Bonus Material

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Deine Sicht

Ein normaler Sommertag. Wir hatten Anfang August und es war sehr heiss, knappe 40 Grad. Da bewegt man sich doch eigentlich nicht mehr, oder? Also ich beweg mich da nicht mehr. Deswegen lag ich ja auch in meinem weiss bezogenen Bett und starrte die Decke an. Die laute Musik störte meine Eltern wahrscheinlich aber das war mir gerade so richtig egal.
Wieso muss es auch so heiss sein?, fragte ich mich und runzelte die Stirn. Der Schweiss tropfte mir schon von der Schläfe und ich hörte, wie jemand meine Tür aufknallte. Es war meine Mom: ,, (V/N), mach die Musik leiser!", schrie sie und sah genervt zu mir. Ich rollte mich auf den Bauch und starrt sie an.
,,Klopfen."
,,Das ist mein Haus und in meinem Haus muss ich nicht Klopfen!", brüllte sie und drehte die Musik leiser, so dass man sie nur noch mit gespitzeten Ohren hören konnte.
,,Schatz, willst du nicht etwas raus gehn und mit deinem Freunden spielen?"
,,Mom, ich bin keine 5 mehr. Ich "spiele" nicht mehr mit meinen Freunden", ich streckte meinen Arm nach dem Neko-Kissen aus und drückte mein Gesicht darin, ,,und überhaupt, mit welchen Freunden sollte ich mich treffen?", nuschelte ich leicht getrübt.
Welche Freunde? Ich hab keine. Jedenfalls interessiert sich niemand für mich...
Mein Mom seufzte und lief Richtung Tür.
,,Du musst dir nur mal die Mühe machen und jemanden ansprechen. Kein Wunder, dass du nicht mal nen Freund hast."
,,Mom!!"
Sie kicherte amüsiert und schloss die Tür. Seufzend setzte ich mich auf und trottete zu meinem Fenster, dass weit offen war und leicht knirschte, als ich mich auf die Fensterbank setzte. Der Ventilator surrte und die Musik spielte immer noch leise im Hintergrund. Die weissen Wände, das weisse Bett mit der blauen Decke und mein weisser Schreibtisch, alles war so fad. Der graue und sehr weiche Teppich und der weisse Schrank, die pinke Lampe, die ich schon seit 15 Jahren habe und die Striche an der Wand, die mir jeden Tag zeigen, wie viele Zentimeter ich über die Jahre gewachsen bin, kamen mir alle so fremd und wieder so bekannt vor. Eine Weile saß ich nur da und ließ meinen Blick über mein Zimmer streifen, als mir ein kalter Schauer über den Rücken lief. Ich schüttelte mich und plötzlich bemerkte ich eine kleine Gestalt in unserem Garten.
Wer is-
Mein Herz setzte einen Schlag aus und der Schmerz in meiner Brust wurde immer grösser. Tränen sammelten sich in meinen Augen und das Atmen fiel mir schwer. Ich schwankte und fiel von der Fensterbank. Ich atmete immer schneller und schneller, meine Sicht wurde immer schlechter und in meinem Kopf dröhnte eine merkwürdige Melodie. Laute Schritte kamen die Treppe hochgeschossen und die Türe flog schlagartig auf. Zwei braune Augen sahen mich geschockt und panisch an.
Mom... Nein, das ist sie nicht.
Vor meinem inneren Auge spielte sich eine allzu bekannte Geschichte ab. Meine Sicht trübte sich und verschwand schlussendlich in einem matten schwarz.

Traumphase
Ich spürte seinen festen Griff um meine Taille.
,,Bitte, nicht... Bleib. Verlass mich nicht auch noch. Ich kann dich nicht auch noch verlieren", murmelte er und sah mich mit seinen kalten Augen an. Wer ist das nur? Er kommt mir so bekannt vor aber ich weiss nicht wer er ist. Ich fühlte mich schläfrig und hungrig, unglaublich hungrig. Langsam dreht ich meinen Kopf auf die Seite und sah den dreckigen, blutverschmierten Boden. Von wo kam das Blut? Die rote Flüssigkeit tropfte neben meinem Gesicht auf den Boden. Anscheinend kam das Blut aus meinem Mund, aber wieso? Ich drehte meinen Kopf wieder zu diesem Mann. Er strich mit seiner Hand über meine Lippen und wischte das Blut weg, langsam beugte er sich vor und legte seine Lippen auf meine. Der Geschmack nach Eisen in meinem Mund ließ nach und meine Sinne verstumpften bis alles wieder in einem matten schwarz verschwand.

Als ich wieder aufwachte war es dunkel und kühl. Der Ventilator surrte immer noch in der Ecke und das Fenster war weiterhin geöffnet.
Was ist passiert?
Langsam richtete ich mich auf aber eine unsichtbare Kraft drückte mich immer wieder auf das durchnässte Bett, doch ich nahm all meine Kraft zusammen und stand auf. Meine blaue Decke warf ich zur Seite und ging zum Fenster. Die Gestalt war verschwunden, dafür stand ein weisser Umzugswagen vor unserer Einfahrt. Unsere grüne Wiese und die roten Rosen strahlten nur so im Licht der Sterne und des Mondes. Das Licht im Haus gegenüber leuchtete, aber das merkwürdige war, dass dieses Haus schon seit knapp einem Jahr leer steht und wenn wir neue Nachbarn bekommen würden, hätte ich das gewusst, also gab es da nur eine Möglichkeit: Einbrecher.
Muss ich jetzt wirklich eine auf Bulle spielen?
Mein Kopf schmerzte nicht mehr allzu stark, also öffnete ich meine Zimmertür und lief die weissen Steintreppen hinunter. Als ich aus dem Haus wollte sagte eine tiefe Stimme: ,,Wo willst du hin, (V/N)?"
Ich drehte mich schnell um und sah in das makellos Gesicht und die Smaragdgrünen Augen meines älteren Bruders.
,,Niles", flüsterte ich und sah in langsam auf mich zuschreiten. Seine Oberkörper war gut gebaut und seine Beine kräftig, ausserdem war er mit seinen 1.85m nicht gerade klein. Er blieb vor mir stehn und ging leicht in die Knie um mir in die Augen sehen zu können. Seine Hand legte er an meine Wange und strich mir leicht mit dem Daumen über die Lippen. In seinen Augen sah man die Sorge und die Verzweiflung der letzten Jahre, doch das Angst einflössende an ihm war die Gier und die Lust, die ganz tief in seinem Herzen herumlungerte und sich nur äusserst selten und unter gewissen Bedingungen zeigt.
,,Ach (V/N), was mach ich nur mit dir?", sein Blick richtete sich auf meine Lippen, ,,Du machst nur Ärger." Er strich weiter mit dem Daumen über meine Lippe bis ich seine Hand mit meiner wegschlug. Sein Blick war überrascht, wurde nach einer Sekunde aber wieder normal und uninteressiert. Er drehte sich um und setzte sich auf die Couch. Seine Arme warf er über die Sofalehne und die Bein überschlug er übereinander.
,,Du solltest schlafen gehn. Morgen musst du wieder in die Schule und da solltest du dich zusammenreissen und nicht allzu verpennt aussehn", meinte er und musterte mich skeptisch.
,,Wieso steht ein Umzugswagen vor unserer Einfahrt?", fragte ich ihn im selben gefühlslosen Ton, wie er mit mir sprach. Seit Jahren schon frag ich mich wieso er so mit mir umgeht. Zuerst ist er nett zu mir und dann machte er in einer Sekunde eine Umwandlung um 180°. Eine Weile dachte ich ja er sei schizophren aber das hatte sich als Irrtum herausgestellt, er ist einfach nur komisch.
,,Anscheinend bekommen wir neue Nachbarn", nuschelte er in den weissen Kragen seines Nachthemdes, der locker um seinen wohlgeformten Körper fiel und seine hohen Wangenknochen und die grünen Augen dezent betonten. Er seufzte und strich mit einer einfachen Handbewegung seine Haare nach hinten: ,,Geh jetzt endlich schlafen oder ich sperr dich in den Keller."
,,Du hast eindeutig zu oft 50 Shades of Grey geschaut", sagte ich in einem abwerteten Ton und lief die Treppen hoch während ich ihn gespielt wütend ansah. Niles grinste: ,,Wer weiss. Vielleicht hast du ja Recht."
Wieso muss ich mich nur mit diesem Typ auseinandersetzen?

Attack on Titan (Levi x Leser) #wattys2017Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt