr unter Kontrolle hatte.

"Ach komm reg dich nicht so auf! Es ist doch noch gar nicht so schlimm! Ich bin noch nett zu dir!" schrie er von der anderen Seite und ich schrie ihm weiter entgegen.

"Nett?! Du hast meine Mum verletzt! Wegen dir liegt sie jetzt bestimmt im Krankenhaus!"

"Wie kommst du darauf?" Plötzlich war die Stimme näher und auch lauter, er stand vor der Tür.

"Hast du nicht auch gesehen, wie ihre Atmung immer schwächer wurde, bis ihre Brust sich gar nicht mehr bewegte?"

Mein Herz setzte für einen Moment aus und wie in Zeitlupe rutschte ich an der Tür herab auf die Knie. Nein. Er log doch. Meine Mutter konnte nicht... Nicht so und nicht auf einmal. Sie war stark und eine Kämpferin, eine bessere als ich es war. Sie war seit ich klein war mein Vorbild, sie machte mich stark.

Meinen Kopf legte ich an die Tür und die Tränen bahnten sich ihren Weg, mein Körper hatte nachgegeben.

"Du wirst nicht gewinnen" sagte ich mit heiserer Stimme und Ian lachte darüber nur. "Wirklich? Was lässt dich denken, dass ich nicht schon längst gewonnen habe?"

"Abbi" flüsterte ich und doch hörte er mich. "Unser kleiner Engel" meinte er aber eher zu sich selbst. Trotzdem hörte ich es und meine Seele, mein inneres, begann zu brennen.

Alles in mir schrie danach hier raus zu kommen und meine kleine Tochter zu finden. Ich wollte Ian weh tun, ihm alle Knochen brechen und ihn leiden lassen, langsam und quälend.

Es klang sadistisch, aber mittlerweile hatte ich so einen Hass auf ihn, dass ich alles tun würde.

Dann wurde die Tür geöffnet und ich wurde über den Boden geschoben, ich sah nicht ein, dass ich mich bewegen sollte. Oder? Ich fing an zu überlegen.

"Was sitzt du hier auf dem Boden herum?"

Meine Augenbraue wanderte nach oben und ich schaute in das Zimmer. Ich hatte alles in irgendeine Ecke geschmissen und die Matratze des Bettes einfach auf den Boden geschmissen. Man sollte mich nicht unterschätzen, wenn ich wütend war.

Ian wendete seinen Blick ab und im selben Moment sprang ich auf und meine Faust landete in seinem Gesicht.

Ian taumelte und ich trat ihm zwischen die Beine, schreiend krümmte er sich und ich griff an seinen Hosenbund nach seiner Waffe. Ian bemerkte das und wollte sie mir entreißen, doch ich hielt sie mir an den Kopf.

"Noch ein Schritt und ich schwöre dir, ich drücke ab" Ian lachte darüber und mein Blick verfinsterte sich.

"Denkst du, du kannst mich davon abhalten?"

"Ja das glaube ich, du hast so viel zu verlieren, du würdest nicht abdrücken"

Er verschrenkte die Arme vor der Brust und begutachtete mich, er dachte nach. "Du hast deine Eltern, Abbi, Alexa und Jace, sie alle würden am Boden zerstört sein, wenn du das tust"

Ein kleines spöttisches Grinsen schlich sich auf meine Lippen.

"Du kennst mich nicht, ich habe mich verändert seit unserem ersten Treffen. Ich habe dazu gelernt und ich kenne meine Grenzen. Wenn du Recht damit hast, dass meine Mutter tot ist und meine Tochter hier ist, dann hält mich nichts auf. Ich bin seit 3 Jahren ein Emotionales Wrack, eine tickende Zeitbombe. Abbi ist der einzige Grund, das ich mir mein Leben noch nicht genommen habe."

Somit drückte ich die Waffe fester an meinen Kopf und legte meinen Finger um den Abzug.

"Damit lässt du aber deine Tochter alleine bei mir"

"Glaubst du das wirklich? Ich dachte wirklich du würdest mich verstehen... Wenn ich den Abzug betätige, wenn ich dem allem hier und jetzt ein Ende mache, wird mein Dad und die restlichen Polizisten nichts abhalten, dich umzubringen."

"Aber wenn ich Abbi habe, wieso sollten sie das Riskieren?"

Ein siegessicheres Grinsen breitete sich auf meinen Lippen aus.

"Weil sie wissen, dass du ihr kein Haar krümmen würdest. Sie ist unsere Tochter, deine Tochter. Du liebst sie. Jeder Vater liebt seine Tochter, egal wie eiskalt und krank dieser ist."

Entführt - Mein Leben geht weiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt