WILLKOMMEN KLEINE – natürlich Kilian. Du gehörst jetzt zu DEN GEILSTEN, Robin! - Julian. BÄM BABY! – Luka. Chris schrieb nur Hay du, und Finn schrieb als Letzter Du wirst dich an sie gewöhnen :D. Die sechste Nachricht war auch von Finn, allerdings im privaten Chat. Hey, alles klar? Deine Mutter wirkte gerade echt panisch..? Ach nein, wie lieb... Ja, jetzt ist alles klar, wir haben einen neuen Mitbewohner... Bild folgt!
Ich entschied mich dafür, das Bild mit allen Jungs zu teilen und stellte ein Foto von dem immer noch hin und her hüpfenden Raben in die Gruppe. Ich stelle vor: mein neuer Mitbewohner. Namensvorschläge? schrieb ich darunter.
Dann widmete ich mich wieder dem besagten Mitbewohner persönlich. Ich hatte mal gelesen, man solle keine Dankbarkeit von dem zu pflegenden Tier erwarten, oder gar eine Art Bindung eingehen wollen. Dennoch konnte ich es nicht lassen, leise auf ihn einzureden, und auch wenn ich mir fast blöd vorkam, es zu glauben, dachte ich, dass der namenlose Rabe hin und wieder auf meine Worte hin näher hüpfte oder zumindest in meine Richtung schaute.
Blagden schlug Chris im Laufe des frühen Abends vor und um acht waren zwei Wahlgänge zwischen Blagden und Abraxas für den ersten Vorschlag ausgegangen. Um sieben musste ich rein, um mit meiner Familie zu Abend zu essen, doch nach dem Essen und Duschen ging ich noch mal hinaus und erklärte dem mittlerweile auf einem der Kletteräste sitzenden Raben: „Ich habe mit einigen Freunden abgestimmt. Du heißt jetzt Blagden. Dieser Name ist aus einem meiner Lieblingsbücher und auch wenn du weder weiß bist, noch sprichst, halten die Jungs und ich dich für würdig, diesen Namen zu tragen. Hörst du? Blagden." Tatsächlich krächzte Blagden einmal heiser und ich schloss daraus, dass er mit diesem Namen einverstanden war.
Am nächsten Morgen weckte mich das panische Krächzen von Blagden um viertel vor sieben. Genervt und frierend, da ich nur in Jogginghose und Top geschlafen hatte, stand ich auf und lief zum Balkon. Eine Katze hockte vor der Voliere. Der arme Rabe drückte sich in die gegenüberliegende Ecke und schlug mit dem allein nutzlosen Flügel. Die Katze gehörte unseren Nachbarn. Ihr Haus war zwar mindestens hundert Meter weg von unserem und auch die Grenze zwischen unseren Gärten war zweidutzend Meter entfernt, doch Gizmo schlich öfter hier herum. Ich kannte und mochte den schwarzen Kater, der nun schon mindestens drei Jahre alt war und noch immer so klein, dass es eher aussah, als könnte Blagden ihn jagen und nicht umgekehrt, doch ich hatte Gizmo schon häufig dicke Kaninchen und auch Vögel jagen sehen, Blagdens Angst war also durchaus berechtigt.
„Hallo Gizmo!", gurrte ich und der kleine Kater lief auf mich zu. Er war extrem zutraulich und unglaublich niedlich, wenn er mir nicht gerade Mäuse auf den Balkon brachte. Ich hockte mich hin und Gizmo strich mir, laut schnurrend, um die Füße. Ich kraulte ihn hinter den gigantischen Ohren, die ihm wohl den Namen des Vaters der Gremlins eingebracht hatten, und nahm ihn schließlich hoch. Er stellte mir die Pfoten auf die Schulter und drückte seine feuchte Schnauze gegen meine Wange. Ich riss mich zusammen, um nicht weg zu zucken, als Gizmo seinen Katzensabber an mir abwischte. Blagden machte mit einem lauten, fast schon empörten Krächzen auf sich aufmerksam, was nur dazu führte, dass Gizmo mir seine Krallen in die nackte Schulter rammte.
„Autsch... Ruhig Blagden, ich bring ihn ja schon weg!", fuhr ich den Raben an, der nur noch einmal krächzte und auf den niedrigsten Ast sprang. Ich zog Gizmos Krallen aus meiner Haut und ignorierte die blutigen Striemen, erst einmal trug ich Gizmo durch mein Zimmer, hinunter zur Haustür und setzte ihn draußen ab, in der Hoffnung, dass er nicht sofort wieder hoch zu meinem Balkon klettern würde. Dann holte ich Obst aus der Küche, schnitt es klein und stellte es in einer kleinen Tonschale in Blagdens Voliere. Statt sie sofort wieder zu verlassen, zog ich die erste Zeitungsschicht ab und setzte mich auf den, nun sauberen, Boden. Erst blieb Blagden misstrauisch, doch sein Futter stand direkt vor meinen Füßen, also hüpfte er, langsam und immer nur ein kleines Stück nach dem anderen, auf mich und die Futterschale zu. Schließlich hockte er direkt vor meinen Füßen und durch meine Kuschelsocken kitzelten mich seine Schwanzfedern, als er anfing, das Obst zu essen. Vorsichtig streckte ich meine Hand in Richtung Rabe, doch als er die Bewegung wahrnahm, hüpfte Blagden laut schnatternd weg.
„Okay, heute hast du gewonnen, ich lass dich in Ruhe. Aber ich gewinne schon noch dein Vertrauen!", murmelte ich und kam mir noch nicht einmal blöd vor, wie ich so mit dem Raben sprach. Der Rabenkrähe genau genommen. Im Licht der gerade aufgehenden Sonne glänzte Blagdens eigentlich schwarzes Gefieder silbrig und seine Form war durch die langen Schatten scharf umrissen. Ich betrachtete ihn noch kurz, dann beschloss ich etwas Sinnvolles zu tun, wenn ich schon mal so früh wach war. Ich zog mir meine schwarzen, engen Lieblingsjeans an, doch als ich mein Top auszog, brannte meine Schulter und mir fielen Gizmos Kratzer wieder ein. Vorsichtig zog ich zumindest einen BH und ein marineblaues Top an, dann ging ich ins Bad, um mir die Schulter zu waschen und ein bisschen Salbe darauf zu verteilen. Schnell flocht ich mir noch einen Zopf, der auf die andere Schulter fiel, damit ich meine Haare nicht mit der fettigen Creme tränkte. Ein letzter Blick in den Spiegel bestätigte mir, dass ich nicht mehr aussah, als sei ich um viertel vor sieben an einem Samstagmorgen aus dem Bett gekräht worden.
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Robin gehört zu den Jungs, der Rabe ist getauft, der Tag kann beginnen!
LadyBrisingr
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Supposed to be a Lady
Chick-LitRobin ist 17, steht kurz vorm Abi und hat definitiv besseres zu tun, als sich mit ihrer Ex-besten Freundin und dem heißen Schotten, dem sie immer wieder zufällig begegnet, herumzuschlagen. Dass ihre überreichen Eltern sie zur perfekten Nachfolgerin...