Egal wie oft ich es versuche, ich wache nicht auf. Ich befinde mich in keinem Albtraum, der durch das Öffnen der Augen einfach aufhört. Dennoch fühlt es sich an, als wäre dies hier alles nicht real. Als gäbe es keinen Draco Malfoy, der mir mit einem kalten und emotionslosen Blick den Zauberstab ins Gesicht hält. Als gäbe es keinen Ron und keine Hermine, die mir gerade gesagt hatten, dass sich mein Freund an nichts erinnern kann. Als gäbe es den Fakt, dass Voldemort die Verbindung zwischen Dray und mir gekappt hatte, überhaupt nicht. Doch genau dies alles gibt es. Genau in diesem Moment. Ich bin nicht im Stande mich bewegen zu können, geschweige denn irgendetwas zu sagen. Ich starre ihn einfach nur an. Starre in seine kalten graublauen Augen. Für ein paar Sekunden tut niemand etwas, doch dann erhebt er die Stimme: "Es wird Zeit, Potter. Du hast lang genug mit dem dunklen Lord deine Spielchen getrieben, jetzt beginnt dein schon lang verdientes Ende." Ich umklammere aus Reflex meinen Zauberstab, auch wenn ich noch nicht weiß, ob, und wenn ja wie, ich ihn überhaupt nützlich einsetzen werde. Ich ertrage diesen Anblick kaum. "Draco...", sage ich leise, "Bitte lass diesen Unsinn. Du weißt doch ganz genau für wen du kämpfst. Du weißt doch genau, dass-""Ich kann mich nicht erinnern, dass ich irgendein Wort mit dir reden wollte, Brandon." Die Art wie er meinen Nachnamen ausspricht, ist schlimmer als das, was ich in den letzten Wochen hatte erleben müssen. Es trifft mich hart, zerstört mich fast, aber nachgeben wäre jetzt, in dieser Situation, besonders ungünstig. "Ich bitte dich, sieh mich an. Draco, du weißt wer ich bin." "Natürlich weiß ich, dass du eine Agentin des dunklen Lords bist, aber du hast keinen Grund mich in irgendeiner Art und Weise anzusprechen. Und jetzt scher dich weg von Potter, dem Schlammblut und diesem widerwärtigen Blutsverräter!" Ich bleibe, wer hätte es auch anders erwartet, auf meiner Stelle stehen. Mein Auserwählter grinst und er wirkt so fremd, dass es mir fast hochkommt. "Tja, dann wirst du wohl auch sterben müssen. Wie dumm du bist. Hätte ich bei deinem Aussehen gar nicht gedacht. Hätte dich sicher nie von der Bettkante gestoßen. Crabbe, das ist jetzt dein Part." Okay, spätestens jetzt hätte ich mich direkt vor seine Füße übergeben. Crabbe, den ich schon immer für sehr unterbelichtet gehalten habe, murmelt einen Spruch, den ich nicht kenne, doch im nächsten Moment entzündet sich ein Feuer. Allerdings ist es nicht irgendeine kleine Flamme, die sich einfach löschen lassen würde. Dies ist ein Dämonenfeuer. Jetzt heißt es renn oder stirb. "Was hast du getan?! Mach es wieder rückgängig oder willst du, dass wir beide umkommen?!" Doch natürlich weiß Crabbe nicht wie man es wieder rückgängig macht. Wir stoben auseinander, jeder in verschiedene Richtungen. Ich weiß, dass Harry das Diadem in der Hand hat, doch ich habe unglaubliche Angst um Draco. Was ist, wenn ich es nicht schaffe, dass er sich wieder erinnert? Was ist, wenn wir das nicht überleben? Ich möchte nicht, dass seine Gedanken vor seinem möglichen Tod in diese Richtung gehen. Ich sprinte um eine Ecke und stoße dabei fast mit dem goldenen Trio zusammen. "Wir müssen schleunigst hier raus! Luce, kann dein Gefährte etwas tun?" Ich schüttele nur mit dem Kopf. "Vergiss es, da kann selbst der nichts ausrichten..." Unruhig sehe ich mich um. Das Feuer kreist uns langsam ein und ich kann Dray nirgends entdecken. "Harry, da hinten! Da sind Besen!" Mein Freund sieht sie genau im selben Moment, in dem ich Draco sehe. Er, Blaise und Crabbe klettern einen Turm aus undefinierbaren Möbelstücken hoch. Ich muss ihn hier raus bringen. Wir schnappen uns die Besen und stoßen uns vom Boden ab. Der Rauch dringt in meine Lungen, ich kann kaum sehen und meine Augen tränen. Ich muss ihn retten, sonst würde ich ebenso draufgehen. "Crabbe!", höre ich ihn plötzlich schreien und ich sehe gerade noch, wie der Kumpel meines Freundes unaufhaltsam in die Tiefe und somit in den Tod stürzt. Dray klammert sich mit Zabini an einem Möbelstück fest, sein Gesicht ist verzerrt. "Ich schwöre dir, wenn wir wegen dem Typen sterben, bring ich dich um, Harry!" Ich höre Rons Stimme bloß noch im Hintergrund, denn ich bin nur noch auf meinen Freund fixiert. "Draco!" Er hält mir die Hand hin und ich schaffe es tatsächlich ihn auf meinen Besen zu ziehen. Er klammert sich an mich, schreit mich an, aber allein das lässt mich besser fühlen. Ich sehe, dass Harry auch Blaise bei sich hat, jetzt müssen wir nur noch lebend hier raus kommen. Auch hier muss ich zugeben, dass Potter wirklich ein atemberaubender Flieger ist. "Wir haben es gleich geschafft!" Er hat recht, ich kann die Tür schon sehen. Nur noch ein paar Meter... Gleich sind wir draußen... Wir preschen durch eine letzte Rauchwolke, dann knallen wir unsanft auf den Boden. Dennoch sind wir draußen. Aus Reflex packe ich Dracos Hand, aber als er sie angewidert zurückzieht, bin ich sofort wieder in der Realität und mein Adrenalin wird durch pure Verzweiflung ersetzt. Plötzlich rennt er los, verlässt mich. "Dray!", rufe ich ihm hinterher und ich merke, wie ich innerlich auseinander breche. Meine Beine tragen mich nicht länger. Es ist als fiele ich in Zeitlupe auf den Boden, die erschrockenen Rufe meiner Freunde höre ich kaum noch. Ich will das nicht mehr, ich weiß, dass ich das nicht durchhalten werde. Sollen sie mich doch hier lassen, ich bin sowieso Geschichte. Das, was ich gerade durchmache, fühlt sich tausendmal schlimmer an als der Tod selbst. Niemals würde es mehr so werden wie früher. Mich würde all das ereilen, wovor meine Mutter mich hatte beschützen wollen. Egal wie bescheuert sie sich verhalten hatte, sie wollte genau das verhindern, was gerade in mir passiert war. Ich habe jetzt keinen Weg mehr, um es zu beheben. Ich habe verloren, ich habe ihn verloren. Ich... Ich springe so plötzlich auf, dass die anderen drei unglaublich schnell zusammenzucken, was ich ihnen nicht verübeln kann. Mein Herz rast, während ich in meine Umhangtasche greife. Meine Finger ertasten den Stil und anscheinend scheinen meine Augen zu leuchten, denn sonst würden die anderen mich nicht so anstarren. Ich halte die schwarze Rose meines Vaters in den Händen und schließe die Augen: "Ich wünsche mir, dass sich Draco wieder an alles erinnern kann. Dass die Verbindung zwischen uns wieder hergestellt wird. Lass nicht zu, dass sie noch einmal getrennt werden kann... Bitte..." Es passiert sofort. Mir wird wieder Leben eingehaucht und ich spüre die Wärme, die sich in meinem Körper ausbreitet. "Oh wow, Lucy, du siehst fabelhaft aus!", quietscht Hermine und ich kann nicht anders als zu lachen. Richtig zu lachen. Die Rose liegt verwelkt und unbrauchbar auf dem Boden, doch ich habe, was ich will. Ihn. "Was ist jetzt eigentlich mit dem Diadem passiert?" Harry grinst. "Das habe ich ins Feuer geworfen. Das nächste gruselige Seelenstück ist um die Ecke gebracht worden. Ich würde sagen, dass du jetzt Malfoy suchst. Er wird vermutlich dasselbe tun. Wir schauen, wie es inzwischen mit den Verteidigungsmaßnahmen vorangeht. Geh schon, Lucinda." Dies lasse ich mir nicht zweimal sagen.
Ich dränge mich an Menschenmassen vorbei. Größtenteils sind es Schüler unter 17, die gerade aus dem Gebäude gebracht werden. Noch immer habe ich keinen weißblonden Haarschopf entdecken können, aber ich spüre, dass er in der Nähe ist. Ich renne durch Schutt und merke, dass etwas sehr Bedrückendes in der Luft liegt. Auf einmal werde ich geschnappt und in einen noch leeren Korridor gezogen. Ich schreie beinahe auf, doch dann erkenne ich die Augen. Seine Augen. Mich überwältigt seine Gegenwart mehr denn je, es ist als würde ich ihn zum ersten Mal sehen. Ich fahre mit der Fingerspitze über seine markanten Gesichtszüge, sehe auf seine Lippen. Draco sagt nichts, sondern hält mich einfach nur fest. Ich lege meine Stirn an seine und einzelne Tränen bahnen sich den Weg über meine Wangen. "Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du wunderschön aussiehst, wenn du weinst?", fragt er leise. "Ich dachte, ich hätte dich verloren..." "Ach komm schon, so schnell wirst du mich nicht los, Luce." Dray lächelt so sanft wie immer und ich kann ihn einfach nur küssen. Seine Lippen sind genauso zart und weich wie vorher. Ich bin wieder lebendig, habe meine Hand in seinem Haar vergraben und kann kaum glauben, dass das wirklich wahr ist. Ein lauter Knall lässt uns auseinander springen. Ich sehe ihm in die Augen, weiß, dass wir nur eine letzte Chance haben, nehme seine Hand und renne mit ihm los.
Das einzige Geräusch, das aus der große Halle kommt, ist ein Schluchzen. Als wir den Raum erreichen, sitzen überall kleinere Grüppchen herum, die um die bisherigen Toten trauern. Automatisch gehe ich die Leute mit den Augen durch und mir bleibt das Herz beinahe stehen, als mein Blick auf die Gruppe Rotschöpfe fällt. Nein, bitte nicht... Ich bemerke kaum, dass ich Dracos Hand losgelassen habe und auf sie zusteuere. Für diesen einen Moment scheint alles still zu stehen und als ich sehe wer auf dem Boden umringt von seiner Familie liegt, bricht für mich eine ganze Welt zusammen. Ich gehe auf die Knie und fahre mit zitternden Händen durch sein rotes Haar. Ich wage es nicht George anzusehen. Dafür bringe ich die Kraft einfach nicht auf. Dann greife ich nach der leblosen Hand meines besten Freundes. Er kann nicht tot sein. Fred Weasley ist nicht tot, das darf einfach nicht sein. Die Tränen verschleiern meine Sicht. Ich beuge mich zu ihm runter. "Du hast es versprochen, Freddy... Du hast es mir versprochen..." Ich lege meine Stirn auf seine leblose Brust und fange lautlos an zu weinen. Ich spüre eine Hand auf meiner Schulter. "Er hat dich mehr geliebt als alles andere auf der Welt, meine Liebe. Du hast ihm mehr bedeutet, als du je wissen solltest. Aber er meinte... Wenn... Wenn ihm etwas passieren sollte, solltest du von seinen Gefühlen für dich erfahren... Das hatte nichts mit dem Fakt zu tun, was für ein Wesen in dir steckt... Er hat dich aufrichtig geliebt, Lucinda..." Mein Kopf hebt sich langsam und ich schaue in das liebliche Gesicht von Molly Weasley. Dann umarme ich George, Ron und Ginny. Ihr Schmerz ist kaum zu ertragen. Ohne Vorwarnung schießt ein unglaublicher Schmerz in meinen linken Arm und als ich Draco ansehe, der sich ebenfalls weinend im Hintergrund gehalten hatte, weiß ich, dass auch er es fühlt. Voldemort ruft uns zu sich. Dray nickt, doch bevor wir verschwinden, drehe ich mich noch ein letztes Mal zu Fred um, bücke mich, küsse seine Stirn und flüstere ihm ins Ohr: "Ich werde das beenden, ich verspreche es dir. Ich liebe dich, Fred. Werde ich immer." Dann stehe ich auf und die kalte Entschlossenheit, die mich ergreift, macht mir fast schon Angst.
Cookies! ❤
Oh mein Gott, es tut mir so unglaublich leid! 😭
Ich hätte schon längst updaten müssen, aber in letzter Zeit war einiges los und ich kam einfach nicht zum Aufschreiben, obwohl ich im Kopf schon den kompletten Schluss der Reihe habe. Hoffentlich könnt ihr mir verzeihen :(
Ungelogen, ich habe beim Schreiben meiner Stories hier noch nie so heftig geweint, wie dieses Mal. Freds eigenen Tod zu schreiben ist das Schlimmste, was ich jemals gemacht habe, aber es war einfach nicht zu vermeiden. Was sagt ihr grundsätzlich zu dem Kapitel? :)
Ich freue mich wie üblich auf ein Feedback ;)
Seit gestern habe ich Ferien, deshalb hoffe ich, dass ich wieder regelmäßiger updaten kann.
Großes SORRY nochmals :'(
Read you next time ;*
Momofelton ❤
DU LIEST GERADE
Good Inside ✔
FanfictionFortsetzung von "In Love With A Death Eater"❤ Was passiert, wenn du für den schlimmsten Magier aller Zeiten arbeitest? Was geschieht, wenn du dich entscheiden musst, für welche Seite du kämpfst? Was passiert, wenn du mehr über deine eigene dunkle...