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Josh

Wie ein verrückter war ich durch das kalte Treppenhaus gestürmt hin zu Tyler's Zimmer. Einen Arzt oder eine Krankenschwester hatte auf der ersten Etage nirgends gesehen. Hoffte, dass dies auch bei den anderen der Fall war.

Vorsichtig öffnete ich die Tür, welche in den zweiten langen Gang führte. Hatte den Blumenstrauß fest an meinen bebenden Brustkorb gedrückt, als ich ein lachen vernahm. Versteckte mich ein einer kleinen Vorratskammer. Hörte wie zwei junge Ärztinnen an dem Raum, in welchen ich mich befand, vorbeigingen. Mein Herz drohte mir aus der Brust zu springen. Das Adrenalin schoss mir durch den ganzen Körper. Als ich mir sicher wahr, dass die Frauen weg waren traute ich mich wieder nach draußen. Es war nicht mehr weit bis zu Tyler.

Tyler.

Sofort fing ich an zu Grinsen. Er war ein wahrer Engel, mein Seelenverwandter. An den Streit von heute Morgen dachte ich gar nicht mehr. Es gab nur noch ihn und mich.

Blickte mich nochmals kurz um, bevor ich seine kühle Türklinke zaghaft nach unten drückte. Sofort hörte ich, wie er von seinem Krankenhausbett aufsprang und in dem alten Rollstuhl landete. "Josh?"

Tyler's Stimme wirkte zaghaft und vorsichtig. Betrat schnell sein Zimmer als ich ein lautes Pfeifen aus einem der vielen Gänge wahrnahm. Schloss die Tür anschließend hinter mir.

"Ty..." wie im trance ging ich auf meinen Freund zu. Schlang meine Arme um seinen schwachen, dünnen Oberkörper. Konnte seinen schnellen Herzschlag spüren. "Wie geht es dir?" Löste mich wieder von ihm wobei er laut aufseufzte. Er vermisste meine Nähe, konnte dies deutlich in seinem Blick erkennen. Schnell zuckte mein Gegenüber mit den Schultern.

"Ich habe das Gefühl, dass meine ganze Welt aus den Fugen gerät." Er lachte kurz auf, um seinen Schmerz zu übertönen. Seine dunklen Augen wirkten trüb. Ein leichtes glänzen war durch die einfallenden Strahlen des Mondes zu erkennen. "Alles was ich mir ausgemalt habe, all diese verfluchten Vorstellungen und Hoffnungen - Alles zerstört."

Aggressiv fuhr er gegen den kleinen, aus Eichenholz bestehenden, Nachttisch. Mit viel Schwung zog er ein kleines Kästchen zu sich welches darauf platziert war. Es war in einem schlichten, dunklen Rot lackiert. Erinnerte mich an einen Rubin. "Tyler, was ist das?"

Ging wieder auf ihn zu. Er rührte sich nicht. Seine ganze Aufmerksamkeit galt der Box in seinen zitternden Händen. Glitzernde Tränen rannten anmutig seine bleichen Wangen entlang um anschließend in seinem Schoß zu landen. Wiederholte meine Frage.

"Ach du meinst das in meinen Händen." Nickte, obwohl es eher nach einer Feststellung klang. "Das ist für dich." "Mich?" Zog verdutzt die Augenbrauen nach oben. "Gerard und die anderen haben mir dabei geholfen. Josh ich hab eine Bitte an dich." Weitere Tränen ließen seine Augen erröten. Er wirkte noch schwächer, fast gar als hätte er schon aufgegeben zu kämpfen.

"In dieser Schatulle befindet sich ein normaler Stick. Ich möchte, dass du die Datei, welche sich darauf befindet, nach meinem Tod aufrufst. Nicht davor. Ich weiß es wird hart, aber bitte, tu es für mich." Stand sprachlos vor meinem Freund. Er zitterte am ganzen Leib. Dieser Anblick brachte mein Herz zum Stillstand. Eine unangenehme Spannung herrschte in dem kleinen Raum, in welchem wir uns soeben befanden. "Josh, sag doch bitte was!" Noch immer keine Reaktion meinerseits. "Josh?!"

Beugte mich langsam zu ihm nach unten. Mit meiner linken Hand stützte ich mich leicht auf seinem dünnen Oberschenkel ab, mit meiner Rechten wanderte ich hin zu seinem Nacken. Lehnte mich nach vorne, presste meine Stirn gegen seine, unsere Augen hatten wir beide geschlossen. Konnte spüren wie er ruhiger wurde. Wie er sich langsam entspannte. "Ich werde die Datei öffnen, versprochen."

"Danke Josh."

I will not kiss you-Joshler (German)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt