20. Kapitel

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Alle hatten sich mal wieder um einen Glaskasten versammelt. Doch diesmal war etwas anders, als bei dem simplen Robotertest. Diesmal lag Spannung in der Luft. Im inneren der Glaswände befand sich ein kleiner Chip. Er wurde von allen Ecken beleuchtet, so dass sein metallischer Glanz fast blendete. Arthur räusperte sich. Die Blicke wechselten vom Gegenstand zu ihm. Nur Mias Augen und Gedanken richteten sich weiter auf den entwickelten Chip. Sie hatte das Gefühl am Ziel eines langen Weges angekommen zu sein.

Arthur begann die Besprechung einzuleiten. Er hatte sich genau belesen und viel mit den Beteiligten unterhalten. Es war sein Geld, dass alles finanzierte. Doch nun kam er sich fehl am Platz vor. Er konnte den Chip vor seinen Augen sehen aber hatte nicht das Gefühl wirklich etwas beigetragen zu haben. Dass es nicht sein Verdienst war, weil den Chip nicht entwickelt oder gebaut hatte. Trotzdem leitete er die Präsentation gerade. Es war was von ihm erwartet wurde. Natürlich sprach er viele Dankesworte aus. Diese schienen ihm zu schnell über die Lippen zu kommen. Nicht wirklich zu würdigen was geleistet wurde. Arthur schaute jeden an und bemerkte Mias fehlende Aufmerksamkeit. Sie hatte begriffen worum es ging. Er konnte sich denken was eine seiner besten Mitarbeiterinnen beschäftigte.

Mia hörte Arthur sehr wohl zu. Die Worte mit denen er beschrieb dass der Chip es möglich machte sich an alles zu erinnern. Worte, Bilder und Filme abspeichern konnte. Es klang fast als würde er eine Speicherkarte beschreiben. Er kratzte lediglich an der Oberfläche. Doch das war auch gut so. Desto mehr man ins Detail ging, desto unheimlicher konnte einem dieser kleine Chip erscheinen. Gegen Tierversuche hatten sich alle ausgesprochen. Es würde sowieso nicht viel bringen und wäre schwer zu testen. Alles lief auf einen Punkt hinaus.

Arthur kam langsam zum Ende seiner Ausführungen. Wenn er an den notwendigen Abschluss dachte spürte er wie sehr die Verantwortung auf ihm lastete. In der vergangenen Nacht hatte er kaum schlafen können. Immer wieder kam in ihm dieselbe Frage auf. Der Chip musste von einer Person getestet werden. Doch er hatte Angst. Auf einmal schien es ihm leichter all seine Erinnerungen als Dinge um sich zu haben. Er würde erstmal sowieso nur von ihnen Erinnerungen speichern können. Zukünfte Reisen würde er anders festahlten können. Dennoch würde er weiterhin Gegenstände als Erinnerungen sammeln. Das war ihm klar.

"Wir sind mit dieser Entwicklung an unserem ersten Ziel angekommen und ich möchte allen für ihre Mitarbeit danken. Nun muss der Chip durch einen von uns getestet werden. Dazu wird eine Operation nötig sein welche unsere Ärzte durchführen werden. Ich möchte dass jeder sich die Zeit nimmt, um genau darüber nachzudenken. Es wird kein leichter Eingriff und deshalb besteht ein hohes Risiko während der Operation. Die Testphase danach kann ebenfalls Komplikationen aufweisen." Seine Worte enthielten nichts dass sich Mia nicht schon hätte denken können. "Danke für eure Aufmerksamkeit. Wir werden uns morgen erneut treffen und eine Entscheidung finden.", sagte Arthur abschließend. Die Zuhörer applaudierten und Arthur war es etwas unangenehm. Ihm war bewusst dass seine Hauptaufgabe die Finanzierung des Projektes war. Es war das Gerüst der Unternehmung aber das Wissen dieser Menschen war der Kern. Deshalb applaudierte er ebenfalls. Alle würdigten die Arbeit des anderen.

Nach der Versammlung zogen sich erstmal alle in einen anderen Teil des Hauses zurück. Mia setzte sich auf die Stufen vor Arthurs Haus. Sie schaute auf den symmetrischen Garten und das Tor, an dessen Ende. Michael setzte sich neben sie. Eine Weile sagte keiner von ihnen etwas. Der Wind bewegte die Blumen und rauschte in den Bäumen. Mia atmete tief ein. Sie konnte den leichten Geruch der Blumen wahrnehmen. "Ich möchte den Chip testen.", sagte sie auf einmal leise. Michael schaute zu ihr. Er hatte es sich bereits gedacht. "Wieso du?", fragte er. "Wieso nicht ich?", zischte sie. Er schüttelte den Kopf.  "Weil wir eine andere Option haben." Sie stand auf. "Diese werden wir dadurch besser nutzen können. Überleg doch Michael. Rafael konnte sich erinnern. Dann können es die seine Arbeitgeber auch. Sie haben in ihrem  Hauptgebäude zusätzlich den Heimvorteil. Durch diesen Chip haben wir den Ausgleich. Falls doch etwas sein sollte können wir zumindest rausfinden ob es einen anderen Weg gibt." Michael stand ebenfalls auf. "Was ist wenn während der Operation etwas passiert? Ich will dich nicht verlieren Mia." Er zog sie an sich. "Du wirst mich nicht verlieren.", antwortete sie selbstsicher. "Dieser Chip kann mir helfen falls sie wieder versuchen mir meine Erinnerungen zu nehmen. Ich mache mir schon sehr lange Gedanken darüber und habe mich entschieden dieses Risiko einzugehen." Michael sah die Entschlossenheit in ihren Augen. Er legte seine Hand an ihre Wange und fuhr mit dem Daumen sanft darüber. "Ich werde dich wohl nicht davon abhalten können. Doch dafür werde ich die ganze Zeit während der Operation bei dir sein." Sie gab ihm einen Kuss. "Danke dir."

Am Abend versammelten sich wieder alle. Diesmal saßen sie draußen auf der Terasse. Die Außenbeleuchtung erhellte die bereits eingetretene Dunkelheit. Wieder war Arthur der Etste der das Wort ergriff. Der das Wort ergreifen musste. "Ich hoffe ihr habt euch alle genügend Gedanken darüber gemacht. Die Sache muss jetzt auch nicht unnötig in die Länge gezogen werden. Ihr wusstet schon lange worauf unsere Forschungen hinauslaufen. Also wer möchte sich bereit erklären?" Alle schauten in die Runde. Mia zögerte einen Moment und hob schließlich die Hand. "Ich tue es.", gab sie mit fester Stimme bekannt. Für Michael wirkte ihre Ausstrahlung wie eine Fassade. Sie verbarg alle ihre Zweifel und Ängste, als sie in die Augen der anderen blickte. Nur Michael merkte wie ihre Hand seine fest drückte. Arthur nickte und überlegte einen Moment wie er weiter machte. Innerlich spürte er Erleichterung dass es einen Freiwilligen gab. Doch er mochte Mia und könnte sich nicht verzeihen, wenn ihr etwas zustoßen würde.

"Hast du dir das richtig überlegt?", fragte er sie. "Natürlich habe ich das.", erwiderte sie. "Sind alle damit einverstanden?", fragte sie in die Runde. Die anderen nickten ihr zu. "Wir werden unser Bestes geben.", bestätigte einer der Ärzte. Am übernächsten Tag sollte die Operation stattfinden. Mia wurde der Ablauf genau beschrieben. Alles wurde vorbereitet und geplant. Michael hatte sich Urlaub genommen. Er wollte so viel Zeit wie möglich mit Mia verbringen und war mindestens genauso aufgeregt wie sie als det Tag gekommen war. Arthur hatte die nötigen Geräte nicht so dass der Eingriff im Krankenhaus des Neurologen stattfinden würde. Falls es zu Komplikationen kam würde er ein paar Kollegen einweihen. Michael mochte die sterilen weißen Flure nicht. Doch das Personal bewunderte er. Einige waren auf den Fluren unterwegs und verschwanden in die Zimmer. Diese Menschen brauchten viel Kraft. Mia war in Gedanken ganz woanders. Nervös rollte sie sich eine Haarsträhne über den Finger. Gleich würde sie ihre Konzentration brauchen. Denn die beiden mussten in den Operationssaal kommen. Der Neurologe der Organisation hatte seine Arbeitskleidung an und grüßte immer wieder Kollegen. Gerade als sie hinein wollten baute sich ein Arzt vor der Tür auf. "Wir wissen dass du Gäste hast aber diesen Teil des Krankenhauses darfst du ihnen nicht zeigen. Du sagtest doch du hättest gleich Forschungsarbeiten dort zu verrichten. Die sind sicher nicht für fremde Augen bestimmt." Der Neurologe lachte nur. "Ach Herr Moosberg. Meine Gäste assistieren mir für diese Arbeiten. Dazu sind sie extra aus dem Steinbergklinikum angereißt. Herr Moosberg beäugte die beiden kritisch. Sie hatten weiße Arztkittel an aber sie hielten Händchen. Der Mann ließ nervös los als er den Blick bemerkte. "Die beiden haben sich im Studium kennengelernt und führen seit ihrem Abschluss gemeinsame Forschungen.", meinte der Neurologe der Organisation lachend. Es war ein nervöses Lachen und alle drei waren sichtlich angespannt. Mia atmete ein und ließ ihre Haarsträhne los und band sich die Haare zusammen. Anschließend reichte sie Herr Moosberg die Hand. "Schön sie kennenzulernen Herr Moosberg. Ich bin Dr. Serina Kahlbeck und arbeite in der neurologischen Station für Forschung und Entwicklung in eben genannten Klinikum." Sie lächelte ihn breit an und Michaels Blick verfinsterte sich. Mia legte ihm eine Hand auf die Schulter. Er ist mein Freund und gleichzeitig Arbeitskollege." Michael brauchte einen Moment um sich den ergoogleten Namen ins Gedächtnis zu rufen. "Freut mich ebenfalls sie kennenzulernen. Ich bin Dr. Markus Loorbeck." Er reichte dem Arzt die Hand. Mia begann bereits sich die Schutzkleidung anzulegen. "Es ist eine lange vorbereitetes Projekt und ich würde ihnen gerne einiges darüber erzählen Herr Moosberg. Doch es ist alles noch vertraulich und nicht ausreichend geprüft. Außerdem sind wir extra hierher gefahren um bei diesem Projekt weiter zu kommen und möchten die Zeit nutzen." Mia legte alles an während sie sprach. Dabei zögerte sie nicht einen Moment, als wäre es Routine für sie. Es war ihrer guten Vorbereitung zu verdanken. Michael stellte sich etwas hinter sie um sich nicht anmerken zu lassen, wie er teilweise mit der Schutzkleidung kämpfte. Herr Moosberg verabschiedete sich schließlich und lies die drei alleine. Als sie im Saal standen gab es kein zurück mehr. Alles wurde vorbereitet und Michael konnte nichts weiter tun als es zu beobachten und das schlechte Gefühl in seiner Brust zu ignorieren.

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Hallo ihr Lieben,
vielen Dank fürs Lesen und dabei Bleiben. Es freut mich wenn euch meine Geschichte gefällt. Macht ihr euch Gedanken wie es weiter gehen wird? Ist etwas bisher nicht verständlich gewesen? Ich nehme es keinem übel wenn er nicht kommentiert. Ich bin selbst nicht die große Schreiberin von Kommentaren. Vielleicht ändert sich das auch Irgendwann. Trotzdem möchte ich euch diese Fragen stellen, weil mir eure Meinung wichtig ist. Ich habe mich sehr über alle bisherigen Votes gefreut. Außerdem habe ich schon einen Plan wie es weitergehen soll. Ob ich mich an diesen wirklich halte ist eine andere Frage....
Also dann bis zum nächsten Kapitel

Amnesie - Gestohlene ErinnerungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt