Die Tage verstrichen und Dustin fühlte sich wohler als je irgendwo anders zuvor. Der Hufflepuff Gemeinschaftsraum wurde zu seinem Lieblingsort, mit seiner heimeligen Atmosphäre, den mit Holz vertäfelten Wänden, den fröhlichen Farben und den Pflanzen, die an jeder Ecke, und manchmal auch in Krügen von der Decke hingen. Und genau an diesem Ort saß er oft zusammen mit seinen Freunden, um sich zu unterhalten. So auch heute. Sie hatten sich in einem Halbkreis um den Kamin gesetzt. Alle Erstklässler zusammen. Die Mädchen allesamt in Nachthemd. Alle außer Emmeline. Sie trug als einzige Boxershorts und T-Shirt.
"Da fällt mir etwas ein", sagte Melina und zog alle Aufmerksamkeit auf sich, "morgen haben wir unsere erste Flugstunde." Oh nein. Mit einem Mal war das heimelige Gefühl verschwunden. Er würde sich total blamieren. Er war noch nie gut in Sport gewesen. Und wenn er darüber nachdachte, in Schwindelerregender Höhe auf einem Besen rumzufliegen wurde ihm ganz schlecht. Und dann plötzlich fiel ihm etwas noch schlimmeres ein. Was wenn er zu schwer für einen Besen war? Was wenn der Besen bei dem Versuch vom Boden abzuheben es einfach nicht schaffte? Oder noch viel schlimmer: was wenn der Besen unter seinem Gewicht in zwei brach? Er war schließlich ein bisschen korpulenter als seine Mitschüler. Er schluckte.
"Oh ja! Das macht bestimmt wahnsinnig Spaß!", Quinn, "Stellt euch vor wie es sich anfühlen muss, auf einen Besen durch die Luft zu sausen!" Allein bei diesem Gedanken wurde ihm schlecht. Allerdings schien er nur einer der wenigen zu sein. Cassiopeia, Amrish und Terrell schienen hellauf begeistert. Im Gegensatz zu Dorothee. Sie hatte die Arme um ihre Beine geschlungen und zitterte am ganzen Körper.
"Hey? Alles in Ordnung?", fragte Melina. Dorothee schüttelte heftig den Kopf. Nun begann sie langsam vor und zurück zu wippen.
"Ich hab Höhenangst", flüsterte sie leise und begann nun schneller hin und her zu wippen.
"Oh du Arme!", sagte Emmeline und legte ihrer Freundin einen Arm um die Schulter. Dorothee schien kurz vor einem Nervenzusammenbruch zu stehen. Nur mit Mühe blinzelte sie die Tränen zurück.
"Mach dir keine Sorgen", sagte Cassiopeia, "morgen gehen wir zu dem Lehrer und erklären ihm die Situation. Ich bin überzeugt, er wird das akzeptieren!"
"Danke", flüsterte Dorothee und lächelte erleichtert.
"Kein Ding"
Am nächsten Morgen warf Dudley sich vor, seine Angst nicht auch angesprochen zu haben. Vielleicht hätten seine Klassenkameraden auch für ihn ein paar tröstende Worte oder eine andere Lösung parat gehabt. Nun aber schien das Grauen unausweichlich. Den ganzen Morgen über, versuchte er einen Ausweg aus seiner misslichen Lage zu finden. Er war schon kurz davor eine Migräneattacke vorzutäuschen, als plötzlich Eulen in die große Halle flogen. Hunderte, Tausende Eule flogen durch die Fenster der großen Halle und ließen Päckchen und Briefe auf Tische fallen. Auch für ihn war etwas dabei. Ein Brief und eine große Tafel Schokolade. Sofort riss er den ersten Umschlag auf.
Lieber Dustin,
Ich wollte dir eigentlich wollte ich dir schon viel früher schreiben, aber ich habe im Moment viel zu tun. Wie geht es dir? Was macht die Schule? In welchem Haus bist du gelandet? Bei mir ist es im Moment ziemlich unspektakulär. Ich hoffe, dass das bei dir nicht auch der Fall ist. Bitte schreib mir bald.
Dein Dad
P.S. Die Schokolade ist für dich. Ich habe ja keine Ahnung ob es bei euch in Hogwarts welche gibt und ob sie schmeckt.
Sofort überkamen ihn Schuldgefühle. Hatte er ihm nicht eigentlich versprochen, ihm zu schreiben, sobald er da war? Doch seine Gewissensbisse dauerten nicht lange an. Denn Amrish neben ihm sagte:
"Ich freue mich schon so auf die Flugstunde gleich." Und sofort wurde ihm wieder spei übel.
Zehn Minuten später standen sie alle, Hufflepuffs und Gryffindors, eingemummt Schals und Mützen auf dem Schlossgelände, bibbernd und zitternd. Die meisten vor Kälte, doch in Dustins Fall wohl eher vor Angst. Alle unterhielten sich angespannt als plötzlich eine kleine dünne Frau mit strubbeligem, kurzem, braunem Haar den Rasen betrat.
"Ich bin Madam O'Mara. Ich werde Ihnen im ersten Halbjahr die Grundlagen des Fliegens beibringen. Bitte stellen Sie sich alle links von einen Besen." Alle taten wie ihnen gehießen. Alle außer Cassiopeia, die nun den Arm hob.
"Ja", sagte Madam O'Mara.
"Ähm... Könnte ich bitte kurz mit Ihnen unter vier Augen sprechen?", fragte sie.
"Jetzt nicht. Aber nach der Einführung", sagte Madam O'Mara. Cassiopeia warf Dorothee einen fragenden Blick zu, die darauf hin heftig den Kopf schüttelte.
"Streckt nun die rechte Hand über eurem Besen aus uns ruft: Hoch!" Sofort begann jeder vor sich hin zu murmeln. Auch Dustin gab sein Bestes, doch sein Besen bewegte sich keinen Zentimeter. Schnell sah er sich um, um zu sehen, wie die anderen sich schlugen. Lily und Amrish waren die einzigen, bei denen es zu funktionieren schien. Alle anderen sprachen weiter mit ihren Besen.
"Habs geschafft!", flötete Emmeline. Sie war nicht die einzige. Auch Hugo Besen war ihm jetzt in die Hand gesprungen. Nach und nach schafften es immer mehr. Bis irgendwann nur noch er, Daisy und Dorothee übrig waren. Das Dorothee es nicht schaffen würde lag auf der Hand. Weiß wie ein Bettlaken starrte sie auf den Besen zu ihren Füßen. Daisy ein paar Besen weiter starrte wütend auf ihren Besen, das Gesicht rot vor Wut und Scham, was, wie er sich selber eingestehen musste ihn ungemein freute. Und dann endlich hatte er einen Grund nicht mehr auf dem Boden bleiben zu wollen. Er nahm seinen ganzen Mut zusammen und sagte dann mit fester Stimme:
"Hoch!"
Endlich flog der Besen in seine Hand. Keine Sekunde zu früh denn in dem Moment ertönte ein schriller Pfiff und Madam O'Mara rief:
"Wer jetzt noch keinen Besen in der Hand hält hebt seinen bitte auf. Wir machen nun mit der nächsten Übung weiter." Dustin grinste über sein ganzes Gesicht und konnte nicht anders als Daisy hämisch anzugrinsen. Daisy zog eine Schnute.
"Auf meinen Pfiff stoßt ihr euch bitte vom Boden ab. Wenn ich noch einmal pfeife landet ihr bitte wieder.", sagte Madam O'Mara. Schlagartig verschwand das Grinsen von seinem Gesicht. Und er war nicht der einzige. Dorothees Gesicht nahm eine ungesunde Farbe an.
"Auf meinen Pfiff. Eins, zwei...", begann sie doch Cassiopeia zupfte an ihrem Ärmel. Sie beugte sich zu ihr runter und Cassiopeia flüsterte ihr etwas ins Ohr. Madam O'Mara nickte verständnisvoll nur um dann laut zu fragen:
"Hat noch jemand außer Dorothee Höhenangst?" Keiner antwortete zu geschockt waren die Hufflepuffs, das Madam O'Mara Dorothee einfach so entblößt hatte und zu amüsiert waren die Gryffindors. Einzelne kicherten sogar.
"Jetzt haltet mal die Luft an!", rief Quinn plötzlich, "Ihr findet das wohl witzig!" Seine Courage hatte nicht wirklich den gewünschten Effekt. Sie führte viel mehr dazu, dass einige noch mehr zu lachen begannen.
"Komm Quinn", sagte Melina und legte ihm eine Hand auf die Schulter, "Die halten sich eben für was besseres. Sie nutzen nur unsere Schwächen um sich besser zu fühlen und von ihren eigenen abzulenken. Eigentlich haben sie nämlich selber alle die Hosen voll." Er blinzelte verwundert. Dann sagte er:
"Stimmt. Das ich da nicht schon früher dran gedacht habe", sagte er, "Du bist echt klug. Ich frage mich warum du nicht nach Ravenclaw gekommen bist." Melina lief sofort dunkelrot an. Verlegen sah sie zu Boden.
"Ich denke es ist entscheidend, wofür man sich in manchen Situationen entscheidet. Ich finde Freundschaft wichtiger als Sicherheit."
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Dustin Dursley und die Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei
Hayran KurguWas wenn Dustin Dursley, der Sohn von Dudley, einen Brief für die Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei bekommen würde? Und was wenn er dann tatsächlich nach Hogwarts gehen würde?