Amnesie - Gestohlene Erinnerungen

33. Kapitel

Michael tastete nach seinem Handy. Es war mitten in der Nacht und sein klingeln hatte ihn aus dem Schlaf gerissen. "Hallo?", meldete er sich ohne auf das Display gesehen zu haben. "Hier ist Mia." Sofort setzte sich Michael auf und war hellwach. "Was ist los?", war seine nächste Frage. "Oh, hab ich dich geweckt?" Er sah auf die leuchtende 23 auf seiner Uhr. Da konnte man durchaus damit rechnen jemanden zu wecken. "Mach dir keine Gedanken." Er hörte sie aufatmen. "Jetzt sag mir bitte wieso du anrufst." Mia holte tief Luft. "Ich werde mich morgen mit einem Mitglied der Organisation treffen. Ich möchte dass er mir hilft Informationen von meinem Erinnerungschip zu nehmen und auszudrucken. Ich weiß dass du dich nicht mehr an diese Zeit erinnerst. An unsere Zeit erinnerst aber trotzdem wollte ich dich fragen ob du mitkommst." Michael fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Er würde dieser Frau sowieso nie etwas absagen können. Egal ob er sich erinnern konnte oder nicht so war ihm das klar. "Ja, ich werde da sein. Wann und wo wollen wir uns treffen?" Er hörte Mia erleichtert aufatmen. "Morgen um 18.00 Uhr am Lichtenser Krankenhaus." Er suchte die Adresse gleich mal in seinem Handy. "Warum gerade dort? Das ist eine Stunde von hier entfernt.", stellte er geschockt fest. "Im näher gelegenen Krankenhaus sind wir nicht gern gesehen.", meinte Mia. "Warum denn das?" Jetzt war Michael neugierig geworden. Mia musste kichern obwohl es wirklich keine positive Geschichte war. Sie selbst wusste die Geschehnisse auch nur aus Erzählungen, da sie bewusstlos war. "Das kann ich dir gerne erzählen. Zumindest wie es mir berichtet wurde. Du warst sehr mutig damals." Jetzt wollte Michael die Geschichte wirklich gleich hören. "Na dann erzähl.", forderte er sie auf.

Am nächsten Morgen kam Michael nur schwer aus dem Bett. Er hatte noch so lange mit Mia geredet. Bis nach Mitternacht hatte ihr Gespräch gedauert. Mia hatte ihm nach dem Vergessen alles geduldig erklärt und ihn an das heutige Treffen erinnert. Es erschien ihm immer wahrscheinlicher sie schon länger zu kennen als ihm seine Dokumentation zeigte. Ihn erfasste auch eine gewisse Vorfreude und Aufregung, wenn er daran dachte sie an diesem Tag wieder zu sehen. Auf Arbeit konnte er sich kaum konzentrieren weil er ständig an sie dachte. An ihr lachen am Telefon und die Bilder die sie ihm geschickt hatte damit er sie heute erkennen würde. Er hatte sein Glück kaum fassen können anscheinend mit so einer tollen Frau zusammen zu sein. Umso mehr schmerzte es keine Erinnerung an eine gemeinsame Zeit zu haben. Alles was er hatte war dieses Gefühl von Vertrautheit. Es war wenig, es machte Angst und gleichzeitig war es unbeschreiblich schön.
Nach der Arbeit machte er sich sofort auf den Weg zum Lichtenser Krankenhaus. Er hatte sich beeilt aber trotzdem würde er 15 Minuten zu spät kommen. Nun hatte sich auch noch ein Stau gebildet. Der Feierabend Verkehr hatte eingesetzt und anscheinend war ein Fahrer bei der nächsten Kreuzung in Gedanken schon daheim gewesen. Polizeiautos und ein Krankenwagen fuhren mit Sirenen zum Unfallort. Auf einmal durchfuhr Michael ein Gedanke der sein Herz stocken lies. Mia könnte in den Unfall involviert sein. Sofort kramte er sein Handy hervor. Das war kein Problem da er schon lange stand ohne dass der Wagen des Vordermanns sich einen Centimeter gerührt hätte. Michael wählte Mias Nummer. Der Freizeichenton erklang viele Male doch keiner nahm ab. Vielleicht hatte sie ihr Handy im Auto gelassen um durch die Strahlung die ärztlichen Maschinen nicht zu stören. Sie könnte es vor Aufregung auch vergessen haben. Er atmete tief durch. Doch es half nichts gegen das dumpfe Gefühl in seiner Brust. Er konnte hier nicht einfach rumsitzen und warten. Er riss die Tür auf und lief zum Straßenrand, um von dort bis zur Unfallstelle zu laufen. Die Leute in den Autos warfen ihm ungläubige Blicke zu, die er kaum wahrnahm. Für ihn gab es nur die schlimmsten Vermutungen mit zugehörigen Bildern in seinem Kopf. Das Auto würde weiterfahren auch wenn er nicht drin saß also brauchte er sich darum keine Gedanken zu machen.

Als Michael den Unfallort erreichte war der Krankenwagen bereits weg. Die Polizei machte Fotos vom Unfallort und befragte einen völlig aufgebrachten Mann der kaum still stehen konnte. Das war kein Wunder denn beide Autos sahen schlimm zugerichtet aus. Michael wandte sich an einen der Polizisten. "War eine Frau in den Unfall involviert?", fragte er sogleich. Der junge Mann schaute von seinem Pad auf. "Ja, eine junge Frau war beteiligt und musste vom Krankenwagen zusammen mit einem Beifahrer abgeholt werden." Michael fühlte sich wie in Watte. Er konnte nichts mehr denken und wahrnehmen. "Wie ist ihr Name?", fragte er mit belegter Stimme. "Das darf ich ihnen nicht sagen. Ich unterliege der Schweigepflicht.", informierte ihn der junge Mann. Michael packte ihn an den Armen. "Bitte sie müssen es mir sagen." Doch der Polizsit befreite sich nur geschickt aus seinem Griff. "Wir müssen den Unfallort weiter untersuchen und werden versuchen die Straße bald wieder zu öffnen. Sie können es im Lichtenser Krankenhaus versuchen. Dort wird die Frau hingebracht." Michael bedankte sich für die Info und rannte zurück zu seinem Wagen.

Niko versuchte einen Plan zu entwickeln. Das nervige Piepsen der Geräte um ihn herum machte das nicht gerade einfach. Er liebte Technik und Elektronik aber nur wenn sie ruhig ist. Trotzdem konnte er verstehen dass man in der Medizin Warntöne brauchte. Der Krankenwagen fuhr mit rasanter Geschwindigkeit. Vor ihm lag Mia auf einer Liege. Sie war bewusstlos und hatte eine Kopfverletzung. Die Ärzte hatten ihm versichert sie wäre stabil. Niko vetraute ihnen in der Hinsicht. Sie hatten das hier Jahre lang gelernt und er schätze Fachwissen. Sie konnten ihren Plan trotzdem durchziehen. Wahrscheinlich sogar sicherer als ohne den Unfall weil sie nun völlig legal im Krankenhaus waren. Sie brauchten nur die richtigen Ärzte.