42. Kapitel

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Alles war vorbereitet. Die Entscheidung war gefallen. Mia und Michael würden den versteckten Raum im Firmengebäude suchen. Mirko und Arina sollten die Ablenkungsmanöver übernehmen. Niko war mit Mia und Michael stehts über Funk verbunden. Genauso mit ein paar Freunden, welche die Mission ebenfalls unterstützen sollten. Der durchgeplante Tag kam näher und langsam machte sich die Anspannung bemerkbar. Mia versuchte alle möglichen Informationen zu lernen. Ihr Kopf dröhnte von all den Bildern und Erinnerungen. Sie rieb sich an der Schläfe, als würde das helfen. Leider trat keine Besserung ein. Deshalb lies sie sich einfach ins Bett fallen und zog sich die Decke über den Kopf. In Gedanken ging sie den Ablauf noch einmal durch.

Michael stand am Pool und starrte in das Wasser. Es war völlig ruhig. Gerade war auch die Ruhe vor dem Sturm. Der Moment des inne haltens und durchatmens. Man wusste, dass die Veränderung ein Datum bekommen hatte. Das machte es einem noch schwerer den Schritt zu wagen. Neben ihm erschien ein weiteres Spiegelbild im Wasser. "Hier herrscht zurzeit wirklich eine Bombenstimmung.", meinte Mirko. "Es steht eben viel auf dem Spiel.", erläuterte Michael. "Gut erkannt und in 4 Stunden werden wir diese Sorge vergessen haben." Mit diesem Satz hatte er sein Gegenüber verwirrt. "Wieso erwähnst du das?" Mias Vater lief am Beckenrand entlang. Die Hände hatte er in seinen Hosentaschen vergraben. "Wir machen uns Sorgen, weil wir wissen was war und wissen was auf uns zukommt. Der Zustand um Mitternacht jedoch ist sorgenfrei. Wir könnten so vieles sein und werden." Er seufzte. "Ich will dich nicht verunsichern, aber du solltest wissen was du hergibst." Mirko drehte sich wieder zu Michael um. Dieser schaute ihn entrüstet an. "Ich gebe um Mitternacht alles her. Meine Erinnerungen. Das was mich ausmacht. Ich will nicht vergessen. Den Frust immer alles neu erfahren zu müssen. Ich will das nicht mehr. Deshalb werden wir morgen diese Mission schaffen. Wir werden die Ursache finden und daran arbeiten sie zu beseitigen." Er spürte, wie seine Hände warm wurden, weil er sie so fest zur Faust geballt hatte.

Mirko schaute ihn einen Moment an. "Du hast recht. Verzeih mir die Überlegungen.", nach diesen Worten wandte er sich um und ging zurück ins Haus. Michael war verunsichert von dieser Unterhaltung. Am nächsten Tag mussten sie sich alle vollständig aufeinander verlassen können. Die Überzeugung von der Notwendigkeit der Mission sollte dafür unbedingt vorhanden sein.

Am nächsten Morgen verspürte Mia immernoch Kopfschmerzen. Sie stand gerade mit einer Schachtel Kopfschmerztabletten in der Küche, als Michael sich zu ihr gesellte. Schnell schmiss sie diese in eine Schublade und nahm stattdessen ihre Teetasse zur Hand. "Ich hab sie schon gesehen.", meinte Michael und holte die Tabletten wieder aus ihrem Versteck. "Ich mag es nicht welche nehmen zu müssen." Mia schaute in das blasse grün ihres Tees. "Helfen sie dir denn?", fragte Michael. "Ich weiß es nicht. Mein Kopf ist einfach so voller Informationen, Bilder und Erinnerungen." Michael nahm sie in den Arm und drückte sie fest an sich. "Wenn wir heute erfolgreich sind könnten wir den Chip vielleicht entfernen. Dann können wir neue Erinnerungen sammeln und dir würde es besser gehen." Mia wusste nicht ob sie sich für diese Option entscheiden würde. Egal wie es heute abläuft wollte sie die Erinnerung an diese Mission sicher behalten. Sie hatte auch Angst sich ohne den Chip erneut manipulierbar zu machen. Die Machenschaften der Regierung durften nicht in Vergessenheit geraten. Manchmal genügte Speichern und Aufschreiben dafür nicht.

Mirko suchte unterdessen seine Unterlagen zusammen. Er wollte der Regierung ein Konzept für ein neues Gebäude vorstellen. Natürlich nur als Ablenkung damit die Gruppe überhaupt hinein konnte. Arina kam zu seinem Schutz mit. Die Begründung hierfür lautete, dass die Dokumente sehr wertvoll sind. Deshalb benötigt ihr Transport einen Bodyguard mit Waffenschein. Mia und Michael sollten als seine Kollegen den Grundriss des Gebäudes überprüfen. Niko hatte ihnen allen extra gefälschte Ausweise besorgt. Etwas Verkleidung und Stilwechsel waren natürlich trotzdem nötig. Mia trug eine Perücke und Michael hatte sich die Haare färben lassen. Statt des gewohnten Kastanienbrauns hatten sie nun eine dunkelblonde Färbung.

Sie stiegen ins Auto und die gesamte Fahrt über herrschte Stille. Alle hatten einen kleinen farblosen Kopfhörer bekommen für den Fall, dass sie mit Niko in Kontakt treten mussten. Das würde auch auf jeden Fall passieren, denn ein Stromausfall war geplant. Wenn die Gruppe kurz vor den geheimen Räumen im Obergeschoss war würde Niko, dass Freunde von ihm das Stromnetz überlasten. Es gab zwar eine alternative Stromversorgung für das Gebäude, aber diese sollte sich in diesem Fall erst mit 10 Minuten Verzögerung einschalten. Diese Aktion war riskant und auffällig, aber wahrscheinlich der einzige Weg, um genug Ablenkung zu schaffen.

Alle versuchten entspannt zu wirken, als sie die Kontrolle der Durchfahrt zum Parkplatz erreicht hatten. Der Kontrolleur nahm die Ausweise, sowie die schriftliche Einladung entgegen. "Sie haben Ähnlichkeit mit gesuchten Personen.", erwähnte er misstrauisch. "Es ist ein Jammer, wie lange diese Personen schon gesucht werden. Noch schlimmer ist es jedoch, wenn wir wegen ihres Smalltalks zu spät zu unserm Termin kommen. Wir sind aus der Baubranche. Da kommt es auf die Zeit an.", murrte Mirko ärgerlich. "Schon gut. Hier bitte und viel Erfolg." Sie bekamen die Dokumente zurück und fuhren unbeirrt weiter. Innerlich freuten sie sich dennoch schonmal diese Hürde überstanden zu haben.

Das Gebäude war sehr riesig, aber dennoch sehr schön gebaut. Die Wände erstrahlten in steril wirkendem weiß und die Front war von unzähligen Fenstern bedeckt. Man sah bereits von draußen den Brunnen im Inneren welcher von Palmen gesäumt war. "Man könnte meinen wir betreten ein Hotel oder ein Wellnessbad.", meinte Arina. Doch dieser Schein wurde von den vielen Wachmännern getrübt. Sie patroulierten vor dem Eingang und musterten die unbekannten Neuankömmlinge kritisch.

Amnesie - Gestohlene ErinnerungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt