Ich wollte schreien, doch Lars hatte mir drückte mir das Messer an den Hals. Es tat so weh... Er hatte mein Kleid aufgeschnitten, ohne darauf zu achten, ob er mir Haut mit aufschnitt. Ich spürte das Blut an meiner Hüfte entlang laufen.
Ich saß mit den Fetzen meines Kleides und Unterwäsche bekleidet vor ihm. Das war viel zu viel nackte Haut. Zu viel, was er verletzen könnte. Ich hatte das Küchenmesser an meinen Armen schon kaum ertragen. Als er sich meinem Gesicht näherte, wollte ich schreien, weinen, mich wehren, doch wie ich mich auch verdrehte und verbog, alles was passierte, war dass die Fesseln mir tiefer ins Fleisch schnitten.
Wenige Millimeter vor meiner Haut hielt er inne. „Nein", beschloss er dann. „Dein Gesicht hebe ich mir auf." Ich wusste nicht, ob ich vor Erleichterung weinen oder Panik schreien sollte. Wenn nicht mein Gesicht, was dann?
Lars schien das auch nicht so genau zu wissen, denn statt mir mit dem rußschwarzen Messer immer näher zu kommen, hielt er es über die Kerze. „Und jetzt sing!", zischte er.
Ich merkte, wie mir die Tränen übers Gesicht liefen, doch gehorsam stimmte ich Moon River an.
Als ich bei meinem Lieblingsvers My huckleberry friend, moon river and me angelangte, drückte Lars mir das Messer auf den Bauch. Ich schrie auf, dann wimmerte ich nur noch. In diesem Moment klickte ein Schloss.
Finn
Noch während Chris sich an dem Schloss zu schaffen machte, hörte ich sie singen. Sie sang Moon River. Ihr Vater stützte sich an der Wand ab. „Ist das sie?", fragte er und ich meinte zu sehen, dass seine Augen feucht glänzten. Bevor ich antworten konnte, ertönten ein Schrei aus der Wohnung und ein triumphierendes Grunzen von Chris. Er stieß die Tür auf.
„Robin!", brüllte Herr Gold.
„Papa!", schallte Robins Stimme von weiter hinten in der Wohung. „Papa, ich bin hier!"
Ich stürzte direkt hinter Herrn Gold in die Wohnung und folgte ihrer verzweifelten Stimme. Hatte sie Schmerzen? Die Wohnung war nicht groß, doch Robins Stimme kam aus dem hintersten Zimmer der langgezogenen Wohnung. Kurz bevor wir die Tür zu diesem Zimmer erreicht hatten, kam uns Lars entgegen, ihr Tanzpartner.
Ich stürzte auf ihn zu. Ich würde ihn töten, wenn er Robin etwas angetan hatte. Bevor ich ihn überhaupt erreicht hatte, hatte Robins Vater schon zugeschlagen. Ohne ein weiteres Wort drückte er sich am taumelnden Lars vorbei und während ich diesen am Shirt packte und ihn gegen die Wand drückte, schluchzte Robin aus dem angrenzenden Raum erleichtert auf. Chris, Julian und Luka bedeuteten mir und Kilian zu ihr zu gehen. Ich ließ das Schwein los, ich wusste, meine Jungs würden sich um ihn kümmern, und hetzte, mit Kilian auf meinen Fersen, in die Küche.
*
Mein Vater durchsuchte die Schubladen nach einer Schere und als er endlich eine gefunden hatte, standen Kilian und Finn in der Tür.
„Ihr seid da", sagte ich und könnte nicht verhindern, dass mir Tränen der Erleichterung übers Gesicht liefen. Kilian kam auf mich zu, schnippte ein Taschenmesser auf, säbelte an einem Kabelbinder rum und strich mir einige Strähnen aus dem Gesicht. „Wir sind alle da, Robin. Deine Eltern sind zu Finns Eltern gegangen, als du dich nicht gemeldet hast und Finn hat uns dann angerufen. Julian, Luka und Chris sind draußen bei Lars. Deine Mutter und die McCollums haben die Polizei gerufen und sollten auch auf dem Weg sein." Er betrachtete mich eingehend. „Du siehst ganz schön scheiße aus", stellte er dann fest. Ich lachte müde. Kaum hatte Kilian den letzten Kabelbinder entfernt, hob mein Vater mich hoch und hielt mich fest.
„Meine Kleine, ich habe mir solche Sorgen gemacht!", murmelte er an meinem Kopf. „Ich habe gedacht, es wäre zu spät und ich hätte nie wieder die Chance, Zeit mit meiner Tochter zu verbringen. Ich habe gedacht, es wäre zu spät", wiederholte er.
Ich schlang meine schmerzenden Arme um ihn. „Du hast mich gefunden Paps", murmelte ich genauso leise wie er. „Mir geht es gut."
Ich öffnete die Augen und schaute über die Schulter meines Vaters. Finn stand noch immer in der Tür und hatte nichts gesagt. Ich löste mich vorsichtig von Paps und ging auf ihn zu. Bevor ich jedoch auch nur ein Wort mit ihm hatte wechseln können, stürzte meine Mutter in die (mittlerweile sehr volle) Küche.
„Robin, oh Gott. Robin, mein Schatz wie geht es dir?", rief sie völlig hysterisch, während sie mir um den Hals fiel. Sie sah fürchterlich aus: Die Augen verquollen, die Nase rot und die Haare ganz zerwühlt, doch als sie ich ihr die Arme um die Taille schlang, lächelte sie unter Tränen.
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Alles nochmal gut gegangen!
Ob sie sich mit Finn noch ausspricht?
Morgen kommt die Auflösung, das letzte Kapitel!
Freu mich!
LadyBrisingr
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Supposed to be a Lady
ChickLitRobin ist 17, steht kurz vorm Abi und hat definitiv besseres zu tun, als sich mit ihrer Ex-besten Freundin und dem heißen Schotten, dem sie immer wieder zufällig begegnet, herumzuschlagen. Dass ihre überreichen Eltern sie zur perfekten Nachfolgerin...