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Ich weiß nicht wie viele Tage oder sogar Wochen vergangen sind. Ich weiß nur, dass mein Gemütszustand von Minute zu Minute immer schlimmer geworden ist. Ich würde euch ja jetzt erzählen was in der letzten Zeit alles geschehen ist, doch ich kann mich nicht wirklich erinnern. Ich weiß nur, dass es Harry und den anderen gelungen ist, einen weiteren Horcrux zu finden und wir herausgefunden haben, dass die sogenannten Heiligtümer des Todes existieren. Mit dem Eldastab, dem Stein der Auferstehung und dem Umhang, der unsichtbar macht, ist man der Herr über den Tod. Dass mein Vater nur Interesse an dem mächtigen Zauberstab hat, muss ich wohl nicht erwähnen oder? Ach ja, und wir waren wieder auf der Flucht. Mich ließen sie allerdings in Ruhe, da es ja meine Aufgabe ist. Ich weiß, dass ihr wahrscheinlich mehr Einzelheiten erfahren wolltet, aber mir geht es einfach nur dreckig. Jedes Mal, wenn ich in den Spiegel sehe, erschrecke ich mich vor mir selbst. Ich habe dunkle Ringe unter den Augen, mein Gesicht ist blass und eingefallen, mein Haar stumpf. Ich sehe aus als käme ich aus dem letzten Loch. Interessiert es mich? Nicht wirklich. Ich esse kaum noch und Harry, der mir praktisch die Nahrungsmittel in den Mund zwingen muss, ist besorgter denn je. Gerade sitzen wir im Zelt, um unseren weiteren Werdegang zu besprechen. Ein weiteres Stück der Seele meines Vaters muss in Hogwarts versteckt sein, soviel ist sicher. "Ich meine es ernst. Wir müssen bald los am besten noch heute, denn..." Den Rest, den Hermine sagt, höre ich nicht mehr. Meine Gedanken sind schon wieder woanders. Bei ihm. Ich vermisse ihn schrecklich. Ich traue mich noch nicht mal mehr seinen Namen nur zu denken, ohne dass es wehtut. Ich will zu ihm. Ich habe vom ersten Moment an, seitdem ich diese Vision gehabt hatte, gewusst, dass etwas nicht stimmen konnte. Und jetzt? Jetzt sitze ich immer noch hier rum und weiß kein bisschen über das, was bei ihm passiert war. "Hallo? Erde an Lucy." Ron stupst mich an, sodass ich wohl oder übel in die Gegenwart zurückkehren muss. Ehe ich irgendwas hätte sagen können, hat Harry schon wieder das Wort ergriffen: "Vergiss es, Mann. Bevor sie nicht wieder bei Draco ist, kannst du vergessen, dass sie zu irgendwas fähig ist." Wenn es nicht wahr wäre, würde ich ihm jetzt einen Spruch entgegen schleudern, aber das bringt mir doch so oder so nichts. "Seht ihr? Nicht zuletzt deswegen müssen wir in die Schule zurück. Bei der jetzigen Situation in Hogwarts wird auch Draco nicht weit weg sein." Beim Klang seines Namens zucke ich wieder zusammen und die anderen sehen mich an. Mit Bedauern in ihren Blicken. Wie ich es doch hasse.

Wir apparieren nach Hogsmeade und kaum stehen wir auf dem Asphalt spüre ich ihn. Eine vertraute Wärme breitet sich auf einmal in meinem Körper aus. Er muss in der Nähe sein. Doch ich habe keine Zeit darüber nachzudenken, da ich nur noch höre wie ein schriller Ton losgeht. Ein paar Sekunden später tauchen ein paar Todesser wie aus dem Nichts auf, aber wir rennen bereits. Mit aller Kraft, die ich noch aufbringen kann, lasse ich meinen dunklen Gefährten angreifen, doch ich weiß jetzt schon, dass ich ihn nicht lange beibehalten kann. Wir rennen und ehrlich gesagt weiß ich auch gar nicht genau wohin. Direkt ins Schloss wäre reiner Selbstmord. Plötzlich werde ich von Harry zur Seite gerissen, in eine Gasse. Mitten durch die Tür eines Hauses. Ich versuche mich vor Panik von ihm loszureißen, aber er ist zu stark. "Nein!", schreie ich, vollkommen überfordert mit der Situation. "Lucinda! Reiß dich zusammen! Hier kann uns nichts passieren, beruhige dich." Ehe ich weiß was los ist, wird alles schwarz vor meinen Augen...

"Lucy, bei Merlin nochmal, jetzt wach endlich auf!" Langsam aber sicher komme ich wieder zu Bewusstsein, blinzele und starre mitten in Rons Gesicht. "Was ist passiert?", frage ich. Super, meine Stimme hört sich an wie ein Hauself nach dem Anfeuern beim Quidditsch. "Dich hat's umgehauen, Mädel. Hast geschrien wie am Spieß.", sagt ein alter Mann, den ich erst jetzt bemerke. Er sieht mich nicht direkt an, aber seine Gesichtszüge kommen mir unglaublich bekannt vor. Harry sitzt an meiner Seite, bevor ich mir den Kopf weiter darüber zermattern kann. Hermine, wie soll es auch anders sein, blättert in einem Buch herum. "Wie geht's dir?", fragt er sanft und gibt mir einen Kuss auf die Stirn. Ich komme überhaupt nicht zu einer Antwort, da Harry schon wieder weiterredet: "Du warst panisch und hast geschrien. Du hast nach ihm geschrien. Danach bist du ohnmächtig geworden." Ich will mich aufrichten, doch er drückt mich zurück in das lumpige alte Sofakissen. "Bleib bitte liegen, Lucy." "Harry, wir müssen zum Schloss. Wir müssen den Horcrux finden. Ich muss ihn finden..." Ich höre, wie der alte Mann zu lachen beginnt. "In dieser Verfassung bist du kein bisschen auf das vorbereitet, was dich da drüben in diesem Loch erwartet, Schätzchen." Ich richte mich nun doch ein Stückchen auf. "Wer sind Sie überhaupt?", frage ich und klinge endlich wieder ein wenig nach mir selbst, was vermutlich daran liegt, dass ich diese vertraute Wärme in mir spüre. "Entschuldige Lucy, wir haben ihn dir ja noch gar nicht vorgestellt. Das ist Aberforth. Aberforth Dumbledore.", meint Hermine und sieht mich von ihrem Buch aus an. Wie bitte? Ich muss mich verhört haben. "Sie sind sein Bruder?", frage ich so ungläubig, dass ich mir im selben Moment total doof vorkomme. "Wow Mädel, du bist eine Kandidatin der schnellen Sorte." Er lacht verächtlich. "Ja, bin ich. Gezwungenermaßen. Albus hat sich-" "Jaja, ist gut, Sie brauchen die ganze Geschichte nicht noch einmal zu erzählen.", mischt sich Ron ein. Ich sehe Harry verwirrt an und er seufzt. "Aberforth hasst seinen Bruder. Unter anderem gibt er noch immer ihm die Schuld am Tod ihrer jüngeren Schwester Ariana. Eine ziemlich komplizierte Sache, die ich dir jetzt nicht unbedingt nochmal in allen Einzelheiten wiedergeben möchte." Ich bin noch immer ratlos, sage aber nichts. Harry steht auf und dreht sich zum Bruder unseres ehemahligen Schulleiters um. "Ich sage das ja wirklich ungern, aber wir müssen hier raus. Wir müssen ins Schloss, allerdings ohne geschnappt zu werden. Ich bitte Sie inständig. Wenn Sie einen Weg kennen, der uns unauffällig zurück in die Schule bringen kann, dann sagen Sie es uns. Bitte." Aberforth grinst bloß. "Und warum sollte ich das tun? Der Krieg ist sowieso verloren, Potter. Verloren, bevor er überhaupt richtig begonnen hat. Du kannst den dunklen Lord nicht besiegen und Albus ist gestorben, bevor er das hatte einsehen können. Jammerschade." Okay, jetzt habe ich mich doch hoffentlich wirklich verhört. Ich springe auf. Harry versucht mich wieder zu fassen, aber schon hat sich meine schwarze Schlange im Raum erhoben. "Sie haben vielleicht aufgegeben, aber wir nicht! Vielleicht sind Sie ja der Meinung, dass Ihr Bruder ein Schwachkopf und ein Idiot war! Doch wissen Sie was? Das interessiert mich einen Scheiß! Hier steht viel mehr auf dem Spiel als Ihr verdammtes Ego, Aberforth! Da draußen rennt ein Wahnsinniger umher, der die ganze Welt in die Knie zwingen will und Sie denken noch nicht mal daran, uns zu helfen! Dieses ganze Drama mit Ihrer Schwester tut mir leid, aber jetzt geht es um mehr. Wenn Sie uns nicht helfen wollen, schön, dann tuen Sie das nicht, aber heulen Sie nicht rum, wenn Voldemort und seine Gang hier alles übernommen haben!" Ich spüre förmlich, dass die anderen drei mich anstarren, aber das ist mir egal. Was macht Aberforth? Dieser Wichser lächelt. Er lächelt mich tatsächlich an. Ich bin wirklich kurz davor ihm meinen Gefährten auf den Hals zu jagen, als er zu sprechen beginnt: "Du bist taffer, als ich dachte, Mädel. Respekt. Ich werde nie ganz überzeugt davon sein, dass ihr Kinder irgendwas hier retten könnt, aber gut, ich helfe euch. Kommt mit." Harry will mich stützen, doch ich lehne ab und folge Aberforth mit sicheren Schritten. Wir bleiben vor dem Gemälde eines wunderschönen Mädchens stehen. "Das ist Ariana oder?", fragt Hermine, aber der alte Mann antwortet nicht. Stattdessen spricht er mit dem Gemälde. "Du weißt was du zu tun hast." Das Mädchen nickt lächelnd, dreht sich um und geht den, auf dem Bild abgebildeten, Weg entlang. Irgendwann ist sie nicht mehr zu sehen. "Was soll das jetzt?" Dumbledores Bruder schaut mich an. "Dafür, dass du wie ein Stück Trollmist aussiehst, hast du wirklich eine große Klappe, Mädel." Ich will gerade etwas erwidern, als das Mädchen wieder im Bild auftaucht. Sie lächelt und ein paar Sekunden später schwingt das Gemälde zur Seite. Mitten in dem Gang, mit einigen Kratzern auf dem Gesicht, doch sonst unversehrt, steht Neville. Hermine und ich schreien gleichzeitig auf. Die Jungs sehen aus, als sehen sie einen Alien, doch er lächelt einfach. "Da seid ihr ja, wir dachten schon, ihr würdet gar nicht mehr auftauchen." "Neville? Aber wie-", fängt Harry an, doch er hebt nur die Hand und unterbricht ihn somit. "Erklärungen folgen später. Jetzt müssen wir euch erstmal ins Hauptquartier bringen. Wir haben nicht viel Zeit, kommt schon." Bevor ich als Letzte in den Tunnel steige, drehe ich mich noch einmal zu Aberforth um, aber der ist schon längst verschwunden.

"Lucy, warum siehst du eigentlich so schlimm aus?", fragt Neville von der Seite, während wir durch den staubigen Tunnel laufen. "Ach weißt du, auch das ist eine lange Geschichte. Das erkläre ich dir später." "Aber du wirst wieder oder?" "Ja." Zumindest hoffe ich das. "Da vorne ist es." Wir biegen um eine Ecke und gelangen an eine Tür, die Neville öffnet. Als wir durchtreten, kommt uns eine riesige Menge von Schülern entgegen. "Harry ist zurück!", schreien die meisten, doch mein Blick ist auf den grinsenden Rotschopf gerichtet, der nur ein paar Meter entfernt von mir steht. Ehe ich weiß, was ich tue, renne ich auf ihn zu und klammere mich an Fred fest. An meinen besten Freund, den ich so sehr vermisst hatte. "Da bist du ja wieder, Lucy. Hast aber lange auf dich warten lassen. Stimmt ja, du liebst den großen Auftritt." Ich löse mich ein bisschen, sodass ich ihn ansehen kann. "Du bist ein verdammter Idiot!" "Hey, ich bin aber dein Idiot.", antwortet er und küsst meine Wange. Ich lächle unter Tränen. Ich bin so auf ihn fokussiert, dass ich Ginny, die den Raum betreten hat und nun vor Harry steht, als sehe sie ihn zum ersten Mal, erst jetzt bemerkt habe. Nachdem Ron sich darüber beschwert hat, dass sie sich nicht so über ihn wie über Harry freue und Seamus das mit einem "Brüder hat sie genug, aber nur einen Harry." kommentiert, berichtet sie uns, dass Snape bereits von unserer Rückkehr wisse. Nun ist uns allen klar, dass wir einer Schlacht nicht länger aus dem Weg gehen können. Doch vor allem mir ist bewusst, dass ich meinen Auserwählten finden muss und zwar so schnell wie möglich.

Hey Cookies ❤
Heute habe ich mal ein ziemlich langes Kapitel für euch geschrieben :)
Was sagt ihr dazu? Wie findet ihr Lucys Entwicklung? Was hat unser heutiges Geburtstagskind Draco damit zu tun und in welchem Zustand wird er sein? Was vermutet ihr? Ich bin gespannt ;)
Kommen wir mal zu einem etwas ernsteren Thema, wozu ich unbedingt eure Meinung brauche: Es geht um die diesjährigen Wattys. Die letzten Jahre habe ich mich nicht getraut, doch diesmal würde ich gern mit "Good Inside" antreten. Soll ich? Verdammt, ich bin so unsicher! Ich weiß nicht, ob ich gut genug dafür wäre. Ich zweifle, was meine Storys angeht, leider sehr schnell. Deshalb brauche ich eure Meinung. Soll ich es tun? Ja oder Nein?
Read you next time ;*
Momofelton ❤

Good Inside ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt