37. Kapitel

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Michael war bei seinem heutigen Besuch sogar noch aufgeregter als bei dem von Mias Vater. Denn ihre Mutter war Polizistin und als solche besonders gut überwacht. Außerdem befürchtete er, dass sie ihn sofort in gewahrsam nahm weil er ihr eine Dokumentation vorlegte die sie als Fälschung betrachten könnte und er inzwischen verschärft gesucht wurde. Diesmal war er anders vorgegangen. Man könnte sagen ehrlicher als beim Termin mit Herrn Breitenhof. Er hatte sie einfach um ein Gespräch gebeten und sie hatte tatsächlich zugesagt. Nun saß er im Auto und überlegte sich wie er am besten anfangen sollte. Wenn dieses Treffen wieder ein Fehlschlag war brauchte er einen Plan B. Dass auch noch ziemlich schnell weil die Regierung ihn suchte.

Rafael und Mia saßen im Auto. Er war mal wieder tief beeindruckt davon wie ehrgeizig Mia in ihre Aufzeichnungen vertieft war. Sie wollte den Verräter heute unbedingt festnehmen. Manchmal blickte sie allerdings fast verträumt auf dessen Bild. Sie hatte sich dieses aus einer Zeitung entnommen. Er wurde seit seinem Besuch eines ehemaligen Verräters durch alle Medien gesucht. "Ich kann einfach nicht glauben dass er böses will.", murmelte Mia leise. "Er ist ein Verräter. Er möchte die Regierung stürzen und seinen eigenen Verbündeten zu mehr Macht verhelfen.", setzte Rafael sofort entgegen. "Ich weiß.", meinte Mia und holte tief Luft. Seit sie sein Bild gesehen hatte war da etwas in ihr. Sie wollte ihn unbedingt finden aber gelichzeitig auch beschützen. Entschlossen legte sie es zur Seite. Sie musste professionell bleiben.

Es klingelte an ihrer Haustür. Die Frau hatte gerade erst ihre Uniform in den Schrank gehängt. Sie seufzte und fragte sich ob dieser Mann wohl immer schon so überpünktlich gewesen war. In einem Spiegel wurden schnell nochmal die Haare und die Kleidung kontrolliert. Als Polizistin hatte sie oft neue Situationen bewältigen müssen und sich ihren Ängsten gestellt. Sie dachte diese Situation würde für sie dadurch einfacher. Doch das war sie nicht. Ihr Herz klopfte wild, als ihre Hand das Touchpad berührte, um die Tür zu öffnen. Dann blickte sie ihm in die Augen und er ihr. Ein Lächeln kam ganz von allein auf ihre Lippen.

Als erstes schauten sie sich das Haus von außen an. Mia hatte es zwar schon vorher übers Internet studiert, aber einen Plan der inneren Beschaffenheit hätten sie sich nicht unbemerkt von der Regierung beschaffen können. Sie mussten allerdings mögliche Fluchtwege oder Geheimräume schnell erkennen. Als sie mit der Inspektion des Geländes fertig waren begaben sie sich zur Haustür. Wenn der Verräter kam solange sie noch hier standen war es auch nicht optimal. Mia drückte entschlossen die Klingel. Nach einer Weile öffnete sich die elektrische Tür. Eine Frau stand vor ihr und musterte die beiden. Mia wollte gerade ihren Ausweis der Regierung zücken und ihren Plan kurz erläutern als ihr etwas auffiel. Die Frau sah ihr ähnlich. Dieselben grünen Augen und schwarzen lockigen Haare. Nach einer Weile hatte sie sich jedoch gefangen und erklärte die Lage. Allerdings schien die Frau ebenfalls etwas irritiert von ihrem Anblick. Der Gesichtsausdruck verwandelte sich in einen staunenden als sie Mias Name auf deren Ausweis las. Mias Mutter trat zur Seite und bittete den Besuch herein. Als Rafael ihr dabei ebenfalls seinen Ausweis zeigte, wusste sie nicht wie ihr geschieht.

Michael parkte etwas außerhalb und lief zu Fuß zu dem modernen Haus von Mias Mutter. Er hatte wieder seine Aktentasche dabei und war froh, dass ihm hier kaum Jemand begegenete. So konnte ihn nicht so schnell einer erkennen. Er hatte wirklich Angst in den nächsten Minuten festgenommen zu werden. Doch er wusste wofür er es tat. Deshalb straffte er seine Schultern und drückte auf die Klingel. Kurze Zeit später öffnete sich die Tür und eine Frau empfing ihn. Die Ähnlichkeit zu Mia war wirklich groß. Er hatte von Niko ein Foto ihr erhalten und während der Fahrt sehr oft betrachtet. Diese Frau wirkte wie eine ältere Version der auf seinem Foto. "Komm rein.", bat sie ihn. Er wunderte sich, weil er Fragen erwartet hatte. Die Begrüßung wirkte so normal, als hätte sie nur auf ihn gewartet.

Nachdem die Polizistin Mia und Rafael herein gelassen hatte bat sie die beiden in ihrem Wintergarten Platz zu nehmen. Sie konnte ihre Augen nicht von den beiden lassen. Sie waren ihr fremd aber gleichzeitig war etwas in ihr dass sie das Wohlergehen der beiden unbedingt wollte. "Wir bitten um entschuldigung sie so spontan zu besuchen Frau Arina Ragone, aber wir müssen sie vor einem Verräter warnen. Er wird versuchen sie gegen die Regierung aufzubringen und wir sind hier, um das zu verhindern.", begann Mia das Gespräch. Einen kurzen Moment überlegte Arina, ob sie den beiden glauben sollte. Dann schaute sie Mia genau in die Augen und wusste, dass sie es nicht glauben konnte. Diese Ähnlichkeit und Verbundenheit konnte kein Zufall sein. "Ich möchte auch gerne etwas mit euch besprechen und dass ihr mir zuhört." Diese Antwort hatten Mia und Rafael nicht erwartet. "Würdest du bitte kommen Mirko?",rief sie Richtung Wohnung. Ein Mann mit verblüffender Ähnlichkeit zu Rafael trat durch die Tür. Er setzte sich zu Arina und verspürte für einen winzigen Moment den Drang einen Arm um sie zu legen. Dann besann er sich der Tatsache, dass er sie rein erinnerungstechnisch erst heute kennengelernt hatte und unterlies diese vertraute Geste lieber. Stattdessen legte er seine Dokumentation auf den Tisch. "Der "Verräter" hat mir diese gegeben. Ich möchte dass ihr euch ein paar bestimmte Absätze durchlest und die Bilder betrachtet." Mia nahm ihm das Buch aus der Hand. "Ihnen muss klar sein dass man vieles fälschen kann.", bemerkte sie misstrauisch. "Das ist uns klar. Deswegen müsst ihr entscheiden wem ihr vertraut.", erklärte Mirko Breitenhof. "Hat man euch denn unsere Dokumentationen einsehen lassen? Das sollte man Agenten der Regierung bei so einem Fall doch nicht verwehren.", warf Arina interessiert ein. "Nein, hat man nicht.", antwortete Rafael. "Man hat uns den Fall entzogen sobald sie und eine andere Person ins Spiel kamen." Mirko lachte. "Diese andere Person bin dann wohl ich."

Sie liesen den beiden Zeit zum lesen und beobachteten, wie die Blicke immer wieder von den Seiten in ihre Gesichter abwichen, nur um anschließend schnell weiter zu lesen. "Das würde ja bedeuten...", ergriff Mia als erste das Wort. "Wir sind eure Eltern.", antwortete Mirko ihr. Wie von allein hatte er seine Hand dabei auf die von Mias Mutter gelegt. Sie zuckte erst etwas überrascht aber zog ihre Hand nicht weg. "Dann hätte man uns alle belogen." Mia holte aus ihrer Tasche ihre eigene Dokumentation heraus. "Ich bin in einem Heim aufgewachsen seit ich ein Baby war." Laut der Dokumentation von ihrem Vater war sie vorher bei ihren Eltern aufgewachsen. Das würde bedeuten alle Einträge dieser Zeit wurden in ihrer Dokumentation gefälscht. "Woher hat der Verräter diese Dokumentation?", fragte Mia. "Das wissen wir nicht.", mussten sie zugeben. Da klingelte es an der Tür.

Amnesie - Gestohlene ErinnerungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt