27. Kapitel

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Es war früh am Morgen als sie kamen. Die Männer stürmten in die Wohnung und führten sie ab wie Schwerverbrecher. Michael konnte es einfach nicht verstehen. Selbst als er im Auto die Möglichkeit bekam seine Dokumentation zu lesen. Sie enthielt nur die Information dass Nico sie zu sich genommen hatte, weil er ein Freund von Rafael ist. Doch nun hatte er sie anscheinend veraten. Er wehrte sich vergebens gegen die Handschellen. Mia wurde mit einem anderen Auto weggebracht. Es machte ihn wahnsinnig, dass keiner sagen wollte wohin und ob sie zum selben Ort gebracht wurden. Eine Ohrfeige traf schmerzhaft seine Wange. "Sei gefälligst still.", knurrte der Mann in Uniform neben ihm. Er schien darauf zu vertrauen das Michael alles wieder vergessen würde. Denn ihn zu schlagen außer als Notwehr war verboten. Michael konnte das zwar nicht mehr wissen doch selbst ihm sagte sein Gefühl dass sich Polizisten nicht so zu verhalten hatten. Keine Antworten gaben Menschen die etwas zu verbergen hatten. Das taten diese hier alle.

Sie fuhren weit weg von der Stadt. Von außen waren die Fenster verdunkelt aber von innen konnte Michael nach draußen sehen. Er konnte sich nichtmal etwas überlegen wie er fliehen könnte. Denn es war ihm zu heikel als er eine Seite mit Informationen zur Regierung gefunden hatte. Wenn sie es bemerkten könnten sie ihm das Buch wegnehmen. Vielleicht würden sie dass auch so bald tun. Er konnte es nicht abschätzen. Diese Autofahrt voller Stille und Fragen machte ihn wahnsinnig. Er war fast froh als das Auto endlich auf ein Grundstück einbog. Dort steuerte es die Einfahrt einer Tiefgarage an. Die Außmaße des Gebäudes waren unglaublich. Durch das kleine Autofenster hatte er sie kaum abschätzen können aber weder Ende noch Anfang erkannt.

Michael fühlte sich wie ein Schwerverbrecher, als sie ihn in der Tiefgarage mit Handschellen aus dem Wagen führten. Die meisten anderen Autos um ihn herum schienen in den höheren Preisklassen zu liegen. Ihm blieb allerdings nicht viel Zeit um seine Umgebung genauer zu bterachten. Die uniformierten Männer drängten ihn in die Richtung eines Fahrstuhles. Sie passten kaum alle hinein. Michael versuchte zu erkennen welches Stockwerk sie anwählten. Doch anscheinend sollte er es nicht, denn einer der Männer drängte ihn gegen die Wand ,während sich die anderen ins Sichtfeld stellten. Es war ein schneller Fahrstuhl der neusten Technologie. Deshalb dauerte es nicht lange bis er sein Ziel erreicht hatte und seine Insassen auf einen weißen Flur entließ. Dessen Türen waren alle nummeriert aber Schilder mit Namen oder sonstiges gab es nicht. Die Angestellten hier konnten sich schließlich auch erinnern.

Michael wurde in einen Raum geführt. Dieser besaß nur einen Tisch mit Mikrofon sowie einen großen Bildschirm mit Kamera. Hinter einer Glasscheibe in der Gegenüberliegenden Wand konnte er Bildschirme und zwei uniformierte Männer erkennen. "Setz dich hin.", wurde er angewiesen, bevor die Polizisten aus dem Raum gingen.

Mia starrte auf den Bildschirm vor ihr. Sie war nun ganz allein in diesem Raum und spürte die Blicke der Wachmänner hinter der Scheibe. Sie sollte sie sehen. Angst davor bekommen irgendeine Flucht zu wagen. Auf einmal leuchtete der große Bildschirm auf. Ein älterer Mann schaute ihr entgegen. In feinem Anzug, mit verschränkten Armen. Sie nahm eine ähnliche Pose ein und hielt seinem Blick stand. Innerlich verglich sie es mit anderen Bildern ihres Chips. Sein Abbild war dabei. Auf der Internetseite der Regierung. Er war der Vorsitzende. Dennoch durfte sie es sich nicht anmerken lassen, dass sie ihn erkannte. Mia verzog keine Miene. Das hier war eine Chance Antworten zu bekommen. Zumindest wenn er nicht wusste, dass sie sich diese merken konnte.

Michael wartete eine ganze Weile. So hatte er zumindest Zeit seine Gedanken zu ordnen. Wie gerne hätte er seine Dokumentation weiter gelesen. Leider war ihm diese im Wagen entzogen worden. Vielleicht würden andere sie lesen. Seine ganzen Erinnerungen erfahren. Mehr über ihn wissen als er selbst. Er beobachtete die Männer hinter der Glasscheibe. Es schien ihnen unangenehm zu sein. Immer wieder schauten sie hinter ihren Bildschirmen hervor, begegneten kurz seinem Blick, um sofort wieder ihren PC zu fixieren.

Auf einmal leuchtete der Bildschirm vor Michael auf. Ein Mann schaute ihm entgegen. Er war edel gekleidet und drehte nervös einen Kugelschreiber in seinen Händen. Schließlich atmete er tief ein und legte den Stift vor sich. "Du weißt warum du hier bist.", eröffnete er das Gespräch. "Ich bin der Vorsitzende und werde nach diesem Gespräch entscheiden wie es mit dir weitergeht." Michael hatte das Gefühl dass irgendetwas nicht stimmte. Dieser Mann wirkte seiner Sache nicht sicher. "Deine Freunde werden wieder frei gelassen. Allerdings ohne Erinnerungen an die Organisation. Es sind alles hochgebildete Menschen und sie würden unserer Wirtschaft sonst fehlen."

Mias Stimmung wich schnell von Erleichterung zu aufkommendem Ärger. Nico hätte das doch wissen müssen. Er hätte es ihnen sagen können. Jetzt war ein Grund ihrer Festnahme aufgelöst. Natürlich war sie froh dass keine wirkliche Befreiung nötig war. Doch nun war sie hier und riskierte ebenfalls ihre Erinnerungen zu verlieren. Außerdem wollte sie Rafael befreien. Wenn dieser nicht auch schon längst wieder frei war. Nur eben ohne Erinnerung an seine Vergangenheit. Es würde viel Arbeit werden die Organisation wieder aufzubauen. Wenn dies überhaupt noch möglich war. Sie könnte die Einzige sein die Ihre Erinnerungen behalten könnte. Man hatte sie in ihrer Dokumentation lesen lassen. Das könnte ein gutes Zeichen für Unwissen gegenüber ihrem Chip sein. "Ich habe mich auf das Gespräch mit ihnen gefreut. Wissen sie das?", fragte sie der Mann im Bildschirm provokant. "Wieso sollten sie?", antwortete Mia trotzig. "Glauben sie ja nicht wir wüssten nichts von ihrem kleinen Chip. Sie haben wirklich gute Arbeit geleistet. Die ganze Organisation. Trotzdem war es eine erschreckende Gefährdung für uns." Er nahm sich kurz Zeit zum nachdenken. "Nun eine Frage an sie."

Michael wurde aus dem Zimmer heraus geführt. Immer noch wie ein Schwerverbrecher. Er wusste das seine Antwort die richtige gewesen war. Trotzdem verspürte er Angst. Sie schnürte ihm den Hals zu und belagerte seine Gedanken. So bekam er nur nebenbei mit wie ihn die Männer in einen spärlich eingerichteten Raum schubsten. Es war auch nicht wichtig für ihn diesen voll wahrzunehmen. Er würde ihn vergessen und nur eine Nacht hier sein. Dann würde ein neues Leben  für ihn beginnen.

Amnesie - Gestohlene ErinnerungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt