6.

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Tyler

"Hey Tyler. Du und Josh, wann wird dir klar, dass ihr früher oder später zusammen kommen werdet?" Pete schnürte seine Schuhe zu, blickte jedoch fragend zu mir. Auch Brendon konnte seine Augen nicht von mir ab lassen. Die anderen hatten die Frage nicht mitbekommen und unterhielten sich weiterhin lautstark über eine geschickte Aufstellung. "Wie kommt ihr eigentlich darauf, dass da was zwischen uns laufen wird? Er war neu und ich hab mich mit ihm angefreundet." Streifte mir schnell mein Trikot über. Die anderen wussten noch immer nichts von meinem Tumor doch irgendwann musste ich es ihnen erzählen.

"Ja! Klasse Tyler!"

Hörte die lauten Rufe von Josh. Er freute sich, jubelte und feuerte mich glücklich an. Sein pinkfarbenes Haar stach aus der Zuschauermenge hervor. Grinste ihn frech an. Nach der ersten Hälfte des Spiels hatten wir die Nase vorne. Mein Trikot war durchgeschwitzt und klebte nun an meinem schlanken Oberkörper. Rannte in unsere Kabine.

Brendon sprang wie ein verrückter von Bank zu Bank, grölte wie ein Affe. Pete lachte, Frank hatte sich nahe an Gerard, den Sohn meines Arztes, gesetzt, küsste ihn immer und immer wieder. Wie das wohl mit Josh wäre? Schnell schüttelte ich diesen Gedanken ab. "Könntet ihr mir kurz zuhören?" Zitternd griff ich nach der Türklinke, stützte mich so gut es ging. Jetzt oder nie. "Was ist los Tyler?" Brendon hielt direkt vor mir. "Ich sollte euch erzählen was wirklich bei der Untersuchung herauskam."

"Du hast es ihnen erzählt?" Verwundert blickte ihn in die bernsteinfarbenen Augen meines Gegenübers. Josh hatte mich nach dem Spiel nach Hause gebracht. Stand mit ihm vor meiner Haustüre. Meine Finger fuhren über mein Oberteil, zupfte an dessen Saum. "Ich musste es ihnen sagen. Es fällt auf wenn einer ihrer besten Spieler plötzlich keuchend und halb erstickt auf dem Boden liegt", versuchte ich gewitzt rüberzubringen. Natürlich war damit nicht zu spaßen. Eine der Straßenlaternen flackerte kurz auf, der Wind wehte unangenehm. Josh grinste, drückte seine dünne Jacke näher an seinen muskulösen Körper. "Es ist schon ziemlich spät und wir haben morgen keine Schule..." "Willst du mich fragen ob ich bei dir übernachten will?"

Blickte ihn mit großen Augen an. Natürlich wusste er was ich wollte. Selbst ein Tauber hätte mein Gestotter richtig gedeutet. Röte schoss mir über mein sonst so bleiches Gesicht. Er schaffte es immer und immer wieder. "Also nur wenn du willst." "Gerne." Glücklich drehte ich mich zur Tür herum um diese aufzuschließen. Meine Finger zitterten unaufhaltsam hin und her, jedoch landete der Schlüssel sicher in dem silbernen Schloss. Betraten nacheinander den Flur. Zogen unsere durchnässten Schuhe aus. Der Regen hatte nochmals angefangen. Stärker als zuvor.

Hastete in mein Zimmer, der Junge mit dem pinkfarbenen Haar trottete mir fröhlich hinterher. Meine Eltern hatten ihn schon während des Spiels ins Herz geschlossen.

"Willkommen in meinem Reich." Müde setzte ich mich auf mein Bett, wohlwissend, dass ich später noch duschen musste. Josh zückte sein altes Handy. "Ich geb meiner Mutter noch schnell bescheid." Mit diesen Worten war er kurz nach draußen, auf den Flur, verschwunden. Ich schnappte mir währenddessen eine frische Boxershorts und ein viel zu großes Shirt. Meine Eltern schliefen bestimmt schon. Ihre Tage waren anstrengend, und nach intensivem mitfiebern wollte man so schnell wie nur irgendwie möglich in sein Bett und sich in die Decke einkuscheln. Auch aus den Zimmern meiner Geschwister war alles verstummt. "Ich darf."

Joshs glückliche Stimme brachte mich zum zusammenzucken. War panisch aufgeschreckt. Ich hatte ihn einfach vergessen. Er fing an zu lachen, was mir sofort eine Gänsehaut verpasste. "Ich geh noch schnell duschen und dann bring ich dir noch eine Decke sowie ein Kissen. Macht es dir was aus neben mir zu schlafen?" Schnell schüttelte er seinen Kopf. Lächelte dabei. "Ich hab damit kein Problem."

Sprang unter die Dusche. Das Wasser war warm und angenehm. Perlte an mir ab um sich anschließend den Weg in den Abfluss zu suchen. Dampfschwaden durchzogen den Raum. Die Tür hatte ich nicht abgeschlossen. Josh wusste, dass ich mich im Badezimmer befand, er würde also nicht reinplatzen. Die anderen nutzten nachts lieber das zweite Badezimmer.

Die Dusche entspannte mich. Der perfekte Ort um nachzudenken oder laut den zuletzt eingefangenen Ohrwurm zu grölen. Letzteres wagte ich mich mitten in der Nacht dann doch nicht. Fing an mein Haar zu shampoonieren. Was Josh jetzt wohl machte? Wahrscheinlich hatte er die Notizen für mein neues Lied entdeckt, welche noch offen auf meinem Schreibtisch lagen. Warum hatte ich sie nicht weggeräumt? Was er jetzt wohl von mir hielt.

Versuchte ruhig zu atmen, bekam aber von mal zu mal immer schlechter Luft. Drehte das Wasser ab. Vielleicht lag es einfach an dem Wasserdampf. Schnappte nach Luft, befreite mich aus der Dusche, riss jedoch den vollen Wäschekorb mit einem lauten Knall zu Boden. Meine Luftröhre schnürte mir zu. "Tyler?" Wie im Trance nahm ich war wie Josh gegen die Tür klopfte. Wollte diese gerade öffnen als mir schwarz um die Augen wurde.

Schreckte auf. Kalter Schweiß wanderte über meinen Rücken. Josh saß beunruhigt neben mir. Wusste nicht wie ich es in mein Bett geschafft hatte, geschweige denn wie ich mich angezogen hatte. Was war passiert? "Du wurdest Ohnmächtig, hast keine Luft mehr bekommen. Ich, nun ja..." Es war als hätte er meine Gedanken gelesen. Er zeigte auf mich. Verstand nicht ganz. "Ich hab dich angezogen und ins Bett gebracht."

I will not kiss you-Joshler (German)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt