Kapitel 10

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Es vergingen einige Wochen in denen wir vier fast jeden Tag etwas miteinander unternahmen, wie früher, nur dass jetzt auch Jona mit dabei war. Mir waren nicht die Blicke entgangen, die Freddy und Jona miteinander tauschten, doch wenn ich sie darauf ansprach schüttelte sie bloß energisch den Kopf und erklärte mir wie verrückt das war.

Allerdings konnte sie mir nicht wiedersprechen als ich von der Röte sprach, die sich über ihr Gesicht gelegt hatte sobald ich Freddy auch nur erwähnte. Sie würde nur wieder den Kopf schütteln und auf Daniel und mich zurückkommen.

In manchen Momenten bereute ich es bereits ihr davon erzählt zu haben, da sie mehr als auffällig mit den Augenbrauen wackelte sobald ich mich mit Daniel unterhielt, was mehr als irritierend war, nebenbei bemerkt und mich oft vergessen ließ was ich eigentlich sagen wollte. Auch stieß sie mich in die Seite sobald er den Raum betrat, als würde mir nicht auffallen, dass mein Schwarm den Raum betreten hatte.

Er bekam von all ihren Aufführungen zum Glück nichts mit, da er sich sobald ich sprach zu mir wendete und sich alles somit hinter seinem Rücken abspielte. Ich genoss die Zeit mit ihm, auch wenn er nur Freundschaft im Sinn hatte. Ich war ihm näher denn je, wir lachten zusammen und schienen uns ab dem Moment an dem ich meine Schutzwand habe fallen lassen besser zu verstehen als wir es je zuvor getan haben.

Ich war nicht mehr so verkrampft und versessen darauf mit ihm zusammen zu sein, denn das war ich schon so gut wie jeden Tag, zwar auf eine andere Art, aber ich kam damit klar. Es hatte mir gefehlt ihm so nah zu sein, die Gespräche, seine Witze,...einfach alles und ich war mir sicher, dass ich das was wir hatten um nichts in der Welt verlieren wollte und konnte, weshalb ich mich zurückhielt und hoffte, dass er irgendwann den ersten Schritt machen würde...

„In Gedanken?" fragte mich Daniel, der gerade auf dem Steg neben mir Platz nahm und mich somit wieder in die Realität zog. Wir waren für ein Wochenende an die Küste gefahren zusammen mit Jona und Freddy und genossen den Sonnenuntergang des ersten Abends am Meer.

Jona hatte sich hinlegen wollen, weil sie von der Fahrt besonders müde geworden war und blieb deshalb in ihrem Zimmer in der Hütte ihres Vaters, die er uns zur Verfügung gestellt hatte. Die Hütte lag einen ca. 5 Minuten langen Fußweg von der Küste entfernt, weshalb Daniel und ich uns entschieden hatten einmal dort vorbei zu schauen. Freddy hingegen hatte sich freiwillig gemeldet für uns einkaufen zu gehen, wobei ich eher denke, dass Jona ihn dazu genötigt hatte, damit Daniel und ich alleine waren.

„Jetzt nicht mehr." Antwortete ich auf seine Frage und grinste ihn an.

„Schön nicht wahr?" fragte er, nachdem er seine Schuhe ausgezogen hatte und seine Füße neben meinen im kühlen Nass baumelten. Er hatte den Kopf in den Nacken gelegt, die Augen geschlossen und genoss die letzten warmen Sonnenstrahlen.

„Wunderschön." Gab ich zurück, den Blick nicht von ihm lösend.

„Ich bin froh, dass wir uns wieder so gut verstehen, Jess. Ich habe dich vermisst." Sagte er und öffnete nun wieder seine Augen, um mich anzusehen.

„Dito." Gab ich nur zurück und lächelte.

„Ehrlich?" fragte er ein wenig überrascht.

„Natürlich. Was dachtest du denn?"

„Ich weiß nicht, ich dachte eine Zeit lang, dass ich dich nerven würde. Ich dachte du wärst irgendwie froh gewesen, als wir uns nicht mehr so häufig sahen." Sagte er und sah ins Wasser, wo nun einige kleine Fische schwammen. Ich war geschockt über das was er da sagte. Über die Jahre habe ich mir nichts sehnlicher gewünscht, als das er sich ein wenig mehr für mich interessiert hätte und wieder zurückgekommen wäre.

Andererseits war ich auch ein wenig abweisend ihm gegenüber, das war wahr, aber ich konnte ihn nicht mehr sehen, wenn er mit einer seiner Freundeninnen an mir vorbei zog. Ich war eifersüchtig und gekränkt.

„Es tut mir leid, wenn ich den Anschein geweckt habe, dass ich nichts mehr mit dir unternehmen wollte. Ich habe nie gewollt, dass der Kontakt so abbricht, glaub mir. Ich dachte nur, dass du genug beschäftigt bist mit deinen Freundeninnen." Erwiderte ich und musste das letzte Wort fast auswürgen. Er sah mich fassungslos an, allerdings versteckte sich in seinem Blick auch eine Spur Verständnis, als hätte er gerade realisiert wo mein Problem über all die Jahre lag.

„Oh Jess, ich hätte sie dir niemals, aber auch niemals vorgezogen. Ich habe gedacht du hättest ein Problem mit mir und wolltest mich deshalb nicht mehr sehen. Ich wollte nicht, dass du denkst-"

„Das hättest du wirklich?" fragte ich erstaunt, fast ungläubig.

„Natürlich, du warst jahrelang meine beste Freundin, ich hätte dich wegen keiner von ihnen zurückgelassen." Ich war etwas irritiert bei dem Begriff 'beste Freundin', aber ich glaube so konnte man es nennen, er hatte recht wir waren beste Freunde und trotzdem war ich verletzt, als er in seiner ersten Beziehung war. Er hätte sich vermutlich gewünscht, dass man sich für ihn freut, ihm Tipps gib und was tue ich? Weise ihn ab, lasse ihn im Stich.

„Dan, es tut mir leid. Ich hätte dich unterstützen sollen, für dich da sein sollen." Gab ich zu und fuhr mir mit der Hand an die Stirn, bereute auf einmal die Entscheidung, welche ich für Jahre als die Beste befunden hatte.

„Jess, es ist okay, die Hauptsache ist, dass es jetzt wieder so ist, wie es einmal war." Sagte er und umfasste meine Hand, die immer noch auf meiner Stirn lag mit seiner und senkte sie. „Ist es doch, oder?" fragte er hoffnungsvoll, seine Augen direkt auf mich gerichtet, als suche er verzweifelt nach einer Antwort.

„Ich hatte so gehofft." Antwortete ich, worauf sich sein Gesichtsausdruck entspannte und sein Lächeln die Erleichterung repräsentierte, die durch seinen Körper floss. So saßen wir da noch für eine Weile, seine Hand immer noch meine umklammernd. Wir genossen den Moment, indem ich meinen Kopf auf seine Schulter legte und tief durchatmete.

„War das der einzige Grund, weshalb du zu der Zeit Abstand von mir brauchtest?" fragte er nach einiger Zeit, die Sonne brauchte nur noch wenige Sekunden um vollkommen am Horizont zu verschwinden. Er sah komplett ernst aus, vielleicht sogar hoffnungsvoll, als erwarte er eine bestimmte Antwort.

„Ja." Log ich und bildete mir ein für eine Sekunde einen Hauch Enttäuschung über sein Gesicht huschen zu sehen. Er nickte bloß und versuchte zu lächeln, doch ich wusste, dass dieses gezwungen war und in keinster Weise seinen vorherigen glich.


Pride and Prejudice -Daniel RadcliffeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt