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Als ich die Augen gegen Mittag öffne, liegt Draco nicht mehr neben mir. Wahrscheinlich hatte er schon wieder Hunger und ist deshalb vor mir aufgestanden. Nachdem Astoria im Morgengrauen verschwunden war, hatte keiner von uns beiden noch länger wachbleiben können. Ich gähne und schwinge mich aus dem Bett, dann stecke ich meinen Kopf aus der Tür, um zu sehen, ob irgendjemand auf dem Flur ist. Fehlanzeige. Leise schleiche ich wieder zu Dracos Bett und hole das kleine Radio darunter hervor. Irgendwann habe ich den Sender eingestellt, den ich haben will und die Stimmen der Zwillinge hallen mir entgegen:

"Guten Morgen. Heute ist ein schwerer Tag für uns Rebellen. Luna Lovegood ist entführt worden. Niemand weiß, ob sie sich in den Klauen von Ihr-Wisst-Schon-Wem persönlich befindet..."

Es scheint so als gefriert mir mein Blut in den Adern. Bevor Draco und ich gestern Nacht abgehauen waren, hatte uns Bellatrix ganz aufgeregt erzählt, dass sie eine Blutsverräterin fangen würden. Ich schalte das Radio aus, ziehe mich schnell an und renne die Treppe runter. Auch ich bin sehr gut mit Luna befreundet. Als ich in die Küche einbiegen will, knalle ich mit meinem Freund zusammen. Sein Gesicht ist bleich. In seinen Augen sammeln sich Tränen. Das ist mir Bestätigung genug. Draco versteht mich, ohne dass ich was sagen muss und geht mit mir runter in den Keller, naja oder wie seine Tante es gerne nennt, in den Kerker. "Ich habe die letzten Stunden hier mit Alec Wache geschoben, aber er ist nach Hause gegangen." Ich renne zu den Gitterstäben und sehe meine Freundin in sich zusammengesunken neben dem zweiten Gefangenen, Ollivander, sitzen. "Luna...", hauche ich fassungslos. Sie hebt den Kopf und sieht mich an. "Lucy? Was machst du denn hier?" Ihr Ton ist nicht vorwurfsvoll, sondern tatsächlich nur überrascht. "Ich arbeite..." Loony steht mit wackligen Beinen auf und berührt meine Hand. "Du gehörst also wirklich zu den Todessern.", stellt sie fest. "Du klingst so, als hättest du das gewusst." "Gewusst nicht, nur geahnt. Ich habe dich und Draco nicht im Zug gefunden, als wir wieder zurück nach Hause gefahren sind. Bestimmt hast du einen Grund, um hier zu sein." Dafür bewundere ich dieses Mädchen, sie zieht nie voreilige Schlüsse. "Ich habe wirklich eine Erklärung wieso ich hier bin, aber die kann ich dir noch nicht geben, das wäre viel zu riskant." "Lasst ihr mich hier raus? Ollivander auch?" Draco tritt an meine Seite. "Wir können nicht, auch wenn wir es wollen. Sonst fliegt unsere Tarnung auf. Ich verspreche dir, dass wir uns etwas überlegen werden. Luce und ich bringen euch regelmäßig was zu essen hier runter, aber ihr müsst bitte noch durchhalten. Komm Schatz, wir müssen hoch." "Aber Draco-", setze ich an, doch er schüttelt nur den Kopf. "Komm jetzt, keine Diskussion." Mein Freund wendet sich noch einmal an Luna: "Solange ihr euch ruhig verhaltet, wird euch nichts passieren." Er zieht mich mit sich und lässt mich erst wieder los, als wir in seinem Zimmer stehen. "Was sollte das?!", fahre ich ihn an. Draco fährt sich mit der Hand übers Gesicht. "Würdest du bitte mal aufhören mich anzubrüllen und mich nachdenken lassen?" "Nachdenken? Worüber? Dass du dich gerade wie ein unhöflicher Arsch aufgeführt hast?" Er ignoriert mich, verlässt das Zimmer und kommt einen Moment später mit dem Zeitumkehrer in der Hand zurück. "Ich werde das Gefühl einfach nicht los, dass deine Mutter mehr mit der Vergangenheit unseres Herren zu tun hatte, als wir glauben. Wir sollten uns an die Recherche machen, bevor unser ganzer Keller mit Gefangenen voll ist. Und wehe du diskutierst, ich habe schreckliche Kopfschmerzen und nur zwei Stunden Schlaf bekommen." Bei seinem Ton muss ich unwillkürlich lächeln und lege meine Hand auf seine Wange. "Du bist aber heute ziemlich dominant, Mr. Malfoy." Er küsst mich kurz. "Du würdest ja sonst nicht auf mich hören." Ich verdrehe die Augen und schnappe mir das Tagebuch meiner Mum. "Wonach suchst du?" "Nach einer Stelle, die erst mal ein wenig Licht ins Dunkeln bringen kann..."

"Deine Neugier wird dich in den Tod führen, Lucinda..."

Ich zucke kurz zusammen. "Ist alles in Ordnung, Schönheit?" Irgendwann werde ich Draco von der Stimme erzählen müssen, aber nicht jetzt, also nicke ich nur. "Ah, hier! Hier ist der erste Eintrag, in dem sie wahrscheinlich Riddle erwähnt!" Ich packe das Tagebuch weg und nehme mir den Zeitumkehrer. "Bist du sicher, dass du mitkommen willst?" Mein Freund streicht mir eine Strähne hinters Ohr. "Ich lass dich doch nicht alleine in die Vergangenheit reisen, bist du denn irre? Natürlich komme ich mit, den Spaß lasse ich mir nicht entgehen." "Du weißt, niemand darf uns sehen, klar?" Draco nickt und ich lege uns den Zeitumkehrer um den Hals. Ich drehe eine Weile an der kleinen Sanduhr herum und spüre, dass schließlich alles rückwärts läuft.

"Wo sind wir hier um Himmels Willen?", fragt Draco mich geschockt. Ich lache leise. "Das ist dein Zimmer vor über fünfzig Jahren. Komm schon, wir sollten nach Hogsmeade apparieren." Mit einem kleinen "Plopp" standen wir auch schon auf dem Bahnhof. Wie jeder weiß, naja oder zumindest jeder, der "Die Geschichte von Hogwarts" gelesen hat, kann man nicht direkt in die Schule apparieren, deshalb laufen wir zum Eichenportal. "Weißt du, es ist schön das Schloss mal wieder so ruhig zu sehen." "Da hast du recht, Luce." Ich nehme seine Hand. "Lass uns gehen, aber denk dran, wir müssen sehr vorsichtig sein." Er küsst mich kurz und so schleichen wir unauffällig zum Schloss hoch. Es ist komisch, alles sieht genauso aus wie in meiner Schulzeit, nur dass andere Schüler in den Korridoren unterwegs sind. Draco und ich verstecken uns erst mal in einem leeren Gang, um die Lage zu checken. "Hast du eine Ahnung wo wir deine Mutter finden können?" "Also laut Tagebuch ist sie in der Bibliothek." "Nach dem Abendessen? Sie erinnert mich leicht an Hermine, wenn ich ehrlich sein darf." Wir huschen durch die Korridore und schaffen es tatsächlich unbemerkt in die Bibliothek. "Wo ist sie?" Ich lasse meinen Blick zwischen den Regalen schweifen. "Da!" Ich deute auf einen Tisch am Fenster. Mein Freund und ich schleichen uns hinter den riesigen Bücherregalen näher an sie heran. Draco muss sich die Hand vor den Mund schlagen, damit er nicht schreit, denn vor ihm am Tisch sitze ich. Meine Mum sah haargenau so aus wie ich jetzt, als sie im fünften Schuljahr gewesen war. Ein wenig gruselig ist das schon. "Das ist ja vollkommen unnormal.", flüstert er. "Sei still! Der Herr kommt!" , zische ich zurück. Meine Augen sind zum Eingang der Bibliothek gewandert. Tom Riddle kommt völlig entspannt herein und legt der Bibliothekarin einen Zettel vor. Diese hält ihn gegen das Licht, sieht dann zu dem Schüler vor sich und nickt. Mit einem charmanten Lächeln auf den Lippen kommt Riddle in unsere Richtung. Draco und ich ducken uns und atmen aus, als er uns passiert hat. "Also eins muss ich ihm lassen, er sah früher wirklich verdammt gut aus." Tom hat inzwischen den Tisch meiner Mutter erreicht, geht aber daran vorbei. Ich richte meine Aufmerksamkeit auf meine Mum, die aufgesehen hat. Sie starrt ihm hinterher, steht auf und verlässt schleunigst den Raum. In ihren Augen war ein Leuchten gewesen, das ich nur zu gut von mir kenne. Tom hatte sie kurz angesehen und sofort ist mir klar geworden, dass sie sich Hals über Kopf in den charmanten Slytherin verliebt hatte.

Lucys erste Reise in die Vergangenheit ihrer Mutter. Was sagt ihr dazu, Cookies? ❤
Hannah war tatsächlich in den Jungen verliebt, den wir später alle unter einem anderen Namen kennen. Wie findet ihr es? :)
Lasst mir doch bitte eure Meinung da.
See you next time ;*
Momofelton ❤

Good Inside ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt