Rafael brummte der Schädel. Er wollte seine Augen am liebsten garnicht öffnen bis dieses dumpfe Gefühl vorüber war. Doch er tat es trotzdem. Er lag in einem unbekannten Zimmer im Bett. Seine Erinnerungen an den Vorfall im Wald waren noch da also musste es noch der gleiche Tag sein. Deshalb wusste er auch dass dies hier nicht seine Wohnung und sein Bett ist. Rafael stand auf und trat durch die Tür. "Oh endlich ich dachte schon ich müsste auf der Couch schlafen.", empfing ihn ein Mann mit einem Verband am Arm. Neben ihm saß eine Frau die ihn einfach nur anstarrte. Diese Frau sollte er bei seiner Mission entführen. Doch nun schien er zum Entführten geworden zu sein. "Wieso bin ich hier?", fragte er verwirrt und setzte sich zu den beiden. "Weil du die gute Mia entführen wolltest und wir den Spieß einfach mal umgedreht haben.", antwortete Niko. "Dazu habt ihr kein Recht. Ich werde jetzt gehen.", entschied Rafael und stand auf. "Nein bleib." Die Frau hatte sich zu Wort gemeldet. "Wieso?", fragte Rafael und drehte sich verwirrt wieder um. Ihre Stimme klang so flehend. "Ich weiß dass muss jetzt verrückt für dich klingen aber du bist mein Bruder." Er erwiderte nichts und schaute sie nur fragend an. Die beiden waren doch völlig durch. Erst schlugen sie ihn nieder und brachten ihn hier her. Dann noch solche Geschichten. "Es ist wirklich war. Ich war im Hauptquartier der Regierung. Ich habe deine Dokumentation gesehen. Ich bin deine große Schwester. Wir sind im Heim aufgewachsen. Du hast mir sogar Geschichten von früher erzählt. Wir haben dieselbe Haar- und Augenfarbe." Mia versuchte so viele Informationen wie möglich preis zu geben. Doch Rafael schaute sie nur umbeeindruckt an. "Ich muss nachhause.", meinte er nur. Mia konnte nur zu sehen wie er Nikos Wohnung verlies. Sie wusste zumindest wo sie ihn suchen musste. Allerdings schien es schwierig zu werden ihn wieder auf ihre Seite zu ziehen. "Mach dir nichts draus. Der Junge wird Kopfschmerzen haben und sowieso mit der Situation überfordert sein.", versucht Niko sie wieder zu ermutigen. Doch Mia war am Boden. Sie hatte zwar viele Informationen gefunden aber Rafaels Abweisung war hart für sie. Es raubte ihr die Hoffnung ihre Eltern überzeugen zu können. Selbst wenn sie jetzt ihren Aufenthaltsort kannte. Es galt immernoch heraus zu finden warum die Regierung ausgerechnet Rafael bewaffnet auf sie angesetzt hatte. Sie mussten ihn zu seiner eigenen Sicherheit wieder auf ihre Seite bringen. Auf einmal wurde Mia ganz eng ums Herz. Sie wurde im Dokumentationsraum sicher beobachtet. Das bedeutete sie würden nicht nur Rafael involvieren sondern vielleicht auch ihre Eltern. Die Regierung wollte Mia unbedingt sicher stellen. "Wir müssen sofort handeln.", entschloss sie deshalb. "Wie meinst du das?", erkundigte sich Niko. "Sie setzen meinen Bruder auf mich an und vielleicht sogar meine Eltern. Es ist unmöglich sie alle so schnell zu überzeugen, dass wir eine Familie sind. Ich muss mich der Regierung stellen um sie zu schützen." Niko überlegte kurz. "Sie wissen deinen jetzigen Aufenthaltsort höchst wahrscheinlich nicht. Solange sie keine weitere Spur haben wird keiner involviert." Mia fuhr sich nachdenklich durch die Haare. "Wie meinst du das. Ich kann nicht einfach hier sitzen und warten." Niko nahm sein Handy zur Hand. "Doch du musst. Jemand anders wird Rafael und deine Eltern überzeugen müssen und das dann möglichst unauffällig." Mia riss die Augen auf. "Du meinst...Michael?" Der Gedanke erschien ihr unlogisch. Wie sollte Jemand ihre Eltern überzeugen der nicht Teil der Familie ist. Es konnte doch wohl schlecht ein Fremder kommen und ihnen ihre Tochter erklären. Noch während sie es dachte wurde ihr bewusst, dass es garnicht so verkehrt war. Die Regierung entwarf sogar neue Identitäten für Leute und mogelte diese unter. Für Personen die jeden Tag so viel vergaßen waren Dinge glaubwürdiger. Besonders wenn Jemand sie ohne eigenen Vorteil an sie heran trug. Es gab wenig Gründe warum dies einfach so getan wurde. Mia selbst würde zudem ihre Eltern durch in Gefahr bringen können. Immerhin schien die Regierung sie um jeden Preis festnehmen zu wollen. Michael musste ihren Eltern die Informationen bringen. Diese würden nichts geringeres sein als die Seiten der Dokumentation die Mia gelesen hatte. Durch den Chip waren die Fotos in ihrem Kopf gespeichert. Sie musste diese nur irgendwie weitergeben können. Mia würde es versuchen, selbst wenn dafür der Chip entnommen werden müsste.
"Kannst du den Kontakt zu ehemaligen Mitarbeitern der Organisation herstellen?", fragte Mia Niko. Er dachte einen Moment nach. "Nur so wie ich ihn zu euch hergestellt habe. Es gibt also keine Garantie, dass sie wirklich an einem Treffpunkt erscheinen." Mia lachte bitter. "Wann gibt es schon eine Garantie?", fragte sie ironisch. "Was hast du vor?" Niko ignorierte seinen Pc und setzte sich zu Mia. "Ich brauche Jemanden der Informationen aus meinem Chip auf einen PC ziehen kann. Ich möchte meinen Eltern Teile ihrer Dokumentation zeigen." Niko durchdachte die eben gehörte Information und drehte sich nervös in seinem Bürostuhl. "Ich möchte Prof. Dr. Gehard Fahnheidt treffen und ihn davon überzeugen dass er uns hilft. Er hat den Chip damals eingesetzt und geprüft. Er kennt sich sowohl mit Technik als auch mit Medizin aus." Niko seufzte und nahm einen Schluck Kaffee. "Solche wichtigen Leute haben sehr gute Sicherheitssysteme auf ihren Geräten. Nicht nur ihre eigenen sondern vor allem die der Regierung. Sie möchte ihre besten Leute nicht verlieren." Mia haute mit ihrer Faust lautstark auf den Tisch so dass Niko sich vor Schreck Kaffee auf sein Hemd schüttete. "Wir haben mit seiner Hilfe einen Erinnerungschip gebaut und dazu Jahre lang Treffen geplant und Informationen ausgetauscht. Zur Not schreiben wir ihm eben einen Brief oder sowas wenn alles andere zu Risikoreich ist." Niko versuchte genervt den Fleck mit einem Taschentuch zu mildern. "Wir müssen die Regierung überführen und wenn sie uns wegen deinen Eltern festnehmen wird das nichts mehr. Wir sollten Rafael finden und überzeugen um einen Regierungsmitarbeiter mehr auf unserer Seite zu haben. Deine Eltern könnten uns nur verraten." Jetzt sprang Mia von ihrem Stuhl auf und stellte sich demonstrativ vor ihn. "Meine Eltern hätten schon einmal fast die Regierung gestürzt und alles aufgedeckt. Deshalb sollten sie ein völlig neues Leben bekommen. Ihnen wurden sogar die Kinder weg genommen und ins Heim gesteckt. Die beiden wurden an getrennte Orte gebracht und sollten sich nie mehr begegnen." Niko schaute ihr mit einer Mischung aus Entsetzen und Neugier an. "Das alles hast du in so kurzer Zeit aus der Dokumentation entnehmen können?", fragte er. Mia hätte hier etwas mehr Verständnis für ihre Situation erwartet doch sie hatte einen Mann mit Begeisterung für Technik vor sich. "Ich habe mehrere Seiten durchgeblättert. Der Chip speichert jeden Moment wie einen Film ab. Den kann ich abrufen und anhalten wie ich möchte." Niko nickte beeindruckt. "Na dann werde ich mal schauen ob ich deinen Professor finden kann." Mit diesen Worten wandte er sich an seine vielen Bildschirme und legte los.
DU LIEST GERADE
Amnesie - Gestohlene Erinnerungen
Science FictionJede Nacht um 0.00 Uhr verschwinden sämtliche Erinnerungen der Menschen. Es bleiben ihnen nur fundamentale Kenntnisse. Sie wissen wie man Fahrrad oder Auto fährt und können ihre Arbeit ausführen. Dafür verlieren sie ihre Erinnerungen an den vergange...