25.

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Josh

"Wir sehen uns dann später?" "Natürlich."  Grinste meinen Freund nochmals an. Er wirkte schwach und, trotz seiner Interaktion mit mir, abwesend. Ich wollte gerade die helle Tür hinter mir in das Schloss fallen lassen, da rief Tyler nochmals nach mir.

Spürte wie sich mein Magen verkrampfte, wie meine Hände schwitzig wurden, wie meine Gedanken abschweiften. Es war wie in einer dieser Liebesschnulzen. Doch waren sie nichts weiter als Lügen, bauten zu große Hoffnungen. "Ja Ty?"

"Josh, ich lie-" Unterbrach Tyler mit einem lauten 'Nein'. Es klang harsch und aggressiv, zu kräftig um es gegen eine so zerbreche Person anzuwenden. Ein verdutztes Augenpaar starrte mich ungläubig an.

"Entschuldigung Ty. Es ist nur-" versuchte ruhig ein und aus zu atmen während ich mich wieder zu meinem Freund setzte. Spürte wie meine Augen anfingen zu brennen. Wie ich den Tränen wieder ganz nahe war. Auch seine Augen wirkten glasig und gerötet.

"Du hast mir erzählt, dass du nicht mehr kämpfen kannst, sollten diese Worte jemals über meine Lippen kommen." Er nickte. Eine erste Träne kullerte über meine roten, heißen Wangen. Die zweite und dritte folgten kurz darauf. "Wenn du mir diese drei Worte widmest, dann kann ich dich nicht gehen lassen. Es fällt mir ja jetzt schon wahnsinnig schwer. Verdammt Tyler! Ich fühle das selbe für dich aber bitte, bitte tu mir das nicht an. Bitte."

Mein Gegenüber hatte angefangen leise zu schluchzen. Er wusste nicht, was er sagen sollte.

"Du bist mein erster fester Freund und die Vorstellung ohne dich zu sein bringt mich mit jedem weiteren Tag noch mehr um den Verstand." 

"Josh..." Seine dunklen Augen blickten in meine. Er hatte meine kalten Handflächen in seine warmen gelegt. Gab mir einen sanften Kuss auf die Stirn. Am liebsten würde ich ihn richtig küssen, doch auch das würde unseren Abschied noch schmerzhafter machen.

"Danke, dass du mich unterbrochen hast. Ich war so in meinen Gedanken, da habe ich deine Gefühle einfach vergessen." Legte meinen Kopf auf seine Schulter, meine Nase streifte seinen bleichen Hals. Nahm erneute, hastige Schritte von außerhalb, war. "Ich muss jetzt aber wirklich gehen, sonst darf ich dich gar nicht mehr besuchen."

Versuchte mit einem gespielten lachen meinen Schmerz zu unterdrücken. Eigentlich wollte ich ihn nicht alleine lassen. Tyler war wie ein Diamant, wie ein Schatz. Und er war mein Schatz. Ich würde ihn für nichts und niemanden eintauschen.

Tyler

Ein lautes, schrilles klingeln riss mich aus meinem Schlaf. Strecke mich, griff gähnend nach meinem Handy. Da die Vögel laut zwitscherten und die Sonne hell leuchtete ging ich davon aus, dass wir es schon nach zehn Uhr haben mussten. Meine schweren Augen scannten meinen Bildschirm ab bevor ich auf 'annehmen' drückte.

"Hey Brendon."

Meine Stimme hörte sich rau und kalt an. Die Person am anderen Ende der Leitung atmete erleichtert auf.

"Oh Tyler! Ich hab mir solche Sorgen gemacht. Ich hab gestern Abend nichts mehr wirklich mitbekommen und wollte mich eigentlich schon vor einer Stunde erkundigen, wie es dir geht. Du hast aber nicht abgenommen und-"

Nahm ein leises murmeln, flüstern im Hintergrund war. Irgendjemand war bei Brendon, hatte ihn unterbrochen. Ich zog verwundert meine Augenbrauen nach oben. Hustete kurz auf.

"Sorry Tyler aber ich muss leider schon wieder auflegen. Frank und ich müssen noch für unser nächstes Spiel trainieren. Ich frag mich echt, wie wir dass ohne dich schaffen sollen. Viel Glück dir noch. Ich komm dich auf jeden Fall noch besuchen."

Das laute, typische tuten war zu hören. Brendon hatte aufgelegt.

Starrte in die einsame Leere des Zimmers, ließ mein Handy langsam nach unten sinken. Basketball. Ich vermisste es. Vermisste es auf dem Feld zu stehen, den Ball meinen Teamkollegen zu passen, einen Punkt zu ergattern. Vermisste dieses Gefühl der Freiheit. Kurz nachdem meine Eltern von meiner Krankheit erfahren hatten, hatten sie mich ohne weiteres aus dem Team genommen.

Coach Lester hatte sich, wie die anderen, sehr enttäuscht und traurig gezeigt. Ich war des Öfteren sein Ass gewesen, weiches er immer am Ende eines Spiels ausgespielt hatte.

"Wo ist er? Ist mein kleiner Tyler da drinnen?"

Die laute, schrille Stimme meiner Tante zog mich aus meinem Gedankengang. Hörte wie sie mit jemandem sprach bevor sie die Tür schlagartig öffnete, fast schon aufschlug. Josh folgte ihr. Sein Gesicht hatte ein leichtes rot angenommen. Die ganze Situation war ihm sichtlich peinlich. Verdrehte meine Augen. Sie musste einen wirklich überall blamieren.

Marie hatte sich eine große Sporttasche  unter den rechten Arm geklemmt. Stellte diese neben meinem Rollstuhl ab.

"Oh Tyler! Wie geht es dir? Du siehst echt fertig aus. Ich hab dir eine Tasche mit frischen Kleidungsstücken und deinem Notizbuch zusammengestellt. Dein Freund hier meinte, dass du das benötigst, um dich abzulenken. Brauchst du sonst noch irgendwas? Ich könnte-"

Unterbrach sie mit einer einfachen Handbewegung. "Marie? Wo sind meine Eltern?"

I will not kiss you-Joshler (German)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt