10.

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Tyler

Stürmisch umarmte ich Josh, Freudentränen brannten unter meinen Augenlidern. Mein Kinn lag auf seiner Schulter, welche von dem grauen Stoff seines Shirts verdeckt wurde. Sein typischer Geruch stieg mir in die Nase und ich fing an breit zu grinsen. Es war ein Mix aus leichtem Aftershave und einem regnerischen Tag. "Ist das ein ja?" Ich fing an laut zu lachen. "Natürlich du Idiot!"

Strahlend betrat ich die Klinik. Josh hatte seine rauen Finger in meine eingehakt und schlenderte glücklich neben mir her. Sein blaues Haar hatte ich zuvor einigermaßen gerichtet. Vor der Rezeption machten wir halt. Der junge Mann dahinter war in ein Telefonat verwickelt  weshalb er uns mit einem einfachen Handzeichen in das Wartezimmer schickte.

"Nervös?" Josh blickte mich an. Den genauen Ausdruck in seinen braunen Augen konnte ich nicht richtig erfassen. Es war eine Mischung aus Trauer, Angst und Mitleid. Rutschte auf meinem Stuhl noch näher an in ran als es schon der Fall war. Ihm machte dies nichts aus. "Naja. Ich weiß, dass ich nur noch ein Jahr hab. Ich bin eher gespannt, was der Onkologe zu meinen Röntgenbildern sagt. "Josh legte seinen  rechten Arm um mich, übte einen leichten Druck aus. Mit seiner linken Hand hielt er Sonnenstrahlen davor ab ihn zu blenden. Gott war das mal wieder niedlich.

Anscheinend hatte der Arzthelfer sein Gespräch beendet, da er mich ohne weiteres in eines der vielen Krankenzimmer brachte. Josh hastete uns hinterher. Ich konnte ihn schnauben hören. Er hatte sich soeben noch um alles Formelle gekümmert.

Die Klinik war groß aber übersichtlich. Das kalte Licht erhellte den weißen, desinfiziertem Gang. Patienten kamen mir entgegen. Alle waren sie älter als ich, alle kämpften sie. Es spielte keine Rolle für wen oder was. Sie hatten ihre Hoffnung auf Heilung nicht verloren.

"Mr. Joseph?" Ich nickte schnell. Die Ärztin lächelte erst mich, dann Josh freundlich an. "Ihr Bruder?" Mein Freund gluckste, fing an leise zu lachen. Eine unangenehme Röte wanderte über meine Wangen. Sahen wir uns überhaupt ähnlich? "Gott nein. Mein Freund." Sie grinste uns ohne ein weiteres Wort an, zückte zwei Röntgenbilder. Anschließend bat Sie uns, dass wir uns setzen sollten. Ich hustete laut auf als ich mich nach unten bewegte.

"Dr. Way hat mir ihre Bilder vor ein paar Tagen geschickt. Natürlich habe ich diese sofort untersucht." Ihre Finger zitterten, als sie die Bilder über einem Leuchtkasten anbrachte und einen Stift zückte. Josh griff nach meiner Hand, versicherte mir, dass er nicht von meiner Seite weicht. "Der Tumor ist seit dem ersten Röntgen gewachsen und hat Tochtergeschwüre ausgebildet. Diese kann man vor allem hier", sie zeigte auf eines meiner geröntgten Organe "gut erkennen."

"Und was bedeutet das genau für Tyler?" Josh's Sorge hätte selbst ein Kind aus der Frage herausgehört. Er machte sich Gedanken während ich verkrampft in dem Stuhl saß und die Information wie ein Schwamm in mich aufsog. Dr. Martinez setzte sich uns gegenüber. Ihr Haar wirkte trotz des Zopfes ungekämmt und verstrubbelt. "In diesem Fall lindert die Chemotherapie nur ein paar der Symptome wie beispielsweise das spucken von großer Menge Blut. Die Chancen auf Heilung stehen schlecht, sind aber nicht unmöglich."

Josh

Während der schweigsame Arzthelfer sich um Tyler kümmerte hatte mich die Doktorin zur Seite gezogen. Wir standen in dem breiten Gang, blickten durch ein großes Fenster auf meinen Freund. Er saß unruhig auf dem Untersuchungstisch, blickte traurig zu mir. Seine Augen wirkten glasig und verschlossen. In seinem linken Arm hing eine Nadel welche mit der Medizin verbunden war.

"Versichern sie mir bitte, dass sie auf ihren Freund aufpassen. Er wirkt sehr verängstigt und die Chemotherapie könnte einige unangenehme Nebenwirkungen bereithalten." "Ich kenne die Nebenwirkungen", gab ich leicht patzig von mir. Verschränkte meine Arme vor meiner Brust. Am liebsten würde ich bei Tyler sein. Neben ihm sitzen und seine Hand halten.

"Er wird wahrscheinlich große Probleme damit haben sein Haar zu verlieren. Und wenn er nichts Essen will dann versuchen sie ihn dazu zu bringen. Diese Nebenwirkung treten bei jungen Bettoffenen am häufigsten auf. Lassen sie ihn bitte nicht fallen." Hatte ich ihr nicht gesagt, dass ich die Nebenwirkungen kenne? Verdrehte unauffällig meine Augen. Mein Freund hatte dies bemerkt. Ich konnte sehen wir er anfing zu lachen.

"Ach übrigens." Die Ärztin drückte mir einen kleinen Zettel in die Hand. Meine Augen verengten sich, ich blickte sie verwundert an. "Meine Nummer. Falls Sie noch Fragen haben." Nickte, gab ein leises 'danke' von mir. Eine Arzthelferin rannte hektisch an uns vorbei, ein junger Arzt folgte ihr. "Glauben Sie wirklich, dass er eine Chance hat das hier zu überleben?"

Tyler grinste mich fröhlich an. Ich grinste zurück, ohne meine Angst preiszugeben. Er durfte nicht merken, dass ich ihn nicht verlieren kann. Das er mir wahnsinnig viel bedeutet. "Wissen Sie Mr. Dun, es hab schon einige Fälle welche, wie durch ein Wunder, gut ausgingen. Vielleicht wird das hier ja einer davon."

I will not kiss you-Joshler (German)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt