2.

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°○°

Mila Sorrows schlief nicht. Ihre Zimmergenossinen schlummerten tief in ihren Traumwelten, doch Mila's Traumwelt war so absurd dass es eher einer Halluzination glich. Oder einem Alptraum.

Sorrows schliefen einfach nicht. Es war einfach so. 

Die Gefahr, getötet zu werden, während man friedlich vor sich hin schlummert ist einfach zu groß. Oder eher ist der Preis, den sie dafür zahlen müsste, zu groß.

Okay, ihre Zummergenossinen würden ihr höchstwahrscheinlich zwar nichts tuen, aber das war eine Regel für die Ewigkeit. Punkt.

Sie schlich sich raus, auf den Astronomie-Turm. All die vielen Eindrücke mussten erstmal verarbeitet und sorgfältig überdacht werden. Neue, lauernde Gefahren mussten analysiert und bekämpft werden bevor es zu spät ist.
Der Wind schlug ihr kühlend ins Gesicht und sie schloss die Augen. Eingesperrt in den Kellern fühlte sie sich wie eine Maus in einer Mausefalle. Das regelmäßige Atmen der Mädchen machte sie nervös und ließ ihr keine Ruhe.

Mila setzte sich auf eine Bank und starrte in die Ferne. Die "Black Arts", waren sie ein Fluch, oder doch ein Segen? Waren sie es wert, dass sie ein Leben wie dieses führen musste? Waren sie es wert, dass sie ihre gesamte Familie verloren hatte?

Sie wusste keine Antwort. Wahrscheinlich würde sie niemals eine Antwort finden. Es war ja niemand da um ihr die Antwort zu geben.
Sie waren nützlich, keine Frage, ohne sie säße sie nicht hier, sondern neben ihren toten Verwandten aber andererseits sind sie überhaupt der Grund weswegen sie alle-

,, Eine schöne Nacht, nicht wahr?"

Mila nickte nur. Sie wusste, dass es der Schulleiter war. Sie wusste, dass Albus Dumbledore eine mehr oder weniger vertrauensvolle Person war.
,, Ich geh dann mal wieder...", murmelte sie dennoch lustlos und verschwand wieder in ihrer Schatten-Form. Ihr war sowieso kalt gewesen.

Der Direktor sah nachdenklich in die Ferne.
Wie sie es geschafft hatte all die Jahre vom Ministerium versteckt zu bleiben wusste er nicht, doch es war eine überaus beeindruckende Leistung. Auch wenn es traurig war.

Von Kindheitstagen an im Untergrund zu leben nur wegen ihren bemerkenswerten Fähigkeiten war nicht fair, und er hatte Mitleid mit ihr. Aber sie würde das durchstehen. Mila Rose Sorrows hatte schon viel zu viel überstanden, als das sie über der Last von Hausaufgaben untergehen würde. Dumebldore schmunzelte. Sie war zäh. Und dazu magisch begabt wie -wortwörtlich- kein anderer.

Morgen war der erste Schultag und er war gespannt wie sie sich machen würde.

°○°
Mila erschien nicht zum Frühstück. Sie hatte tatsächlich ein paar Stunden Schlaf abbekommen und fühlte sich besser, sie war sogar fast gutgelaunt, aber eben nur fast, deswegen schlich sie leise in die Küche und aß dort. Selbst die Hauselfen quiekten auf als sie sie hereinkommen sahen. So konnte sie ihr Frühstück in Ruhe genießen. 

Ihre erste Stunde war Zauberkunst.
Sie war noch zu früh dran, denn sie würde wenn sie apparierte in einer Sekunde im Klassenraum sein, also beschloss sie vorerst das Schloss zu erkunden. Hogwarts war so schön. Und vollkommen sicher, jedenfalls von äußerlichen Einflüssen. Wenn der Feind schon drinnen war konnten die dicken Mauern noch so schützend sein.

In Zauberkunst lernten sie einfache Zauber wie den Aufrufzauber oder 'Wingardium Leviosa'.
Mila meisterte es ungesagt, beteiligte sich aber nicht und verließ als erste den Unterricht. Gut, es war nun wirklich keine Überraschung, aber naja...

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Es würde einen Herbstball geben. Zum Glück war es nicht Damenwahl, denn Mila wollte überhaupt nicht hingehen. Wer würde sie schon begleiten? 
Es war gut so. Dann hätte sie das Schloss mal für sich alleine. Sie könnte der verbotenen Abteilung in der Bibliothek einen Besuch abstatten. Ja, die Idee war gut.

Ihre Zimmergenossinen hatten schon ihre Begleitung und quietschten froh darüber. Sie würden am Wochenende nach Hogsmead gehen um sich Kleider zu besorgen.

,, Sorrows-..Mila? Willst du mitkommen? Hast du schon eine Begleitung gefunden?", fragte ein Mädchen vorsichtig. Die anderen warfen ihr ungläubige Blicke zu. Das konnte doch nicht ihr Ernst sein. Mila lächelte verächtlich und schnaubte leise.

,, Nein und Nein. Danke.", erwiderte sie nahezu tonlos ohne den Blick von ihren Büchern zu heben. Die drei Mädchen verschwanden hastig.

Vielleicht wäre es doch nicht so schlecht gewesen? Hier in Hogwarts hatte sie die Chance Freunde zu finden und ihr Leben endlich lebenswert zu machen. Und sie war einfach nur kalt und abweisend zu jedem und allem?

Stumm schüttelte sie den Kopf. Es ging schon zu lange so. Sie musste ihr Verhalten ändern. Am besten sofort. Was ist wenn sie doch von jemanden gefragt wird? Würde sie hingehen?

°○°
Mila schlich wieder alleine hinunter zum Unterricht. Sie ging schnellen Schrittes, doch als jemand:
,, Sorrows, warte!" rief, blieb sie stehen. Genervt blickte sie sich um. Sah er nicht, dass sie es eilig hatte?

,, Was willst du, Malfoy?" Er grinste breit. ,, Geh mit mir zum Ball."

,, Vergiss es."

Sie drehte sich um und hastete zum Unterricht.
,, Aber dich hat doch sicherlich niemand gefragt und eine Begleitung ist Pflicht! ", rief er ihr hinterher. Sie wirbelte herum. ,, Woher weißt du das?", zischte sie wütend, obwohl es bei weitem nichts neues war. Und doch verletzte es sie.
Er hob abwehrend die Hände.
,, Ich hab's allen gesagt. Sie sollen dich nicht fragen. Ich geh mit dir zum Ball. Easy."
,, Oh nein, das kannst du sowas von vergessen Honey.", sagte sie mit einem zuckersüßen Lächeln auf dem Gesicht und drehte sich um.

Sie rannte fast schon zum Unterricht und setzte sich schnell auf ihren Platz.
VGDDK. Gleich darauf setzte sich der platinblonde Junge neben sie.
,, Lass mich in Ruhe!" knurrte sie leise und rammte ihre Fingernägel in ihren Oberarm. 'Ganz ruhig Mila.' Draco lachte nur trocken auf und holte seine Schreibsachen aus seiner Tasche.
Mila achtete nicht mehr auf ihn und folgte dem Unterricht.
Heute würden sie sich duellieren. Endlich mal was interessantes.
,, Na Sorrows, schon Angst?", rief Draco ihr zu und zückte seinen Zauberstab.
Er fühlte sich mächtig. Die Klasse zog scharf die Luft ein. Mila hob ihre Augenbrauen. Normalerweise rannten die Leute doch von ihr weg. Und jetzt-
,, Aber immer doch.", erwiderte sie gleichgültig und überprüfte ihre Haarsträhne auf Spliss.

Und wie das Schicksal es wollte, kamen die beiden in eine Gruppe.

Mila wünschte sich kein Duell. Sie konnte ihn mit einem Fingerschnipsen sterben lassen, das war doch kein faires Duell.

Aber wer unter den Gegnern war ihr schon ebenwürdig? Wer nur? 

So schleuderte sie Draco ungesagt nach hinten, entwaffnete ihn und rief seinen Zauberstab mit Accio zu sich. Auch er bekam ihre gute Laune zu spüren. Sein Glück.
,, Duell.. Gewonnen. Was für eine Überraschung.'', sagte sie desinteressiert, ging zurück zu ihrem Platz und hörte nur noch, wie die Lehrerin
,, ...Ohnegleichen...." flüsterte.

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Mila R. Sorrows | BlutrotWo Geschichten leben. Entdecke jetzt