"Luce, jetzt komm schon. Er hat alles, im Notfall können wir es ihm nachschicken. Wir müssen los!" Ich seufze und schließe die Zimmertür, dann gehe ich hinunter, sehe, dass Draco und er genau denselben Gesichtsausdruck haben und muss lachen. "Was ist los, Mum? Was ist denn so lustig?" "Ach gar nichts, Scorp. Man merkt nur, dass ihr Vater und Sohn seid." "Hast du auch den Koffer für Wuschel gepackt?" Ich lächle sanft. "Natürlich Schätzchen, Wuschel hat seinen Koffer auch dabei." Draco kommentiert das nur mit einem Schnauben und ich werfe ihm einen warnenden Blick zu. Als Scorpius in den Flur rennt, um sich die Schuhe anzuziehen, wende ich mich an meinen Mann: "Dray, lass dem Jungen doch seinen Wuschel." Er legt seine Hand auf meine Wange. "Lass ich ja auch, aber Wuschel existiert überhaupt nicht." Ich verdrehe die Augen. "Du hast keine Fantasie oder? Du wirst ja schon fast wie dein Vater." Damit habe ich den Nerv getroffen, den ich wollte. Dracos Gesichtszüge werden weicher und er küsst meine Nase. "Du hast ja recht, Schönheit." Ich grinste. "Ich weiß, aber danke, dass du mich in meinem Ego noch bestärkst." Draco will gerade etwas erwidern, als die Stimme unseres Sohnes durch den Hausflur hallt: "Mummy! Dad! Wir wollen doch los!" "Den Drang zum pünktlichen Kommen hat er garantiert nicht von dir." Draco geht mit einem breiten Grinsen zu Scorp, während ich aufgrund seines Kommentars noch für ein paar Sekunden mit offenem Mund an der Treppe stehen bleibe.
"Scorpius, pass auf, du musst wirklich keine Angst haben. Du wirst nicht an der Wand abprallen." Draco legt mir eine Hand auf die Schulter. "Wie wäre es, wenn du mit ihm vorgehst. Dann muss er es fürs erste Mal nicht alleine machen. Ich komme mit dem Gepäckwagen nach." Ich nicke, nehme die Hand meines Sohnes und renne mit ihm auf die Wand zwischen Gleis neun und zehn zu. Ich weiß, dass Scorpius Panik hat, aber eh er etwas sagen kann, stehen wir an Gleis neundreiviertel. "Oh wow! Die ist ja toll, schau mal Wuschel!" Unser Sohn zeigt aufgeregt auf die scharlachrote Lock, die sich über ihm erhebt. Nach ein paar Sekunden steht Draco hinter uns und schlägt vor, wir sollen doch schon mal weiter vor gehen, vielleicht würden wir sie ja schon sehen. Dray und Scorp schieben den Wagen gemeinsam, während ich ein Stückchen zurückbleibe. Mein Ehemann dreht sich nach mir um und sieht mich fragend an, doch ich bedeute ihm lächelnd, dass er weitergehen soll und ich gleich nachkommen würde. Ich habe die Stelle gefunden. Die Stelle neben dem Schild des Zuges, an der ich vor 20 Jahren mit meiner Mutter gestanden hatte und sie mich zum gefühlt hundertsten Mal fragte, ob ich wirklich auf diese Schule wolle. Ich habe es damals nur mit einem genervten Blick und einer frechen Antwort erwidert, aber nach allem, was ich durchgemacht habe, verstehe ich ihre Sorge. Ich seufze und will meiner Familie folgen, als ich plötzlich eine bekannte Stimme hinter mir höre: "Lucy, hier sind wir!" Ich drehe mich um und erblicke George mit seiner Frau Angelina und seinem Sohn. Ich gehe zu ihnen und umarme den Zwillingsbruder meines besten Freundes, der diesen Status auch nach seinem Tod nicht verloren hat. George ist mit den Jahren immer mehr wieder der Alte geworden, doch man merkt, dass seine andere Hälfte einfach fehlt. Sein Sohn sieht mich wie immer neugierig an. "Na Fred, viertes Jahr?" Ich habe den Fakt, dass Angelina und ihr Mann ihren Sohn nach dessen verstorbenen Onkel benannt haben, schon immer geliebt. "Ja, mein viertes Jahr." Er sieht stolz aus. "Ich wünschte nur, dass Harry ihm niemals diese Karte gegeben hätte.", flüstert mir seine Mutter zu. Ich grinse. Mir ist schon lang klar gewesen, dass Fred seinem Namen alle Ehre machen würde und ich habe recht behalten. Ich verabschiede mich, da ich meine Jungs endlich einholen muss.
Als ich wieder zu Draco und meinem Sohn stoße, starren beide ans andere Ende des Bahnsteigs. "Was gibt es denn da hinten zu sehen?" Mein Mann deutet auf eine sich nun bildende Traube aus Menschen. "Warum habe ich das Gefühl, dass Harry und sein Haufen angekommen sind?" "Weil es Harry ist, da fährt doch jeder drauf ab.", meint Ron und tritt an unsere Seite, gefolgt von meiner besten Freundin und ihren zwei Kindern. Rose würde mit Scorpius eingeschult werden, Hugo hat noch zwei Jahre. Ich begrüße sie alle glücklich und auch Draco spart nicht an Emotionen. Nur Scorp, der eher von schüchterner Natur ist, hält sich im Hintergrund. Nach einer gewissen Zeit haben sich die Potters endlich den Weg zu uns erkämpft und begrüßen uns ebenfalls. Ron erzählt uns stolz, dass er seine Muggel-Fahrprüfung erfolgreich und ohne Magie bestanden habe, zumindest behauptet er das. Plötzlich reckt Scorpius, der sich die ganze Zeit leise mit Albus unterhalten hat, den Kopf und rennt los. Draco will ihm schon folgen, doch ich halte ihn ohne große Sorge zurück, da ich den momentan türkisen Haarschopf schon entdeckt habe. Scorpius liebt Teddy über alles. Niemand weiß warum das so ist, aber seit ihrem ersten gemeinsamen Tag scheinen er und der Sohn von Lupin und Tonks auf einer Wellenlänge gewesen zu sein. Scorps weißblondes Haar bildet einen unglaublich heftigen Kontrast zu Teddys Haaren, als der meinen Sohn auf den Schultern zu uns trägt. Teddy ist nun in seinem letzten Jahr und ein Hufflepuff, wie er im Buche steht. "Hi Tante Luce.", sagt er und setzt Scorpius auf dem Boden ab. Noch heute ist es mir ein Rätsel, wie Teddy und ich so ein enges Verhältnis zustande bekommen haben. Ich lächle und umarme ihn. "Tust du mir einen Gefallen, Ted? Hab bitte in den ersten Tagen ein Auge auf ihn." Er grinst. "Mach dir keine Sorgen, er wird schon klarkommen, da bin ich mir sicher. Aber ja, ich pass auf ihn auf." Ich küsse ihn auf die Wange. "Du bist so unheimlich groß geworden, deine Eltern wären stolz auf dich." Erst jetzt habe ich bemerkt, dass Albus und sein Vater verschwunden sind. James hat sich inzwischen schon ohne große Umschweife in den Zug gesetzt und Lily ist noch an der Hand von Ginny. Plötzlich erklingt ein Pfiff und es ist klar, dass jetzt Zeit zum Abschied ist. Scorp umarmt uns fest und ich muss fast weinen. "Ich schreib dir, Mummy.", sagt er und kuschelt sich noch einmal an seinen Vater. Dann steht er auf, schluckt und schiebt seinen Gepäckwagen noch ein bisschen weiter, bis er einsteigt und uns zuwinkt. Draco hat meine Hand genommen. "Er wird das schon schaukeln, Luce." Ich lächle ein wenig. "Ich weiß, aber er ist nun mal mein Kleiner." Dray beugt sich für einen kurzen Kuss zu mir herunter und ich schließe die Augen, auch wenn es nur für einen Moment ist. Dann setzt sich der Zug in Bewegung. Es muss ein wirklich komischer Anblick sein: Die Potters, die Familie Granger-Weasley und die Malfoys, die am Gleis stehen und dem scharlachroten Zug nachschauen, bis er um die Ecke gebogen ist. Hätte mich jetzt jemand gefragt, ob ich meine Entscheidung nach Hogwarts zu gehen bereute, würde ich garantiert mit einem eindeutigen Nein antworten, denn ich hätte all das mit Draco Malfoy nie anders gewollt.
~Ende~
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Good Inside ✔
FanfictionFortsetzung von "In Love With A Death Eater"❤ Was passiert, wenn du für den schlimmsten Magier aller Zeiten arbeitest? Was geschieht, wenn du dich entscheiden musst, für welche Seite du kämpfst? Was passiert, wenn du mehr über deine eigene dunkle...