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°○°

Hibbelig versuchte sie den Umschlag aufzureißen.
'Nun mach schon!' dachte sie wütend. 'Geh endlich auf!'
Doch der Briefumschlag und der Inhalt blieben fest verschlossen.
,, Weißt du wie das aufgeht, oder wieso glotzst du so blöd?" ,keifte sie ihren geliebten Vogel an. Er sah sie nur vorwurfsvoll an.
'Wo ist der Sinn? Wieso schickt sie mir einen Brief den ich nicht öffnen kann?'
Sie untersuchte den Briefumschlag sorgfältig. Er war gelblich, so als wäre er sehr alt. Dann sah sie noch ein Siegel, dass blutrot am Verschluss des Briefes klebte. Mila versuchte den Siegel zu entfernen, doch er löste sich nicht, und bescherte Mila einen blutenden Finger. 'Ist dass hier Humor der Götter? Beobachten die mich hier gerade und lachen sich tot? Ehm, stimmt ja. Sie sind unsterblich!'
Also landete der Brief einfach irgendwo in einem der Schränke und blieb dort, bis er bereit war, sich zu öffnen. Oder bis Mila eine Lösung gefunden hatte. Oder aber ein Angebot von den Göttern, in ihrem Unterhaltsprogramm zu arbeiten. (Je nach dem was zuerst kam)
Eine erschöpfte, unglückliche und deprimierte Mila kehrte in die Bibliothek zurück. Dem Ort, wo sie ausnahmsweise keinen verzweifelten Rawenclaw traf, den selbst die Bibliothekarin hatte sich für den Abend frei genommen, und lachte bei einer Comödie im Fernsehen. ("Leben bei den Muggles- mit Werner Dickich" )
So lagen die Bücher still und geordnet in den Regalen, denn kein Schüler war da, um Chaos zu stiften.
,,....Botschaft versiegeln...
.....Geheimcode knacken....
.....Kühlschrank meines Nachbarn...was?!....
....Aha! Einfache und schwere Versiegelungszauber aufheben!"
Der dicke Schinken, gerne von Mila als "leichte Lektüre"
bezeichnet, lag nun auf ihren Knien, und wartete darauf, gelesen zu werden.
Sie lauschte irgendwelchen Geräuschen, doch es blieb still. ,, Nun gut....schreiben wir doch mal etwas auf..
Wenn das jetzt nicht funktioniert, weiß ich echt nicht mehr weiter!"
Entschlossen stampfte sie die unzähligen Treppen hinauf und schlitterte die kühlen Flure hinunter. Keine Seele war noch auf den Fluren, und das silbrige Schimmer des Mondes leuchtet durch die großen Turmfenster direkt in ihr Gesicht.
Mila konnte nicht anders und seufzte. Der dunkle See plätscherte so beruhigend gegen die Felsen, und der Wind ließ das dunkle Gras sanft herum wehen.

Jemand räusperte sich hinter ihr.
Sie tastete vorsichtig nach ihrem Zauberstab, ließ ihren Blick aber durch die Ländereien wandern.
,, Es ist Sperrstunde. Geh sofort in deinen Schlafsaal. 50 Punkte Abzug für..."
Der unbekannte fasste ihr an die Schulter und drehte sie um. ,, Oh.",hörte sie ihn sagen.
Es war der mysteriöse Junge aus der Großen Halle. Er war wohl Vertrauensschüler aus Slytherin.
Er fasste sich schnell und sagte mit fester Stimme:
,, Natürlich ziehe ich meinem Haus keine Punkte ab. Geh jetzt."
Dann drehte er sich um und ging.

°○°
Kennt ihr dieses Gefühl, wenn ihr einfach keine Lust auf irgendwas habt?

Mila starrte an die Decke. Ab und zu schaute sie mal auf die Uhr, und beobachtete die Uhrzeiger, wie sie einander jagten.
'Ist es nicht unfair, dass der Sekundenzeiger so hetzten muss, während der Stundenzeiger so langsam sein darf?'
Lustlos fing sie an, irgendwelche Gegenstände hoch zu werfen, sie aber nicht mehr zu fangen. Sie schmiss so den kompletten Inhalt ihres Schrankes raus, doch hielt bei einem Gegenstand inne. Der Brief. 

'Eine Lösung hab' ich zwar nicht gefunden,' dachte sie sich, 'aber wenn interessiert das schon?'
Der Brief öffnete sich genauso wenig wie zuvor.
Mila war am verzweifeln.
'Du blöder,dummer Brief! Du machst mich wahnsinnig!'

Tränen der Verzweiflung und der Trauer, nie etwas von ihrer Familie zu hören, fielen auf das Pergemant in ihren Händen.
,, Wieso wurdest du geschickt?", schniefte sie,
,, um mich zu ärgern?"
Sie pfefferte(?) den Brief durch den leeren Schlafsaal, und er knallte gegen eine der Wänden. (Fenster gab es hier ja nicht, die Slytherin Gemeinschaftsräume und die Schlafsäale liegen unter dem schwarzen See)
Doch als der Brief die Wand hinunter fiel, öffnete sich der Verschluss und das Siegel sprang ab. Ein kleiner Brief fiel aus dem Umschlag.
Mila hetzte wie noch nie zuvor durch den Schlafsaal.
Mit ihrer Gabe erreichte sie eine atemberaubende Geschwindigkeit, doch leider wusste sie nicht, wie man bremsen konnte.
Mit voller Wucht knallte sie gegen die Wand und fiel rückwärts auf den Boden. Einen Moment lang sah sie den Brief noch direkt vor ihrer Hand, und im nächsten war alles schwarz.
°○°

Ihre Augenlider flatterten.
Erschöpft versuchte sie die Augen zu öffnen, und unter großen Mühe gelang es ihr auch. Sie war im Krankenflügel, und vor ihr saß ein bedächtig lächelnder Albus Dumbeldore. Bei seinem Nachnamen musste sie kichern, sie dachte gerade an: "Snape, Snape, Severus Snape..."
,, Wie ich sehe, sind sie wohlauf." lächelte er sie an.
,, Nee, ich bin Mila.", murmelte sie leise.
,, Zum Glück wollte Mister Malfoy nochmal vor der Sperrstunde mit ihnen sprechen, ansonsten hätten wir sie erst am nächsten Morgen gefunden. Wie geht es ihnen?"
,, Denn Umständen entsprechend..", grummelte sie lustlos und fasste sich an den Kopf, der anfing schmerzhaft zu pochen.
Da fiel ihr alles wieder ein.
,, Wo ist mein Brief?!" , rief sie aufgebracht. 'Oh Gott, was ist wenn er ihn gelesen hat? Oder Draco?'
,, Ein Brief, sagen sie? Wir konnten nur diesen Umschlag und dieses dazugehörige Pergemant finden. Allerdings verstehen wir nicht, was darin geschrieben ist."
Er reichte ihr das Blatt, und Mila starrte auf die seltsamen Zeichen in ihrer Hand. Dann begannen die Zeichen sich zu bewegen, ganz schnell, und Mila verstand die Schrift, obwohl sie sie noch nie gesehen hatte.
,, Nein Professor, ich verstehe sie auch nicht."
Sagte sie gespielt geknickt und faltete den Brief zusammen.
,, Darf ich gehen?''
Ohne eine Antwort abzuwarten schwang sie sich über das Geländer und verließ langsam den Krankenflügel.
Nachdem sie nicht mehr in Sehreichweite(?) war, sprintete sie los, aber darauf bedacht, nicht gegen die nächste Wand zu krachen.
Mit rotem Kopf erreichte sie ihren Schlafsaal, und zwitscherte ihrem Phönix zu.
,, Hör' mal her, mein treuer Begleiter! Rate mal, wer den Brief endlich lesen kann! Ich!"
Ihre Tante musste sehr schlau gewesen sein, diese Schrift zu benutzen. Mila kannte noch niemanden, der Dumbeldore hinter's Licht führen konnte.
Hektisch und mit schwitzigen Händen faltete sie den Brief auseinander und begann eilig zu lesen:

Liebe Milenia,
Als deine Nachricht mich erreichte, war ich glücklich zu erfahren, dass ich eine Nichte habe. Auch wenn ich deine Leichtsinnigkeit, den Göttern nochmal zuschreiben, nicht gut heißen kann.
Komm bitte am 1.März dieses Jahres um Mitternacht zu dem Eingang in den Olymp.
Der Eingang liegt in der Mugglewelt, also sei vorsichtig. Dort lernst du meine Schwestern kennen.
Ich erwarte dich.
Seraphina.

Verwirrt blickte Mila auf.
Mugglewelt, Eingang zum Olymp, und wer zum Teufel war Seraphina?
'Vielleicht der Name, den man annimmt, wenn man ein Gott wird.' ,überlegte sie.
Doch in ihrem Kopf schwirrten immernoch tausende von Jahren.
Da erblickte sie noch etwas auf dem Papier:

Und bring' mir bitte meinen Phönix mit, ich hoffe doch, du hast ihn gut behandelt.

Also war das gar nicht ihr Phönix, sondern der von ihrer Tante.
In zwei Wochen war der 1.März, und dann würde sie aufbrechen in die Mugglewelt und diesen Eingang suchen.
°○°

Mila R. Sorrows | BlutrotWo Geschichten leben. Entdecke jetzt