14.

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Tyler

Müde stieg ich in den Bus ein. Die ersten Sonnenstrahlen blitzten hinter den Häusern auf, Vögel zwitschern. Gähnte kurz als ich mich neben Josh plumpsen ließ. Sein Haar glitzerte in dem prachtvollsten Blau das sich mir je gezeigt hatte. "Hey. Gut geschlafen?" Ich nickte hastig, stellte mir meine Tasche auf die Oberschenkel.

"Tyler?" Blickte auf. Ich blätterte meinen kleines Notizbuch durch um sicher zu gehen, dass ich heute wirklich keinen Termin in der Praxis hatte. Es war eine Woche seit meiner ersten Chemotherapie vergangen. Josh war wie eine Stütze für mich. Er passte auf, dass ich rechtzeitig bei meinem Arzt ankam. Er achtete darauf, dass ich genug Nahrung zu mir nahm. Er blieb Nächte lang bei mir, nur um sicher zu gehen, dass ich keine Dummheiten anstellte. Josh war der beste Freund den man sich vorstellen konnte.

"Darf ich dich mal was fragen?" "Schieß los." Mein Sitznachbar zupfte an seinem Shirt herum, seine braunen Augen starr nach unten gerichtet. Spürte seine Unsicherheit. Er hatte Angst. Angst die falsche Frage zu stellen. Legte behutsam meine Finger auf seine linke Schulter. "Was wolltest du schon immer tun? Wovon träumst du?"

Dachte nach. Was waren meine Ziele bevor ich dieses Leben aufgeben musste?

Eine der Türen öffnete sich und weitere fünf Grundschüler betraten den Bus. Sie sprudelten nur so vor Aufregung und Vorfreude. Schrieen wie Affen im Zoo. Verdrehte genervt meine Augen. "Ich würde gerne ein oder zwei meiner Lieder auf einer Bühne spielen. Natürlich mit dir am Schlagzeug." Josh grinste. Vermittelte mir mithilfe eines Handzeichens, dass ich ihm mehr erzählen soll. "Ich möchte mit dir an irgendeinem Abend im Dezember durch die Straßen laufen und Musik machen. Du bekommst eine kleine Trommel und ich nehme meine Ukulele und mein Akkordeon mit. Ich- Josh ich möchte einfach nur glücklich sein, du bist der einzige der mich glücklich macht. Ich will dich nicht verlieren."

Sofort legte er seinen Arm um mich. Drückte meinen zaghafte Körper an seine linke Seite ran. Mein Kopf landete auf seiner Brust, wodurch ich seinen schnellen Herzschlag hören konnte. Wie ein durchgängiger Rhythmus. Angenehm, ruhig, befreiend. Summte ruhig vor mich hin. Der blauhaarige Junge fing an zu lachen, was mich verunsicherte. "Was?"

Hob meinen Kopf wieder an. Der stichelnde Blick seiner braunen Augen ruhte auf mir. Er Grinste mich verlegen an. Verzweifelt hakte ich erneut nach was los war. Dieses Mal lauter und kräftiger. "Ich hab das gespürt, als du gesummt hast. Du hast mich ein bisschen an die Katze meiner Nachbarin erinnert." "Die Katze deiner Nachbarin? Josh du verblüffst mich immer wieder."

Mit einem lauten quietschen hielt der Bus an der Schule. Sofort stieg der Fahrer aus, in seiner linken Hand eine Zigarette und in der anderen ein dafür benötigtes Feuerzeug. Quetschte mich durch die Menge nach draußen. Josh tat es mir gleich, hielt meine Hand. Seine Finger hatte er in meine verschränkt. 'Das wir uns nicht verlieren', hatte er mir klar deutlich gemacht. Sein Lachen hatte er sich unterdrückt.

"Sollen wir noch auf Frank und Gerard warten?" Standen gemeinsam vor dem großen Schulgebäude. Schüler versuchten mit dem Strom durch die Türen zu kommen, tratschend und lachend. Manch einer wirkte nicht richtig fit während ein anderer sich vor Aufregung fast nicht mehr im Zaum halten konnte. "Gerne. Außer dir wird das zu kalt." "Nein, geht schon." Rückte näher an Josh heran. Die Sonnenstrahlen waren zwar warm, dennoch hielt der Schatten eine ungeahnte kühle versteckt.

"Josh?"

Wir standen noch immer vor dem Eingang. Mein Gegenüber zückte sein Handy um einen Überblick über die Zeit zu bekommen. In sieben Minuten sollte die erste Unterrichtsstunde anfangen. Da er mir nicht antwortete sprach ich einfach weiter. "Als du bei mir warst, hast du dir meine Songtexte durchgelesen?" Blickte ihn unsicher an. Josh schüttelte seinen Kopf. Kleine, blaue Strähnen legten sich über seine Stirn sowie seine Augen. Ich gluckste.

"Ich wollte sie mir, um ehrlich zu sein, schon durchlesen. Ich hätte zu gerne gewusst über was du schreibst." "Warum hast du es dann nicht gemacht?" Legte meine Stirn in Falten, meine Verwunderung war mir wir ins Gesicht gebrannt. "Ich weiß es nicht wirklich. Hatte wahrscheinlich zu viel Angst das du mich erwischst und dann nichts mehr mit mir zu tun haben willst." Nickte.

"Frank, Gerard, Josh, Tyler! Ihr seit fast zehn Minuten zu spät!" Mr. Howell lehnte sich genervt gegen die Tafel nichtsahnend, dass sich sein schwarzes Hemd durch die weiße Kreide verfärbte. "Unser Bus kam zu spät." Gerard hatte das Wort ergriffen, Frank nickte nur. Ich hingegen stand schweigend hinter ihnen, brachte keinen mucks aus meiner trockenen Kehle heraus. "Setzt euch." Wir nickten synchron, taten was er von uns verlangt hatte. Mr. Howell drehte sich wieder herum und führte seinen langweiligen Unterricht fort.

I will not kiss you-Joshler (German)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt