Kapitel 38

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Ich hatte Angst. Als ich aufwachte, wusste ich nicht genau, wo ich war. Ich wusste noch, dass ich Cha Cha Cha getanzt habe, danach... nichts mehr. Ich versuchte mich zu orientieren, den Kopf zu drehen. Dabei merkte ich, dass meine Handgelenke hinter einer Stuhllehne zusammengebunden waren. Etwas schmales, unangenehm scharfes schnitt mir in die Handgelenke und wenn ich meine Hände bewegte, spürte ich Plastikstreifen. Man hatte mir Kabelbinder angelegt?  Auch meine Füße schienen fixiert, doch ich konnte sie nicht sehen, da ich weder meinen Oberkörper bewegen konnte, noch den Tüllrock meines Kleides irgendwie wegschieben konnte.

Ich wollte etwas rufen, doch musste würgen bei dem Versuch, denn man hatte mir etwas flusiges in den Mund geschoben. Ich merkte, wie meine Atmung schneller ging und versuchte meine Gedanken zu sammeln, um der Panik zu entgehen, doch mir wollten keine klaren Gedanken gelingen. Immer wenn ich dachte, ich hätte etwas greifen können, ließ meine Konzentration nach. Was war passiert? Wie war ich hergekommen? Kannte ich die Wohnung in der ich saß? Diese Fragen kreisten in meinem Kopf, doch wenn ich versuchte sie zu beantworten, spürte ich außer pochendem Kopfschmerz und leichter Übelkeit nichts. Keine Erinnerungen. Nichts, was ich wieder erkannte.

„Na Prinzessin?", fragte plötzlich eine Stimme, die mir merkwürdig bekannt vorkam. Mir wurde der Knebel entfernt und Wasser an die Lippen gehalten, von einer Person, die mir merkwürdig bekannt vorkam. Ich hatte mit ihm getanzt. War er- ? Das war mein Tanzpartner! Doch als ich versuchte, seinen Namen zu sagen, fiel er mir nicht ein. Ich kannte seinen Namen! Komm schon! Feuerte ich mich selbst an, während ich begierig trank. Ich hatte Durst, merkte ich. Und im gleichen Moment: Ich musste mal ganz dringend auf Klo... So abgelenkt von der eigentlichen Frage, fiel mir die Antwort ein.

„Lars!", schrie ich und schlug ihm mit meinem Kopf fast das Wasser aus der Hand. „Was soll das?"  Ein hämisches Lächeln glitt über seine Züge.

„Dafür, dass du gestern so schnell weg warst, bist du schon erstaunlich klar. Du weißt also wer ich bin und was passiert ist?" Ich schüttelte den Kopf.

„Ich habe keine Ahnung, was passiert ist!", fuhr ich ihn an und während ich sprach, fuhr mir ein brennender Schmerz in die rechte Wange. Als hätte ich mich geschnitten oder eher verbrannt. Testweise bewegte ich mich, soweit es ging. Auch meine Schultern brannten schmerzhaft und ich versuchte meine Arme zu sehen, sah jedoch nur einen kleinen Teil meiner Schultern und Oberarme. Doch was ich dort sah, war zerstörte Haut. Überall hatte ich Schnitte, kleine Verbrennungen und Rußflecken, es sah aus, als hätte jemand heißes Wachs auf mich tropfen lassen und das Wachs dann mit Hilfe einer Kerze oder eines Feuerzeugs von mir herunter tropfen lassen und als ich auf den Boden sah, erkannte ich dort weiße Flecken, die durchaus Wachs sein könnten.

„Was hast du mir angetan du Spinner?", schrie ich und mit jeder Sekunde, die ich länger wach war, schmerzten die Brandmale mehr.

„Oh, du meinst das?" Lars stellte das Wasser weg und fuhr beinahe zärtlich über eine besonders rot verfärbte Verbrennung. Ich zog scharf Luft ein, doch stellte fest, dass der Schmerz half, meinen Verstand zu klären.

„Warum hast du das getan?", ich merkte, wie meine Augen zu brennen begannen und mein Hals eng wurde, doch ich befahl mir, auf keinen Fall zu weinen.

„Überleg doch mal, Miss Perfect", meinte Lars, plötzlich bitter. „Du hast alles. Du siehst gut aus, kannst tanzen, bist reich, hast nette Eltern, Freunde, Menschen die dich lieben, die Jungs liegen dir reihenweise zu Füßen. Ich habe nichts. Ich bin zu klein für einen Mann und habe hart daran gearbeitet, zumindest Muskeln aufzubauen, ich habe keine Freunde, keine Menschen, denen ich etwas bedeute, obwohl ich immer nett, charmant und höflich bin. Und Geld? Ich arbeite seit fünf Jahren jeden Tag von acht bis fünf und verdiene vermutlich weniger Geld, als du mit 12 als Taschengeld bekommen hast. Und die Frauen? Sie beachten mich kaum. Klar, ich bin gerne genommen zum ausheulen, wenn es mit einem Kerl nicht mehr klappt, aber ich bin immer nur der Typ, bei dem man sich ausheult und ihn dann solang vergisst, bis man vom nächsten Kerl wieder verletzt wurde. Du bist einfach das perfekte Beispiel einer dieser Frauen..."

Ich riss erschrocken die Augen auf. Lars sah in mir die Verkörperung aller schlechten Frauen, denen er in seinem Leben begegnet war?

„..Und deshalb werde ich dich unperfekt machen. Nie wieder soll sich ein Kerl in dich verlieben, weil du ja so hübsch und höflich bist. Denn du wirst nicht mehr hübsch sein. Niemand wird dich mehr beim Tanzen bewundern. Denn du wirst, nie wieder tanzen können, wenn ich mit dir fertig bin."

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3. Kapitel in Folge! Was sagt ihr?
Bis morgen,
LadyBrisingr

Supposed to be a LadyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt