12.

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Tyler

"Dad?"

Ich verschluckte mich an meinem zuletzt genommen Bissen. Hustete, spürte wie sich Blut in meinem Mund sammelte. Hektisch stand ich auf und rannte zum Waschbecken.

Nachdem ich die letzten roten Tropfen weggewischt hatte, blickte ich unsicher auf. "Tyler?" Mein Vater wirkte verwirrt. Josh hatte sich neben mich gestellt, fuhr mit seiner Hand über meinen dürren Rücken. Ich zitterte. "Was machst du hier? Ich dachte du bist mit Mom auf einem Geburtstag?" Versuchte das Thema zu wechseln. "Ich hab mich doch ungeschieden. Was wolltest du uns erzählen?"

Er wirkte ernst was mich noch ängstlicher machte. Heiße Tränen sammelten sich unter meinen dunklen Augenlidern. Ich hatte das dumpfe Gefühl zu ersticken. "Mr. Joseph wir wollten ihnen nur erzählen..." Joshs braune Augen musterten mein Gesicht. Ich hatte ihm vor meinem Basketballspiel erzählen, dass meine Eltern von meiner Homosexualität wussten. "Wir sind zusammen!", platzte es aus meinem Freund heraus. Er grinste glücklich, strahlte über sein ganzes Gesicht.

Mein Vater nickte ungläubig, fragte aber nicht weiter nach. Das ich mich halb übergeben hab hatte er wahrscheinlich schon wieder vergessen. Typisch. Langsam verschwand er. Was wir ihm erzählt hatten entsprach zwar der Wahrheit, dennoch war es nicht das eigentliche was er wissen sollte. Langsam beruhigte sich mein Körper wieder.

Setzte mich auf den Tisch. Josh stand mir schweigend gegenüber. Hauchte ihm ein ruhiges, leises 'Danke' entgegen. "Hey, du solltest es Ihnen in aller Ruhe erzählen und nicht so plötzlich. Ich will doch nur das beste für dich." Ich lächelte. Spürte wie der junge Mann mit dem blauen Haar seine Hüfte leicht gegen meine zitternde Knie drückte. Seine Hände lagen auf meinen Oberschenkeln, wanderten langsam nach oben hinzu meinen bleichen Wangen. Seine Daumen strichen darüber. Sofort spürte ich dieses flattern in meinem Bauch, meinen schnellen Herzschlag. "Ich will uns diesen magischen Moment nicht kaputt machen aber wir sollten langsam nach oben. Ich bin ziemlich müde und wir müssen morgen wieder in die Schule."

Versteckte mich unter meiner Bettdecke. Der kühle Stoff war angenehm, schmieg sich an meinen Körper. Josh kam ein paar Minuten nach mir herein. Er hatte sich in unserem Badezimmer noch umgezogen. Das war eigentlich das falsche Wort. Er hatte lediglich seine Hose ausgezogen und sie fein zusammengefaltet über die alte Badewanne gelegt. Ich hatte den Gurt gehört, wie er mit einem lauten knallen gegen den Keramikrand gestoßen war.

"Kommt schon Ty. Rutsch mal ein bisschen." Ich lachte, tat aber was er mir gesagt hatte. Nachdem er es sich neben mir gemütlich gemacht hatte, reichte ich ihm etwas meiner Decke.

Der Mond strahlte durch die Jalousien, erhellte den Raum. Die kalten Strahlen wurden von dem großen Spiegel, welcher sich neben meiner Tür befand, zurückgeworfen. Meine Hände fuhren über mein Gesicht, rieb mir meine Augen. Josh sah mich tief glücklich an. Grinste. "Jish?" "Ja?" Ich winkelte mein rechtes Bein an, wendete meinen Blick jedoch nicht von meinem Freund ab. Ich konnte meinen Herzschlag deutlich spüren. "Kannst du dabei sein, wenn ich meiner Familie die Nachricht verkünde? Ich schaff das nicht alleine." Mein gegenüber nickte, griff nach meinen Händen. Legte sie behutsam in seine. "Natürlich. Wenn es dir dabei besser geht." Mein Wecker piepste. Mitternacht. Wir hatten also noch sieben Stunden Zeit um zu schlafen, ehe wir aufstehen mussten. "Gute Nacht Jish." "Gute Nacht Ty."

Ein lautes Grummeln von draußen weckte mich um 4:41 Uhr. Es Donnerte, Regen klatschte ununterbrochen gegen meine Fensterscheibe. Stetige Blitze erhellten mein Zimmer. Ich spürte wie ich unruhig wurde. Josh lag seelenlos neben mir. Da er auf dem Bauch lag schnarchte er leicht was mich zum schmunzeln brachte. Drückte meinen zitternden Körper näher an ihn. Sofort legte er seinen Arm um mich, als hätte er meine Angst gespürt.

Ein weiterer lauter Knall, ein weiterer Blitz, welcher sich majestätisch durch den Himmel schlängelte, um dann auf dem Boden aufzuschlagen. Blickte mich panisch um, die Decke mir bis unter die Nase gezogen. Wie ich Gewitter haste. Drückte mich noch näher an meinen schlafenden Freund. Er drehte sich auf die Seite, hielt mich noch fester als zuvor. Flüsterte ein leises Danke in die Dunkelheit hinein. "Kein Problem."

Ich zuckte zusammen. Der Blauhaarige lachte. Seine Stimme wirkte kratzig und trocken. "Seit wann bist du wach? Hab ich dich etwa aufgeweckt?" Obwohl ich sein Gesicht nicht sehen konnte wusste ich, dass seine Augen leuchteten. "Du hast mich nicht geweckt. Ich bin schon seit einer Stunde wach, also als es angefangen hat zu Regnen." Ich nickte, wohlwissend, dass er es nicht erkennen konnte.

"Hast du Angst?" "Ein bisschen", gab ich leise von mir. Das war mir total peinlich und unangenehm. Joshs raue Finger fuhren meinen Arm entlang. Er versuchte mich zu beruhigen, was er langsam aber sicher schaffte. "Wenn ich bei dir bin brauchst du keine Angst zu haben. Ich beschütze dich, versprochen."

I will not kiss you-Joshler (German)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt