Graffiti [Vkook]

🔱Drei🔱

Taehyung

"Was macht der Depp da?"

Mit zusammengekniffenen Augen und ernster Miene mustere ich den schlaksigen, grossen Mann, der dort praktisch an der Betonmauer klebt und seine Fingerspitzen über mein Graffiti wandern lässt.

"Ich weiss ja nicht, aber er könnte dein Graffiti ansehen", bemerkt Namjoon sarkastisch, woraufhin ich die Augen verdrehe. "Ach echt?", erwidere ich, "Ich meinte eher: Wieso macht der Depp das?"

Ich spüre, wie sich in meiner Jackentasche etwas regt, im nächsten Moment streckt Tiramisu ihr Köpfchen raus und sieht umher. Mit einem Lächeln sehe ich auf sie hinunter. "Der Kerl darf das nicht, nicht wahr?", flüstere ich an sie gerichtet und streiche mit den Fingerkuppen über ihr Köpfchen.

"Wie 'Er darf das nicht'?", lacht Namjoon leicht, "Dir ist klar, dass das ein öffentlicher Platz ist, oder? Jeder darf das sehen."
Ich schüttle den Kopf. "Vielleicht darf man es sehen, aber es ist nicht für Leute wie ihn bestimmt", erkläre ich ruhig, während ich den Blick wieder auf ihn richte. Er hat pechschwarzes Haar und eigentlich hat er nichts besonderes, dass ihn ausmachen könnte - wenn man von dem ganzen Markenkram, den er trägt, absieht.

"Was ist an ihm anders als an allen anderen?", fragt Namjoon etwas verwirrt. "Sieh ihn dir doch an", zische ich, "Sieh dir die Markenschuhe, das Hemd und diese bescheuerte Tasche an. Der Kerl ist einer der Sorte, die mein Graffiti eher als Vandalismus anstatt als Kunst sehen. Ein Reicher, der sich alles kaufen kann, was er will - und trotzdem ist er nicht glücklich."

Er erwidert darauf nichts, wir sehen nur beide still dabei zu, wie der junge Mann von der Wand wegtritt und sein Handy hervorkramt, dass er auf mein Motiv richtet.

"Oh, wenn er die Polizei dazu bringt, es wegzumachen, dann hoffe ich, er gibt mir immerhin Credits dafür. Urheberrechte und so", knurre ich leise und ernte ein zustimmendes Brummen. "Könnte er ja - wenn du nicht deinen Namen vergessen hättest."

Zwar hat mich die Tatsache, wirklich meinen Namen auf dem Bild vergessen zu haben erst genervt, aber immerhin weiss er so absolut nichts und so ist es doch besser, dass wir erst jetzt hergekommen sind, damit ich meinen Namen noch nachträglich hinsprühen kann - dieses Bild lasse ich sicher nicht ohne einen Künstler.

"Er soll gehen", quengle ich leise und nehme Tiramisu aus der Jackentasche, um sie etwas in den Armen zu halten. Als ob er meine Worte hören könnte, verstaut der Typ sein Smartphone endlich und wirft dem Graffiti einen letzten Blick zu, bevor er sich gänzlich umdreht und die Brücke wieder verlässt.

Ich sehe dem Typen nach, bis ich ihn nicht mehr sehen kann, erst dann setze ich mich in Bewegung und lasse Tiramisu zurück in die Jackentasche schlüpfen. Namjoon folgt mir zu dem Ort, den wir nur wenige Stunden zuvor so zurückgelassen haben und ich stelle den deutlich leichteren Rucksack ab, um die schwarze Spraydose hervorzuholen.

Ich schüttle sie ein wenig, bevor ich mich vor das grüne, getrocknete 'D' knie und unten, ganz am Rande ein eiliges Vante spraye.

"Fertig", verkünde ich mit einem Grinsen und höre Namjoon seufzen. "Wir sind extra nochmal hergekommen, damit du in einer Minute deinen Namen hinschmieren kannst? Trottel."

Lachend packe ich die Dose wieder ein und schiebe die Ärmel meines Hoodies bis zu den Ellbogen hoch, ehe ich den Rucksack schultere und meine Ratte aus der Tasche hole. "Lass uns was essen gehen", schlage ich vor.

"Und danach setzen wir die Ratte aus?"

"Namjoon, ich schwöre-"

"War nur so eine Idee...", unterbricht der Ältere mich kapitulierend, wobei ein breites Grinsen sein Gesicht ziert. Selbst wenn er das nur sagt, um mich zu ärgern, bleibe ich bei dem Thema Todernst.
"Du weisst, ich würde dem Vieh nie was tun."

"Weil du weisst, dass ich dir den Hals umdrehe, solltest du es versuchen", antworte ich, was ihn lachen lässt. Gemeinsam verschwinden wir von der Brücke, um uns im nächsten Imbiss mit etwas Essen zu versorgen, bevor ich für die Nacht wieder arbeiten muss und Namjoon es sich irgendwo gemütlich macht. 

"Hast du nach der Arbeit schon was vor?", fragt der Ältere mich auf einmal. Ich zucke mit den Schultern. "Ich wollte mich aufs Ohr hauen", antworte ich teilnahmslos, "Aber ich kann den Plan auch über den Haufen werfen, wenn du mir was verlockenderes anzubieten hast."

"Ich hab nach deinem kleinen Auftritt gestern selber wieder Lust gekriegt, eine Wand zu beschmieren.