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Josh

Atmete tief ein und aus. Wusste, dass er hinter der Tür lag. Das er kämpfte. Für sich, aber auch für seine Familie, seine Freunde und mich.

Zitterte, als ich die alte Türklinke vorsichtig nach unten drückte. Das monotone, gleichbleibende piepsen eines Überwachungsmonitors wurde mit jeder Sekunde lauter. Stand eine ganze Weile vor der offenen Tür, ehe ich nochmals tief einatmete.

Nervös betrat ich den kleinen Raum. Tyler lag in einem der drei Krankenhausbetten, die anderen zwei waren leer. Er hatte seine Augen geschlossen. Seine wunderschönen Augen, welche seine ganze Hoffnung ausstrahlten und preisgaben. Welche mich zum schmelzen brachten und in mir ungewohnte Gefühle weckten.

"Ty?"

Als er seinen Spitznamen hörte fing er an breit zu grinsen. Erst jetzt, durch das nach oben ziehen seiner Mundwinkel, erkannte ich, dass Tränen seine bleichen Wangen zierten. Glitzerten in dem grellen Licht der modernen Deckenlampen. Machte ein paar Schritte auf ihn zu, bis ich schlussendlich neben ihm stand. Fuhr mit meinen rauen Fingerkuppen seinen rechten Arm entlang. Er strahlte keine Wärme aus. Unterdrückte mein schluchzen.

"Jish?"

Seine Stimme war rau. Tyler wirkte traurig. Langsam öffnete er seine Augen und blinzelte ein paar mal um sich an die Helligkeit zu gewöhnen. Ich nahm ein lautes Hupen von außerhalb war. "Wie geht es dir?" Schmunzelte. War beeindruckt wie er sich erst um mich kümmerte und sorgte anstatt um sich. Eine meiner Tränen landete auf seiner weißen Bettdecke. "Das sollte ich dich eigentlich Fragen." "Josh bitte," mein Gegenüber schluchzte, "bitte erzähl mir wie es dir geht." Nickte schnell als ich mich vorsichtig auf sein Bett setzte. Tyler war extra ein bisschen zur Seite gerutscht.

Mein Blick wanderte auf den Boden. Weitere Tränen sammelten sich in meinem Augen. Meine Sicht verschwamm langsam. "Ich weiß nicht was ich fühle. Ich fühle mich so verdammt leer und von meinen Emotionen überwältigt. Es fühlt sich an als hätte jemand einen Teil aus mir rausgerissen." Spürte wie Tyler seine dünnen Arme vorsichtig um mich schlang. Wie er seinen Kopf auf meine Schulterblätter ablegte. "Ich kann mir gar nicht ausmalen wie es dir geht. Lass mich bitte nicht los."

Für ein paar Minuten herrschte eine totale Stille zwischen uns. Der Monitor, die einzige Geräuschkulisse. Ich hielt meinen Kopf noch immer gesenkt. Weinte in meine, nun nassen, Handflächen. "Wenn du mich für immer auffängst wenn ich falle." Drehte mich vorsichtig zu ihm herum um ihm zu antworten.

"Das verspreche ich dir." Fing mich langsam wieder. Wischte meinem Freund die Bahnen der Tränen vorsichtig von den Wangen. Seine braunen Augen waren, wie meine, gerötet und leicht angeschwollen.

  "Soll ich die anderen Mal reinholen? Die sind bestimmt schon krank vor Sorge." "Die sind noch da? Ehm ja, bitte mach das. Könntest du mir auch noch ein Glas oder eine Flasche Wasser besorgen? Ich verdurste sonst noch."

Tyler

Nickend verließ mein Freund den Raum. Für eine kurze Zeit war ich alleine. Erst jetzt merkte ich, dass ich meine Eltern noch nicht informiert hatte. Wir hatten 4:38 Uhr, was bedeutete, dass sie noch schliefen. Dennoch würden sie es spätestens beim Frühstück bemerken.

Hörte wie die Tür geöffnet wurde. Genauso langsam und vorsichtig wie beim ersten Mal. Fing an zu schmunzeln. Das erste, dass ich wahrnahm, war ein großer Teddybär, welcher von Ryan auf einem Rollstuhl in mein Zimmer gefahren wurde. Hinter ihm trottete ein aufgelöster Patrick hinter.

"Ein Arzt meinte, ich soll dir das mitbringen." Lächelte ihn freundlich, aber auch leicht verspielt, an. "Den Bär oder den Rollstuhl?" Patrick kicherte. "Den Rollstuhl. Ryan bestand darauf, dir dieses Plüschtier zu besorgen." Wie abgesprochen fingen wir alle drei gleichzeitig an zu gähnen. Der Alkohol hatte schon längst nicht mehr die Wirkung wie zuvor.  "Wo sind eigentlich Brendon und Pete?"

Ryan und Patrick wechselten einen schnellen Blick miteinander, ehe ich eine Antwort bekam. "Pete muss heute noch in einem kleinen Plattenladen arbeiten und ist deshalb nach Hause. Er erhofft sich noch ein paar Stunden Schlaf." Nickte verständnisvoll. Nahm einen Schluck meines Getränks, welches Josh mir vor einer Minute gebracht hatte.

"Und Brendon?"

Josh wollte mir gerade antworten, als eine ernst wirkende Arzthelferin den Raum betrat. Trotz ihres Alters war sie mindestens einen Kopf kleiner, wirkte dadurch aber doppelt so streng. Ihr Haar hatte sie stramm zu einem Zopf zusammengebunden. "Was machen Sie noch hier? Bitte verschwinden Sie. Mr. Joseph muss sich jetzt ausruhen."

Meine Freunde nickten, verließen nacheinander mein Zimmer. Josh ging als letzter. "Wir sehen uns dann später?" "Natürlich." Der blauhaarige wollte gerade die Tür hinter sich schließen, da rief ich ihn nochmals kurz zu mir. Es war wie im Trance. Wie ein Traum. Mir egal, was die Arzthelferin sagte. "Ja Ty?"

"Josh, ich lie-"

I will not kiss you-Joshler (German)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt