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Sonntag Morgen, der letzte Tag meiner Ferien, bevor ich wieder in meinen Bankalltag verschwinden werde, es könnte nicht noch schlimmer werden, echt nicht! Ich entscheide mich meinen letzten Ferientag noch sinnvoll zu nutzen, in dem ich One Direction Songs und Interviews suchte, ich schaue auch ihren Film "This is us" und danach habe ich, seit Tagen, wieder gute Laune, die natürlich gerade wieder durch meine Mutter zerschmettert wird. Sie kommt ganz verheult auf mich zu und sucht meine Mitleid, welches ich ihr gerade echt nicht geben kann. Während sie mich fest umarmt, versuche ich mich aus ihren Armen zu befreien, was mir schlussendlich auch gelingt. Schnell schnappe ich mir meine Jacke und ein paar Schuhe und verlasse die Wohnung, während ich den verdutzten Blick meiner Mutter auf meinem Rücken spüre.

Ich schlendere durch die kleinen Gassen und Strassen und versuche mich für Morgen zu motivieren, was mir nicht wirklich gut funktioniert... Morgen wird alles gut, ich schaffe das. Es verändert sich alles und ich werde die ganzen Bankgeschäfte sicherlich verstehen und meine Berufsbildnerin wird mich zum ersten Mal loben. Okay, es funktioniert nicht wirklich, egal wie lange ich es mir einzureden versuche, ich kann mich nicht einmal selbst davon überzeugen, mein Leben ist bald vorbei, ich spüre das genau! Ich kann das nicht mehr länger, wenn es morgen nicht anders wird, dann breche ich meine Lehre ab, oder noch besser, dann nehme ich mir das Leben, es macht einfach keinen Sinn mehr. Morgen ist die letzte Chance, wenn mich mein Leben morgen nicht verarscht, werde ich weiterleben und wenn es mich wie immer hinterlistig von hinten angreift, dann war's das!

Geknickt schlage ich nach drei Stunden wieder den weg nach Hause ein, wo meine Mutter schon mit dem Abendessen ungeduldig auf mich wartet. Ich setzte mich ohne jeglichen Blickkontakt an den Tisch und stochere ein wenig im kalt gewordenen Essen herum und ab und zu findet die Gabel sogar den Weg zu meinem Mund. Danach stelle ich mich, ohne Kommentar zu meiner Mutter, unter die Dusche und danach ohne weiteres ins Bett. Ich stelle den Wecker, weil ich mir nicht sicher bin, dass meine Mutter mich morgen wecken wird, oder ob sie so sauer auf mich ist, dass es ihr egal ist, wenn ich verschlafen würde.

Montag, der Tag an dem sich alles entscheiden wird. Mein Wecker weckt mich und ich stehe verschlafen auf. Ich schleiche mich aus meinem Zimmer in mein Bad, welches ich eigentlich mit meinem Bruder teilen sollte, aber er ist ja nicht da und pennt sicherlich betrunken bei einem Kolleg. Er kann mir egal sein, dann stürzt er halt ab, ist nicht mein Problem... Nach der Toilette putze ich meine Zähne, kämme meine Haare und gehe dann zurück in mein Zimmer, um mir meine Arbeitskleidung anzuziehen. Ach, die Hose ist viel zu eng, seit wir sie gekauft haben, ich habe echt keine Lust schon wieder eine neue Hose zu kaufen! Was soll ich nur tun? Egal, vielleicht ist heute sowieso mein letzter Tag... Mit den Kopfhörern in meinen Ohren verlasse ich unsere Wohnung und stelle mich an die Bushaltestelle, bis der Bus kommt. Was eine Ironie, dass als erstes gerade "Save you tonight" kommt, ich habe wie immer auf Shuffle gestellt und ihre Songs passen wie immer genau auf meine Stimmung zu. Während ich auf den Zug umsteige schauen mich alle Menschen so dumm an, ist etwas mit meinem Gesicht falsch? Ach, mir egal, sollen die doch denken was sie wollen... Erst jetzt bemerke ich, dass mir gerade eine Träne über meine Wange gelaufen ist, das ist also der Grund für die komischen Blicke, ich verstehe! Die Zugfahrt vergeht viel zu schnell und ich will gar nicht aussteigen und am liebsten einfach weiterfahren, was ich aber vorbildlicher Weise nicht tue und aussteige. Ich gehe noch kurz zur Post, öffne dann den Briefkasten, wo unsere Kunden uns Zahlungsaufträge einwerfen können und gehe dann in den Kassenraum, wo alle schon sind. „Guten Morgen", gebe ich gespielt gut gelaunt von mir. „Guten Morgen, hast du schöne Ferien gehabt?", fragt meine Berufsbildnerin mich herzlich, aber ich spüre, dass es sie nicht wirklich interessiert. Ich überlege kurz und lüge sie dann an:„Ja sehr, sie hätten nicht besser sein können." Ich muss mir hier echt jeden Tag den Arsch ablügen, aber ich will ihnen auf keinen Fall die Wahrheit sagen, sie würden es nur wieder gegen mich verwenden. „Noëlle, wir müssen zusammen reden, in 5 Minuten im Zimmer neben an, schalte zuerst den Computer auf und dann kommst du sofort, hast du mich verstanden?", befiehlt sie mir mit einer sehr abgehobenen Stimme. Als Antwort nicke ich nur und schalte den Computer ein, während sie schon den Kassenraum verlässt und ins Besprechungszimmer verschwindet. Gerade als der Computer hinaufgefahren ist und ich mich eingeloggt habe, will ich rüber gehen, da steht schon meine Berufsbildnerin mit einem zornigen Blick vor mir und schnauzt mich an:„Wo bleibst du denn so lange! Das waren also echt lange 5 Minuten!" Was eine dumme Kuh! Es waren genau 4 Minuten und ich wollte ja gerade kommen! Kommentarlos verlassen wir gemeinsam die Hochsicherheitszone und verziehen uns ins Besprechungszimmer. Sie bittet mich auf den Stuhl zu setzen, was ich ohne eine Miene zu verziehen tue. „Was ist auf diesem Beleg falsch?", mürrisch schaut sie mich an und wartet auf eine Antwort. Langsam drehe ich den Beleg um. „Hier fehlt das Kreuz", gebe ich kleinlaut von mir, aber innerlich bin ich gerade am explodieren! Es ist mir einmal passiert! Das ist echt kein Weltuntergang, was meine Berufsbildnerin wohl sehr anders sieht. „Du gibst wirklich nach Noëlle! Dieses Kreuz ist sehr wichtig!", sie fängt mich an runter zu machen und was mich am meisten aufregt ist, dass das Kreuz dort überhaupt nicht wichtig ist, denn dieser Beleg wird später nicht eingescannt und jetzt reicht es mir endgültig! Das ist der letzte Tag, an dem sie mich beschimpfen kann, ab morgen wird es mich nicht mehr geben und ich werde nie mehr zurückkommen! Ich habe keine Lust mehr auf mein Scheiss-Leben und ich bin nicht mehr bereit, mich von allen herumschubsen zu lassen! Es reicht mir, heute Abend finde ich einen Weg mir das Leben zu nehmen. Um nicht in Tränen auszubrechen, denke ich an Harry, wie er auf der Bühne umfällt, weil der Mikrofonständer nicht mit ihm mitwill. Danke Harry, dass du mich ab und zu noch zum Lächeln bringst, obwohl ich keinen anderen Ausweg mehr sehe, danke für deinen Humor und deine "tollen" Tanzkünste, sie haben mich immer zum Lachen gebracht! „Wieso hast du jetzt Tränen in den Augen, sei nicht immer so emotional...", reisst mich meine Berufsbildnerin aus meinen Gedanken. Will diese Frau mich eigentlich verarschen! Ich könnte sie gerade echt, aber ganz ruhig meine ich nur:„Ach, das ist nur das Licht." Sie mustert mich ungläubig, sie hat es mir definitiv nicht abgekauft und äussert sich dann noch dazu:„Ja, glaub das nur weiterhin..." Was für eine Bitch! Zum Glück gehen wir zurück in dem Kassenraum, wo ich mich an den Computer setze und meine Mails anschaue, wie langweilig. Sehr froh darüber, dass der Radio läuft, lausche ich unauffällig der Musik und da kommt die Erlösung, unglaublich, dass dieser Song im Radio kommt, es ist "Best Song Ever" und krampfhaft hindere ich mich daran, völlig auszuflippen, was mir gelingt, ich habe nur ein leichtes Lächeln auf meinen Lippen, welches niemand bemerkt. Immer wieder gehen mir während der Arbeit schlimme Gedanken durch mein Hirn, die ich einfach nicht abschalten kann, weshalb ich froh bin, dass nicht viel läuft, am Ende des Tages habe ich gerade einmal 30 Belege. Nachdem ich die Kasse aufgenommen habe und den Tresor unten geschlossen habe, darf ich endlich nach Hause und erwische den 17:23 Uhr Zug. Der Zug ist wie jeden Abend recht voll, aber irgendwo finde ich wie immer einen freien Sitzplatz. Der See, an dem der Zug entlang fährt, ist wunderschön am Abend und ich beobachte ihn die ganze Zeit, bis wir vom See wegkommen. Mit der Musik von One Direction in meinen Ohren laufe ich vom Bahnhof nach Hause, weil ich wie immer den Bus verpasse, um eine Minute... und ich eine viertel Stunde warten müssten, in der ich längst zu Hause bin. Zu Hause angekommen lege ich schnell meine Arbeitskleidung ab, schiesse meine Tasche in eine Ecke und ziehe mir bequeme Sachen an. Da meine Mutter schon Abendessen aufgedeckt hat, esse ich noch schnell mit ihr zu Abend und führen so einen doofen Smalltalk, weshalb ich sehr froh bin, dass ich mich entschuldigen kann:„Ich gehe noch mit Cheyenne raus." „Okay Schatz, wann kommst du wieder nach Hause?", fragt sie mich mit bestimmten Unterton, weil ich Morgen wieder arbeiten gehen muss, aber dort werde ich nicht hingehen... Deshalb antworte ich nur:„Weiss nicht so genau, vor 11 Uhr." Mit diesen Worten verschwinde ich durch die Türe, ohne nichts. Ich habe mich entschieden, ich werde von einer Brücke springen und ich weiss genau welche, deshalb mache ich mich direkt auf den Weg. Als ich zum Bahnhof gehe, läuft mir noch Nils über den Weg, seinen Kollegen natürlich auch. Nils fängt mich an zu beleidigen, was ich echt nicht verstehe, ich habe ihm ja gar nichts gemacht! „Oh, da ist ja meine doofe Schwester. Hat das Gefühl sie wird einmal mit Harry Styles gehen und macht sich ernsthafte Hoffnungen, wie süss", spottet er nur, aber kann mir ja egal sein, ich muss seine Hackfresse ab Heute schon nicht mehr ertragen, was er noch nicht weiss, aber wenn meine Leiche gefunden wird, ist er derjenige, der am meisten heulen wird. Ausserdem mache ich mir keine Hoffnungen Harry überhaupt einmal zu Gesicht zu bekommen, wieso muss mein blöder Bruder so doofe Sachen erfinden, um sich vor seinen Freunden cool zu fühlen, echt billig so etwas!

Endlich bin ich da, an dem Ort wo mein Leben heute Abend enden wird, es wurde mir einfach zu viel und ich glaube, dass es das Beste ist, für alle. Ich steige über das Geländer und halte mich noch daran fest. Ich schaue nacht unten, das Wasser ist nicht sehr tief und trotz der Dunkelheit kann ich die Felsen sehen, die unmittelbar unter der Wasseroberfläche in die Höhe ragen. Mir ist klar, wenn ich jetzt springe, dann werde ich mir mit den Felsen das Genick brechen und somit sterben, dass ist das, was ich will, somit ist mein Schicksal besiegelt, es gibt kein zurück mehr, ich bin jetzt bereit..., zu sterben.

Drama, Drama und nochmals Drama, ich liebe es😍
Ich weiss, dass es ein sehr krasses und riskantes Thema ist, worüber ich schreibe, aber ich finde es sehr interessant und es ist eine Herausforderung so etwas zu schreiben, ich hoffe aber wirklich, dass es euch gefällts!

Lifesaver | HarryStyles FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt