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Tyler

Gähnend schreibe ich die Formel ab, welche unser Mathelehrer auf die Tafel kritzelte. Drehte sich genervt zu uns herum. Er hasste uns. Mr. Howell hasste uns mit jeder Zelle seines Körpers. Niemand von uns verstand was er aufschrieb, niemand wollte ihm fragen stellen geschweige sich überhaupt am Unterricht beteiligen. Die warmen Sonnenstrahlen kitzelten meine linke Wange.

"Hey Brendon, welche Aufgabe müssen wir erledigen?" Das Mathegenie blickte mich grinsend an. Er war einer meiner vielen Freunde, wenn nicht sogar mein bester Freund. Schnell griff er nach meinem geschlossen Mathebuch, durchblätterte es um dann abrupt auf einer Seite damit aufzuhören. "Hier." Mit seinem Zeigefinger tippte er sachte auf die Aufgabe.

Genervt stöhnte ich. Was brachte mir das ganze Zeug? Um einen IKEA Tisch aufzubauen muss man kein Mathematiker sein. "Brauchst du die Lösung?" Patrick hatte mich angesprochen, rückte seinen Aufschrieb näher zu mir. Antworte ihm mit einem leisen 'Danke'.

Mit dem schrillen klingeln der Schulglocke rannte unser Mathelehrer aus dem stickigen Klassenzimmer nach draußen. Brauchte frische Luft. Auch ich quetschte mich durch den engen Flur hin zu meinem Schließfach. Von allen Seiten wurde man beschattet. Bekam den neuesten Klatsch und Tratsch mit egal ob man sich dafür interessierte oder nicht.

"Hey Tyler!" Frank kam mit einem breiten Grinsen auf mich zu gerannt. Er war ein guter Freund, Klassenkamerad und ein wichtiges Mitglied unseres Basketballteams. Klein aber flink. "Was ist?" Fragte ich ihn während meine Bücher und Hefte in den Spind werfe. Eselsohren oder Risse waren mir vollkommen egal. "Hast du mitbekommen, dass wir einen neuen in der Klasse haben?" Verwundert musterte ich ihn. Mit meinen Händen fuhr ich mir über den Nacken. Schüttelte schweigend den Kopf. "Wie lange ist er schon da?" Frank lachte laut auf. Der Flur leerte sich, Gespräche verstummten. "Schon seit Beginn der Woche", antwortete er ohne ein zucken seiner Mine. Blickte ihn geschockt an, schloss ohne meinen Blick von dem jungen Mann abzuwenden, den silbernen Spind. "Seit drei Tagen sitzt er schon bei uns im Klassenzimmer? Wie heißt er, warum hat er sich nicht vorgestellt?"

Frank und ich erreichten den Bioraum fünf Minuten nach Beginn der zweiten Stunde. Unsere Lehrerin war zwar streng ließ es aber nochmals durchgehen. Wir hatten uns zuvor noch über den neuen unterhalten. Frank kannte seinen Namen auch nicht, geschweige denn andere Fakten über ihm. Alles was er wusste war, dass er sein Haar knallig Pink gefärbt hatte. Und tatsächlich.

Der Junge saß in unserem Unterricht. Und nicht irgendwo. Direkt neben mir. Sein Haar leuchtete förmlich in meinem Augenwinkel. Er trug eine schwarze, eng anliegende Jeans, sowie ein ausgewaschenes NASA-Shirt. Irgendetwas an ihm brachte mich zum schmunzeln. War es einfach die Art wie er sich angestrengt auf die Unterlippe biss während er die Aufschriebe auf sein Blatt kopierte oder doch seine bernsteinfarbenen Augen?

"Sorry aber hab ich irgendwas im Gesicht?" Verwundert schreckte ich auf. Anscheinend hatte ich gestarrt. Na toll. Als ob er dich jetzt noch kennen lernen will. Das war ja mal Mega peinlich. Meine Wangen röteten sich, mein Mund war trocken. Brachte keine Worte heraus. Schüttelte nur schnell meinen Kopf. Was war nur los mit mir? Jeder mochte mich und blickte zu mir auf. Warum ordnete ich mich diesem neuen dann unter, als sei er stärker als ich. Er fing an zu lachen. "Mr. Dun, wollen Sie uns mitteilen weshalb sie lachen?" Die zusammengekniffenen Augen unserer Lehrerin blickten ihn düster an. Der Junge mit dem pink gefärbten Haar gab keinen Mucks mehr von sich. Nach ein paar Minuten ergriff ich das Wort. Flüsterte ihm ein 'warum hast du gelacht?' entgegen. "Du hast das mit dem unterordnen gut hörbar preisgeben. Ich bin übrigens Joshua. Nenn mich aber bitte Josh." Er hielt mir seine rechte Hand hin. Schnell schüttelte ich diese. Der Händedruck war kräftig. "Ich bin Tyler."

Die restlichen Schulstunden hatte ich mich nochmals ein bisschen mit Josh unterhalten. Er war ziemlich offen, was mir total gefiel. So ziemlich jeder wusste, dass ich auf das gleiche Geschlecht stand. Niemand verurteilte mich. Josh kam jedenfalls auf die Liste der Typen mit denen ich mir was vorstellen konnte. Seine Art war anders, er war anders. Er passte sich nicht an, wollte in keine Kiste gesteckt werden. Glücklich trat ich aus dem Schulgebäude, Brendon, Frank und Pete neben mir. "Kommt ihr heute Mittag zum Training? Coach Lester wollte mit uns noch ein paar Körbe werfen bevor wir am Freitag unser Spiel haben."

Pete hatte die Frage gestellt. "Also ich bin auf jeden Fall dabei", antwortete Frank mit einem breiten Grinsen. Brendon nickte zustimmend. Die Sonne knallte auf unsere Köpfe, der leichte Wind machte dies jedoch viel erträglicher. Obwohl mein Bus schon da war wartete ich noch mit den Jungs auf ihre Fahrgelegenheit. Meine wartete eh immer noch weitere zehn Minuten. Blickte auf. Josh war in den Bus eingestiegen mit welchem auch ich fahren würde. "Was ist mit dir Tyler?" "Ich kann nicht. Ihr wisst doch ich hab zur Zeit dieses Problem mit meiner Lunge. Heute Mittag hole ich die Auswertung der Untersuchung ab."

I will not kiss you-Joshler (German)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt