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Müde erwache ich, Harry liegt noch friedlich, schlafend neben mir. Ich streiche ihm mit meinem Daumen über seine Wange, was ihn zum lächeln bringt. „Guten Morgen Sonnenschein", bringt er mit seiner tiefen Morgenstimme hervor und zaubert mir sofort ein Lächeln ins Gesicht. „Lust, wieder Filme zu schauen oder Spiele zu spielen?", frage ich gerade heraus und er nickt sofort zustimmend. Wir setzen uns gemeinsam auf die Couch und legen in unsere Wii Mario Cart ein, das habe ich als Kind immer total gerne gespielt. Wir lachen viel miteinander und fahren auch im selben Team, was ein Konkurrenzkampf verhindert. Meistens machen wir bei den Rennen den ersten und zweiten Platz, worauf wir immer sehr stolz sind und uns anspornt weiterzuspielen. Bis am Abend spielen wir zusammen, lachen und scherzen herum, bis dieses blöde Wechsel-System zum Zuge kommt, das heisst, jetzt muss ich zu meiner Mutter wechseln, mit all meinen Sachen, wenigstens hat mir Harry angeboten helfen zu tragen, sonst wäre es echt zu viel geworden! Mein Vater kommt auch noch nach Hause und ich verabschiede mich von ihm, also bis nächsten Mittwoch, wo ich wieder hierher kommen werde, was ein hin und her! Ich bin froh, dass Harry auch mitkommt und bei uns wohnen wird, noch so lange ich krankgeschrieben bin. Am Dienstag und am Mittwoch kochen wir uns jeweils ein 5-Gänge-Menu zum Mittagessen, was den ganzen Morgen in Anspruch nimmt. Am Nachmittag machen wir gemeinsam Musik, weil ich Gitarre lernen will, was mir Harry beibringen kann, mein Vater könnte es zwar auch, aber ich lerne es lieber von Harry, der übrigens ein sehr geduldiger Lehrer ist, weil ich mich manchmal ein wenig dumm anstelle. Aber ich habe immer hin sechs Akkorde in zwei Tagen gelernt, das ist schon nicht schlecht. Am Mittwoch Abend heisst es wieder zu meinem Vater zu wechseln und als wir nach drüben gehen, entdecken wir jemand am Küchentisch, den wir nicht erwartet haben, es ist Nils. Mein Vater spricht gerade ein ernstes Wort mit ihm, wegen der ganzen Sache und legt ihm ein ausgedruckte Mail auf den Tisch. Bei genauerem Hinschauen erkenne ich, dass es von der KESB ist, dieser Scheiss mit der Gefährdungsmeldung. Nachdem ich mein schweres Gepäck abgeladen habe, setze ich mich ebenfalls an den Tisch, um Abend zu essen. Harry sitzt ebenfalls hin, nachdem er für alle aufgetischt hat, was ein Gentleman! Ohne auch nur einen Mucks von sich zu geben, setzen sich mein Vater und Nils gegenüber, mir ist dies egal und ich spreche mit Harry, das Leben geht auch mit Gefährdungsmeldung weiter. Nach dem Essen gehen Harry und ich noch kurz spazieren, an den Waldrand, an welchen wir immer gehen. Wir setzen uns wie immer auf die Bank unter den Bäumen und schauen in die Ferne. Viele Gedanken spielen in meinem Kopf herum, bis Harry diese unterbricht:„An was studierst du herum?" Ich schaue ihm in die Augen, welche sicher schon lange auf mir liegen und fange ihm an zu erklären:„Mein Bruder, er hat das alles verdient. Ich meine, er beleidigt mich, kümmert sich null um seine Zukunft und betrinkt sich so stark, dass sie ihm im Spital den Magen auspumpen müssen. Ich finde, jeder Mensch verdient das, was ihm zusteht und ich hoffe, dass mein Bruder jetzt endlich ein Licht aufgeht und sich noch retten kann, oder dass er völlig zum Absturz wird und sich von ganz unten wieder hoch kämpfen muss. Es hört sich ein bisschen herzlos an, ich weiss, aber es ist die traurige Wahrheit." Harry schaut mich noch eine Weile stillschweigend an, bis er sich einen Text zurechtgelegt hat:„Du bist nicht herzlos, ich kann das verstehen, ich kann dir aber leider nicht nachfühlen, weil Gemma und ich schon immer ein sehr gutes Verhältnis hatten und noch haben. Du tust mir wirklich Leid, aber ich glaube, dass willst du gar nicht von mir hören, aber..." „Nein, das will ich nicht, ich war noch nie ein Mensch, der irgendetwas tat, um Mitleid oder Aufmerksamkeit eines anderen Menschen zu erregen, so eine bin ich nicht, aber danke Harry, danke, dass du einfach hier bist und mit mir sprichst", falle ich ihm ins Wort. Nachdem ich meinen Satz beendet habe, umarmt er mich und murmelt mir ins Ohr:„Ich bin immer für dich da, in guten wie in diesen schwierigen Zeiten, ich will sie nicht schlecht nennen, denn jeder Augenblick hat auch etwas Gutes an sich, man wird diese Person, welche man schlussendlich ist." Obwohl ich es mit aller Macht verhindern will, kullern mir die Tränen aus den Augen, was Harry wahrscheinlich bemerkt aber nichts sagt. Als ich mich selbst beruhigt habe, lösen wir uns voneinander und spazieren zurück zu mir nach Hause, wo mein Vater meinen Bruder zu nichtaufgegebenen Hausaufgaben verdonnert. Weil die beiden wieder einmal streiten, gehen Harry und ich einfach in mein Zimmer und schliessen die Tür, was nicht viel bringt, da wir die Zankereien immer noch genau mithören können. Wir kraxeln die Treppe meines Hochbetts hinauf und ich zeige Harry einen One Direction Crack. Sein Gesichtsausdruck sieht ein wenig verstört aus, aber ab und zu lacht er sogar mit, ausser es geht um Larry Stylinson, was ich verstehe. Als wir schon Arm in Arm im Bett liegen, durchbricht Harry die Stille:„Glaubst du an den Larry-Müll?" Ich richte mich ein wenig auf und schaue ihm in die Augen bevor ich antworte:„Nein, gar nicht, ich würde es auch als Müll abstempeln. Mir ist irgendwie einfach klar, dass ihr eine sehr enge Freundschaft habt." Harry lächelt mich an und ich lege meinen Kopf wieder in seinen wärmenden Armbogen, wo ich sofort zufrieden einschlafe.

Lifesaver | HarryStyles FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt