Graffiti [Vkook]

🔱Eins🔱

Taehyung

Energisch schüttle ich die roten Haarsträhnen, welche mir immerzu die Sicht rauben, aus meinem Gesicht und festige auch den Griff um die Taschenlampe in der einen Hand.

"Kannst du mal leuchten?", brumme ich und halte die Taschenlampe dann auffordernd von mir weg. Ein Seufzen erklingt, aber Namjoon tritt schliesslich neben mich, nimmt mir die Taschenlampe aus der Hand und richtet den Lichtpegel zur Wand, damit ich immerhin sehen kann, was ich sprühe.

Graffiti in der Nacht zu sprayen ist mir zwar seit je her lieber, aber es ist auch aufwendiger, denn diese dämliche Taschenlampe, um etwas zu sehen, muss man meistens selbst halten. Ausser man hat wie ich, einen treuen Freund, der das für einen übernimmt.

Namjoon lässt das Licht einmal über das fast fertige Bild wandern, lacht dann leise und hält den Pegel zurück auf die unfertige Stelle.
Ich dagegen krame eine weitere Spraydose aus dem Rucksack zu meinen Füssen, halte sie kurz ins Licht, um sicherzustellen, dass es die richtige Farbe ist - ein hübsches Giftgrün - und schüttle sie dann erst, bevor ich wieder an die Wand herantrete und die wenigen Striche sorgfältig auf dem Beton hinterlasse.

"Du solltest dein Talent nicht für Illegales verschwenden", bemerkt Namjoon halblaut. Ich schnaube abfällig, denn diese Worte habe ich schon oft aus seinem Mund gehört. "Was soll ich sonst tun?", erwidere ich schnippisch, "Mich an einer dämlichen Schule bewerben? Ich hab nicht das Geld dazu."

Ein Seufzen kommt über die Lippen des Älteren gleich darauf auch ein Laut des Ekels. "Schaff mir dieses widerliche Frettchen vom Hals!", beschwert er sich, weswegen ich auf der Stelle die Spraydose sinken lasse und in die Knie gehe. Zu Füssen des Älteren erkenne ich das kleine Tierchen, dass ihm so Probleme zu machen scheint.

"Es ist kein Frettchen, Idiot", verdrehe ich die Augen. Vorsichtig hebe ich mein Haustier hoch und lasse es auf meine Schultern krabbeln.
"Es ist eine Hausratte."

"Das macht es nicht besser", erwidert der Ältere trocken. "Irgendwann trainiere ich Tiramisu darauf, auf Knopfdruck zu beissen", murmle ich und streichle die kleine Ratte sachte, "Und der Erste, an dem ich ihren Gehorsam austeste, bist du!"

"Ich kann nicht glauben, dass du eine Ratte nach einem italienischen Dessert benennst", schüttelt er den Kopf, aber ich gehe darauf nicht mehr ein. Der Name ist niedlich und passt zu ihr und um nichts in der Welt würde ich das Tierchen weggeben. Tiramisu begleitet mich seit bald einem Jahre und ich nehme sie auf jeden Ausflug mit.

Ich suche einen dunkleren Grünton aus dem Rucksack und trete ein weiteres Mal an die Wand heran und vervollständige die Fläche des letzten Buchstabens. "Ich bin stolz auf dich", grinst Namjoon, als ich mit einem zufriedenen Brummen zurückgehe und das Endergebnis betrachte.

Man sagt, es gibt drei Arten des Graffiti, aber für mich gibt es immer nur zwei; Die, die gut gemacht sind und die, die schlecht gemacht sind. Bis anhin gab es nie ein Motiv, welches ich gesprayt habe und mir auch gut gefiel. In allen habe ich etwas zu verbessern gefunden.

Aber diesmal nicht.

"Und? Wie findest du's?", frage ich, während ich die Spraydosen in meinem Rucksack verstaue und diesen schliesse. Namjoon lässt das Licht der Taschenlampe einmal mehr über die Betonwand wandern und beginnt dann zu grinsen.

"Eindrucksvoll", lässt er verlauten, was mir ein Grinsen hervor ruft.
"Danke", bemerke ich stolz, "Ich hatte einen hervorragenden Lehrer."

Namjoon lacht amüsiert und kramt aus der Jackentasche eine Packung Kippen, von der er sich eine zwischen die Lippen steckt und mir dann stumm eine anbietet. Ich überlege nicht lange, ziehe ebenfalls eine hervor und klemme sie genau wie er zwischen die Lippen. "Hast du Feuer?", murmelt er, nachdem er seine Taschen nach einem Feuerzeug abgesucht hat und wohl keines gefunden hat.

Belustigt sehe ich ihn an, hole aber aus der abgenutzten Jacke, die ich mein Eigen nennen kann, ein Feuerzeug, dass ich noch nicht verloren habe. Beide zünden wir die Zigaretten an und ich nehme einen tiefen Zug.

"Ich meine es ernst Tae, sowas kannst du nicht bloss von mir lernen", bemerkt Namjoon dann und nickt gen Betonwand. "Jetzt fang nicht schon wieder damit an!", maule ich und wende ihm den Rücken zu. "Taehyung, probier es doch wenigstens mal-"

"Und dann?", unterbreche ich ihn harsch, "Dann nehmen diese reichen Trottel mich, aber bezahlen muss ich die ganze Scheisse selbst."
Er seufzt tief und ich drehe mich wieder zu ihm um, kaum habe ich den Rauch ausgestossen.

"Ich möchte das gar nicht, Namjoon, diese Welt, wo jeder genug Geld hat, das war nie mein Ding. Ich bin zufrieden, so wie es jetzt ist. Ich habe alles was ich brauche und hole mir, was ich möchte. Es gibt niemanden, der mich einzwängt und keiner kann mir etwas vorschreiben."

Er hebt kapitulierend die Hände und steckt sich im nächsten Atemzug die Kippe wieder zwischen die Lippen. "Schon gut", grinst er müde, "Lass uns gehen."

Ich nicke, nehme Tiramisu von meiner Schulter und halte sie stattdessen auf dem Arm, während ich mich bücke, um den alten Rucksack zu schultern. Ich blicke ein letztes Mal zurück und mustere die grossen Buchstaben, die ich gesprayt habe, bevor ich Namjoon folge.

Nevermind

Hallo und willkommen zu der Partnerstory von KimJaemieJeon und mir^^
Ich hoffe, sie gefällt euch, because ich find die Idee toll😂
Wie dem auch sei: Enjoy it❤