2.

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Tyler

Blickte auf die monoton tickenden Zeiger der Standuhr. Das Wartezimmer war klein und stickig. Ich hatte es mir vor ein paar Minuten auf einem der Stühle gemütlich gemacht. Wollte wissen was mit mir los war. Seit geraumer Zeit schon hatte ich Probleme beim Atmen, was sich ziemlich schlecht auf meine sportlichen Aktivitäten ausübte. Ich liebte es nach der Schule Basketball zu spielen und Körbe zu werfen, oder mich einfach auf meine Musik zu konzentrieren. Es entspannte mich, ließ alle Probleme verschwinden.

"Mrs. Allen?" Langsam stand die Angesprochene auf. Alt und klein. Trottete der Arzthelferin schweigend hinterher.

Ich fing an laut zu husten.

Mein Mund schmeckte von mal zu mal eisenhaltiger. Ein kleiner Junge blickte von seinen Holzklötzen auf, sah geschockt zu mir nur um dann ängstlich zu seiner Mutter zu rennen. Was hatte der denn jetzt für ein Problem? Auch der junge Mann, welcher sonst so schweigsam neben mir saß rückte weg. Verzog verekelt sein Gesicht. Was hatten die denn alle?

Sprintete in das kleine Badezimmer, blickte mich geschockt im Spiegel an. Meine Lippen waren Blutrot. Ich hustete erneut. Ein Tropfen der edlen Flüssigkeit landete auf meinem grauen Oberteil. Tränen schossen mir in die Augen, meine Nase begann zu brennen. Drehte den Wasserhahn auf und hielt meine Hände unter die klare, kalte Flüssigkeit. Das aufgefangene Wasser führte ich zu meinem Mund, gurgelte, spuckte es anschließend in das weiße Becken aus Keramik. Rot. Blut. Was war nur falsch mit mir? Meine Beine fingen an zu zittern, meinen Kopf nach unten gesenkt und meine Augenlider zusammengepresst. Eine einzelne Träne kullerte mir über meine glühend heiße Wange.

"Mr Joseph? Dr. Way erwartet sie in seinem Arztzimmer." Die Stimme der blonden Arzthelferin, sowie ihr zaghaftes klopfen gegen die massive Tür zogen mich aus meiner Starre. Ich nickte, wohl wissend, dass sie es nicht mitbekam. Atmete tief ein und wieder aus.

"Guten Tag." Der Arzt hielt mir seine Hand hin. Schnell schlug ich ein. "Setzen sie sich doch." Ohne weiteres Tat ich was er mir sagte. Das Zimmer war wunderbar eingerichtet. Große Regale zu meiner rechten, aufgefüllt mit allen möglichen medizinischen Büchern. Von '20 Tipps gegen Migräne' über 'Heilkräuter' bis hin zu 'Gelenk schmerzen verhindern-so geht's'. Zu meiner linken ein Tisch für Untersuchungen. In der Mitte saßen wir uns gegenüber. Er an seinem Schreibtisch. "Und? Was stimmt nicht mit meiner Lunge", platzte mir die Frage heraus. Meine Augen blickten ihn aufmerksam, neugierig an. Die erdrückend warme Luft, welche in dem Raum herrschte, ignorierte ich.

"Mr. Joseph," Dr. Way blickte mich mit leeren Augen an. Keine Veränderung seiner Mimik, kein Gesichtsmuskel zuckte. Er blinzelte nicht einmal. "Ich bin Ihre Unterlagen immer und immer wieder durchgegangen. Alle Einzelheiten, alle Ergebnisse unserer Untersuchungen." "Was meinen sie?" Lehnte mich langsam nach hinten. Meine Finger vergruben sich angespannt in dem weichen Polster des Stuhls. "Es tut mir leid Ihnen das mitteilen zu müssen", der junge Arzt hielt kurz inne, "aber sie haben Lungenkrebs."

Krebs. Wie konnte das passieren? Ich rauchte nicht. Auch meine Mutter hatte das nie, vor allem nicht während ihrer Schwangerschaften, getan. Allgemein gab es niemanden in meiner Familie welcher die selbe Krankheit aufzeigte. Krebs. Das Wort brannte sich in meinen Kopf ein. Alles um mich herum verstummte. Krebs. "Was kann ich dagegen tun?" "Die Lage des Tumors ist für eine Operation ungeeignet, einen Eingriff würden Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht überleben. Zudem ist der Tumor schon zu groß. Die, in ihrem Fall, einzige Möglichkeit wäre eine Chemotherapie. Zwar werden noch weitere Untersuchungen anstehen, um sicher zu stellen, wie groß der Tumor tatsächlich ist, dennoch ist die Chemotherapie die mit Wahrscheinlichkeit beste Lösung."

"Ach Tyler, was kam denn jetzt raus? Also wegen deiner Lunge." Josh ging neben mir her. Die anderen mussten noch etwas mit unserem Coach besprechen. Da wir eine Schulstunde früher aus hatten war der lange, helle Flur wie leergefegt. Unsere Schritte die einzige Geräuschkulisse. Mein Magen zog sich schlagartig zusammen. Ich konnte es ihm nicht erzählen. Nicht einmal meine Eltern wussten davon.

Versuchte Josh mit einem monotonen, schroffen 'egal' abzuschütteln. Den ganzen Tag hatte er mich nicht danach gefragt, ebenso Pete oder Brendon. Die letzteren hatten eh wichtigere Dinge zu tun. Der Junge mit dem pinkfarbenen Haar griff nach meinem dünnen Handgelenk, brachte mich zum Stillstand. Seine Finger waren rau, was ich jedoch als angenehm empfand. "Ich weiß wir kennen uns so gut wie gar nicht aber ich bitte dich inständig darum. Erzähl mir was bei deiner Untersuchung herauskam."

Ich fing an schwach zu schluchzen. Tränen rannten mir über die Wangen, hin auf den Boden. Glitzerten in den warmen Sonnenstrahlen. Josh machte einen Schritt auf mich zu, legte seine Arme um mich. Er symbolisierte mir, dass er für mich da war. Ich spürte seinen ruhigen Herzschlag als ich meinen Kopf auf seine Brust legte. "Also, was ist los?" "Ich, ich kann das nicht. Ich kann dir das nicht erzählen." Seine braunen Augen musterten mich. "Ich kann das einfach nicht. Josh, ich kann nicht, ich kann nicht, ich-"

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Anmerkung: Ich werde versuchen jede Woche ein bis zwei Teile hochzuladen. Sollte ich das mal nicht schaffen, dann tut mir das echt leid❤

Stay alive |-/
Scully

I will not kiss you-Joshler (German)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt