20.

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Dann waren's nur noch zwei.

°○°

Silbernes Mondlicht fiel auf ihr Gesicht.
Langsam drehte sie den Kopf in Richtung des Lichtes.
Ihre Augenlider flackerten.
Das Pochen in ihrer Hand war unerträglich. Schmerzhaft biss sie sich auf die Unterlippe, und setzte sich auf die Knie.
Was war das für ein Raum?
Weshalb war er so geheim?

Es war ein großes, vollbepacktes Zimmer. Überall standen Regale, Tische und Stühle herum. Doch auf allen lag eine feine Staubschicht, als wäre niemand jahrelang  hereingekommen.

In der Mitte stand ein großes Himmelbett. Es war nicht ordentlich gefaltet, sondern nur hastig zurückgeworfen, als würde der, der im Bett lag, schnell abhauen wollen.

,, Suchst du etwas?"
Mila wirbelte herum.

,, N-Nein, ich wollte nur.."
Arabella nickte schwach.
,, W-Was ist das für ein Zimmer?"
Zögernd blickte sie ihre Tante an.
Diese schlug die Augen nieder.
,, Das hier ist das Zimmer, wo Rosè ihre letzten Tage verbracht hat."
,, Du meinst..?"
,, Ja. Die allerletzten.
Und hier hat sie sich auch
- für mich einfach verrückt-
entschieden, ihr Todesurteil anzunehmen, und in die Zauberwelt zurück zu kehren."
,, Wieso habt ihr sie nicht aufgehalten?"
,, Rosè war alt genug, um zu entscheiden, ob sie leben will oder nicht.
Vielleicht wollte sie lieber kein Leben, als ein Leben in Angst, weißt du?"
,, Wie alt war sie denn?"
,, Genauso wie du gerade."
,, Warte, warte! Willst du mir sagen, dass sie mit knapp 16 Jahren meine Mutter geboren hat?"
,, War bei deiner Mutter nicht viel anders."
Mila sah aus dem Fenster auf den Sternenhimmel.
,, Wieso lässt ihr den Raum so? Wieso wird er nicht umgebaut, oder renoviert, oder was weiß ich-"
,, Warum hat man das Haus der Potter's so gelassen?
Es ist ein Andenken, Mila, einfach nur ein Andenken.
Ein Grab von ihr hatten wir ja nicht."
,, Warum?"
Arabella seufzte.
,, Verbrecher werden von Dementoren beerdigt.
Vor den Toren von Askaban."
,, Warum das den? "
,, Inferni. Die Insassen waren meistens Teil einer schwarzmagischen Familie, so wie die Blacks, und da wäre es leichteres, die Leiche zu verzaubern.."
,, Das hat sie nicht verdient."
Arabella zuckte mit den Schultern.
,, Vielleicht."
,, Du findest also nicht, dass ihre Hinrichtung  vollkommen unlogisch, menschenfeindlich und beknackt war?"
Sie schüttelte den Kopf.
,, Doch, klar. Entschuldige. Manchmal geht der Slytherin in mir durch."
,, Wie meinst du das?"
,, Naja, durch Rosè mussten wir flüchten, und ich bekam mein Königreich. Es hatte Vorteile. Trotzdem wäre es mir lieber, wenn es uns anders ergangen wäre. Und dir auch."
Sie drehte sich um und ging zurück zu der silbernen Tür.
,, Jedenfalls, schau dich ruhig ein bisschen um. Wir erwarten dich gleich im Thornsaal."
,, Warte."
Mila rannte zu ihr.
,, Warte. Wie hast du mich gefunden?"
Arabella lächelte sie verschmilzt an.
,, Manche Geheimnisse-"
Sie strich Mila durch's Haar,
,, Müssen nicht verraten werden.''
Sie öffnete die Tür und verschwand.

Mila öffnete behutsam alle Schubladen und Türen.
Sie war auf der Suche nach einem Stück Vergangenheit, etwas persönliches von Rose.
Doch alle Schubladen waren leer, bis auf die Staubschicht.
Entmutigt schritt sie über den alten Holzboden, der bei jedem ihrer Schritte knarzte.
Aber plötzlich spürte sie einen schwachen Druck auf ihrer Fußspitze. Es war wie eine Delle im Boden.
Aufgeregt setzte sie sich auf die Knie und beugte sich über das Holz.
Ihre Finger tasteten schnell und flink über die Delle.
Sie hielt den Atem an.
Da war die Öffnung.
Vorsichtig, um das Objekt darunter nicht zu beschädigen, hob sie die Holzdiele hoch und legte sie behutsam auf den Boden.
Sie suchte den Raum ab, und stieß auf eine schwere, silberne Box.
'Was das wohl drin ist?'
Mila konnte die Box nicht öffnen, denn man sah ein kleines Schüsselloch.
'Und wo krieg' ich jetzt den Schlüssel her?', dachte sie enttäuscht.
Sie drehte die Box einmal um.
In feiner, geschwungener Schrift stand dort:

Mila R. Sorrows | BlutrotWo Geschichten leben. Entdecke jetzt