Kapitel 43

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Alison P.O.V.

Ian spannte sich an und ich holte mit der Faust aus und wollte ihn schlagen, er fing meinen Schlag ab und schubste mich von sich weg.

"Man lernt im Knast echt gut kämpfen" erwiederte er und hob provokant die Fäuste.

"Beim Training mit Polizisten auch" erwiederte ich und hob ebenfalls die Fäuste.

"Du willst wirklich gegen mich kämpfen?" fragte er nach und seine Mundwinkel zuckten nach oben.

"Also spielen jedenfalls nicht" erwiederte ich und machte einen Ausfallschritt. Ich konnte zwar kämpfen und konnte auch Männer zu Boden bringen, aber gegen Ian hatte ich keine Chance. Vielleicht eine kleine wenn ich ihn wirklich traf aber er hatte mehr Übung und allgemein war er besser "gebaut".

"Na dann lass uns kämpfen" Er grinste und holte mit der Faust aus, er wollte meinen Bauch treffen, doch ich wich mit einem Sprung zurück, schlug seine Arm gegen den Tresen und schlug ihm mit der flachen Hand gegen das Gesicht.

Er fluchte auf und ich sah wie ein einzelner Bluttropfen aus seiner Nase tropfte und auf dem Holzboden landete.

Unsere Blicke folgten dem Tropfen und dann schauten wir gleichzeitig hoch, in seinen Augen konnte man die Wut sehen und bei mir die plötzliche Angst, die mich ergriff.

Ich wirbelte herum und rannte los.

Was war nur los mit mir?! Wieso legte ich es auch noch darauf an, dass Ian wütend wurde und mich schlagen wollte?! Ich rannte aus der Küche raus, rannte nach rechts aber anstatt die Treppe hoch zu rennen, lief ich an ihr vorbei und einfach gerade aus.

Doch mein Plan ging nicht auf, der Flur hörte dort nämlich leider nach ein Paar Metern auf, mit einer enttäuschten und ängstlich Miene drehte ich um und drückte mich gegen die Wand.

Ian kam wütend auf mich zu gelaufen und ich entdeckte das Messer in seiner Hand.

Er würde mir nichts tun oder? Ich konnte es nicht einschätzen, er war wütend und dann war er immer unberechenbar und hatte die Kontrolle über seine Vernunft verloren.

"Wieso musst du mich immer so weit bringen?!" schrie er und fuhr sich durch die Haare und schlug gegen die Wand, ich zuckte zusammen.

"Schon früher hast du nie bemerkt wann du eine Grenze überschritten hast und es endgültig zu viel war!" schrie er und machte einen Schritt auf mich zu, dann sprach er weiter.

"Ich wollte dir doch nie weh tun! Ich habe es im Nachhinein gehasst aber es ging nicht anders!" Wieder ein Schritt.

"Du hast nie die Klappe gehalten, du hast gesagt was du dachtest und manchmal nichtmal nachgedacht bevor du sprachst... Das habe ich an dir geliebt und zugleich gehasst" Wieder ein Schritt und er stand direkt vor mir, nur noch ein Paar Zentimeter trennten uns.

Ich konnte nichts sagen, ich wollte auch nicht sagen und wenn, ich hätte sowieso nicht gewusst was ich hätte sagen können.

Plötzlich hob er die Hand, das Messer glitzerte als ein Paar Sonnenstrahlen es trafen und im nächsten Moment hörte man etwas knallen. Reflexartig hatte ich die Augen zusammengekniffen, langsam öffnete ich das eine Augen, ich hatte ein leichtes Piepen im Ohr und drehte meinen Kopf zur Seite. Er hatte das Messer in die Wand gerammt, genau neben meinem Kopf.

"Du treibst mich in den Wahnsinn" brummte er, aber eher zu sich selbst und schaute mir dann erst wieder in die Augen.

Ich schwieg weiterhin... Nach all den Jahren fragte ich mich immer noch wieso er es getan hatte, wieso er mir so weh getan hatte. Ich hatte ihn geliebt, er war in meinen Augen perfekt gewesen. Wir wollten eine Familie sein aber er musste es alles zerstören. Einfach so.

"Wieso musstest du es damals zerstören? Ich war schwanger und ich habe dich geliebt. Es war doch alles perfekt" Ich schaute ihn verzweifelt an.

"Es war nicht geplant gewesen, dass du schwanger wirst, auch wenn ich das gesagt hatte, aber es war nicht geplant. Es hatte mich genauso überrascht wie dich. Mir schwirrten so viele Gedanken im Kopf herum, ich hatte dich geliebt und das tue ich immer noch und ich musste an unser Kind denken. Es konnte nicht in so einem Umfeld aufwachsen, nicht bei mir. Ich musste dich dazu bringen mich zu hassen, du solltest mich so sehr hassen, dass du das Kind nimmst und gehst. Ich hätte dich nicht einfach so gehen lassen können, die Jungs hätten sich uns in den Weg gestellt, also musste ich es schaffen, dass du von mir weg willst. Und ab da an geriet eigentlich alles außer Kontrolle. Die Jungs sind krank, das weiß ich und ich wollte nicht, dass das alles passiert. Aber hätten sie davon gewusst... Dann wäre es schlimmer geworden. Ich war in dem Moment so in dich verliebt, sie hätten es nicht zugelassen. Ich konnte dadurch nicht mehr klar denken und hätte in ihren Augen alles gefährdet, unsere ganze "Gruppe". Du hast alles geändert, du und Abbi. Ich wollte, dass ihr ein schönes Leben ohne mich habt und dann habt ihr es geschafft. Ich habe dann Jace darauf angesetzt, dass er auf euch aufpasst, er sollte mir immer erzählen, wie es euch geht und erzählen, dass euch nichts passiert ist. Die Jungs meinten dann ich soll dich zurück holen und ich wollte dich auch wieder holen. Ich wollte dich nicht wieder entführen, aber ich war auch wütend. Wütend darauf, dass sie dich gefunden hatten und wütend darauf, dass ich meine Tochter nicht aufwachsen gesehen habe... Ich weiß nicht was in mich gefahren war. Ich weiß es immer noch nicht. Ich kann den Jungs doch nicht offenbaren, dass ich dich liebe. Sie würden dir und Abbi weh tun. "

Ich fand keine Worte und die erste Träne rollte mir über die Wange und tropfte dann von meinem Kinn.

Entführt - Mein Leben geht weiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt