16.

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Tyler

Meine Finger zitterten. Langsam wanderten meine unruhigen Hände zu meiner roten Mütze. Wurde von jedem angestarrt, verfolgten meine Bewegungen. Es wirkte fast gar, als würden sie mitzählen wie oft sich mein Brustkorb anhob und wieder sank. Riss meine Kopfbedeckung nach unten. Es hatte eh keinen wert mehr sich gegen meinen mürrischen Lehrer zu wehren.

Zunächst wurde alles schlagartig ruhig, bis von Brendon ein erstauntes 'wow' kam. Anderen war die Kinnlade herunter geklappt, legten ihre Hände vor den Mund. Meine brennenden Augen schweiften zu meinem Freund.

Josh sagte nichts. Er lächelte mich stolz an. Er war stolz, dass ich es allen zeigte. Legte meine linke Hand in seine Rechte. Warm und weich. "T-Tyler-"

Unser Lehrer versuchte etwas zu sagen, brachte aber nichts heraus. "Vielleicht sollte ich diese Situation", ich zeigte auf meinen Kopf, "mal klarstellen." Ray nickte schnell, Kellin stimmte mit ein.

"Ich hab, nun ja. Vor ungefähr zwei Wochen wurde bei mir Lungenkrebs diagnostiziert. Die Ärzte geben mit noch maximal ein Jahr. Ich ging letzte Woche jeden Tag zur Chemotherapie, die mir jedoch nicht viel bringt. Gestern sind mir meine ausfallenden Haare aufgefallen was mich dazu verleitete auch die restlichen zu entfernen."

Nachdem ich meiner Klasse erzählt hatte was passiert war wurde ich nur so von fragen bombardiert und durchlöchert. Natürlich versuchte ich alle so gut es ging zu beantworten.

"Das war echt mutig von dir Ty." Josh hatte sich an mich gewandt nachdem es zur großen Pause geklingelt hatte und alle aus dem Klassenzimmer gestürmt waren. Schnappte mir meine Wasserflasche. "Danke." Lächelte den blauhaarigen Jungen glücklich an. Seine bernsteinfarbenen Augen leuchteten als er einen Schritt auf mich zu machte. Sein Körper bewegte sich langsam nach vorne, meinem entgegen. Spürte den Tisch hinter mir. Stützte mich mit meiner freien Hand darauf ab. "Josh?" Sein Gesicht war nur noch ein paar Zentimeter entfernt. Ein leichtes nach vorne lehnen und schon würden meine Lippen auf seinen landen. 

"Komm mit, ich will dir was zeigen."

Es war nur ein Hauch, ein flüstern. Joshs Stimme war ruhig und verpasste mir eine unnatürliche Gänsehaut. Seine weichen Hände griffen nach meinen. "Wohin gehen wir?" "Das siehst du dann." Lächelte, nickte als Zeichen des Verständnisses. "Ich werden deinen Flaum übrigens vermissen." Boxte ihm leicht gegen den Oberarm. Wir fingen an zu lachen. "Arsch."

Hand in Hand rannten wir durch den leeren Flur. Kein weiterer Schüler kam uns entgegen. Alle saßen sie in der stickigen Kantine und verspeisten mitgebrachte oder gekaufte Sachen.  "Josh, Josh was hast du vor?" "Gedulde dich Ty." Vor der Eingangstür der Aula hielten wir an. Legte meine Stirn in Falten. Meine Finger wanderten gerade zu dem Türgriff, als mein Freund mich nochmals zurück zog.

"Was? Bitte sag nicht, dass ich die falsche Tür öffnen wollte." Eine peinliche Röte überdeckte meine Wangen. Josh lachte nur laut auf. Irgendwie hatte ich ja Angst, dass jeden Moment eine Lehrkraft vorbeikommen würde. Das Betreten der Aula war für uns Schüler ohne Lehrer strengstens verboten. Anweisung unseres Direktors. "Ich hab das mit allen abgesprochen. Wir dürfen in die Halle. Eigentlich wollte ich dir das viel später zeigen aber nachdem was du heute- ach egal, geh einfach rein und schau selbst."

Tränen stiegen mir in die Augen, als ich die große Halle betrat. Warf voller Erstaunen meine Hände vor den Mund.

An den Wänden hingen wunderschöne, rötliche Lichterketten. Zwei große Scheinwerfer erhellten die Bühne auf welcher ein Schlagzeug, eine Ukulele sowie ein Mikrofon standen. Durch die Musikboxen säuselte die beruhigende Stimme von Ed Sheeran. Give me love.

"Das, das hast alles du gemacht?" Schluchzte als ich in Josh's leuchtende, braune Augen blickte. Er grinste, umarmte mich anschließend von hinten. Konnte seinen Atem in meinem Nacken spüren. Er hatte wieder diese beruhigende Wirkung. Konnte für eine kurze Zeit meine Krankheit vergessen. Hauchte ihm ein 'du machst mich so glücklich' entgegen. "Du bist mein ein und alles, Ty. Ich will doch nur, dass du deine Träume noch ausleben kannst ehe es zu spät ist." Auch er fing nun an zu weinen.

Presste meinen zitternden Körper enger an seinen als er sich mir gegenüber stellte. Meine Fingerkuppen strichen über seine weichen, geröteten Wangen.  Seine wanderten nach unten, zu meiner Hüfte. Lehnte mich nach vorne, sodass meine Stirn seine berührte. Sein Herz schlug doppelt so schnell als sonst. Konnte seinen Puls fühlen. "Willst du mir jetzt eines deiner Lieder vorspielen?"

I will not kiss you-Joshler (German)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt