Michael rief die Polizei mit seinem Handy. Mia untersuchte unterdessen interessiert das kleine Gerät zum Türen knacken. "Sie werden so schnell wie möglich da sein." Mia blickte wieder zu ihm. Sie wirkte alles andere als erleichtert. "Auf meinem Nachttisch lag noch eine Notiz.", meinte sie und wurde ganz blass. "Was für eine?" Sie lehnte sich gegen die Wand. "Meine Dokumentation und mein Smartphone liegen unter meinem Kopfkissen." Michael schaute sie einen Moment schockiert an. Dann entspannte er sich wieder ein wenig. "Ich habe in meiner Dokumentation erwähnt dass du es hast aber auch dass alles darin noch einmal zusätzlich in meiner steht." Er schaute nervös zur Tür vor ihnen und zog Mia dann in die Küche. "Hoffen wir dass der Typ uns nicht belauscht hat und die Sachen nicht findet." Mia nickte bedrückt. Sie hatte keinen Schimmer was Robert persönliches von ihr erfahren könnte. Gleichzeitig wunderte es sie dass Michael alle Informationen aus ihrem Buch in seiner Dokumentation hatte.
Es klingelte und die beiden öffneten der Polizei. So bald diese Robert aus dem Raum geholt hatte, kontrollierte Mia ihr Kopfkissen. Erleichtert stellte sie fest dass alles noch vorhanden war. Dennoch traute sie dem ganzen nicht. Robert blieb erstaunlich ruhig als die Polizisten ihn abführten. Mia und Michael wurden anschließend noch ein paar Fragen gestellt und versichert dass sie sich nun keine Sorgen mehr machen mussten. Mia machte sich nun daran das Notizbuch zu lesen, während Michael Frühstück zubereitete. Sogar beim essen las sie weiter und sah nur zwischendurch kurz zu ihm auf. Er wartete geduldig. Natürlich könnte er ihr auch einiges erzählen aber er wollte sie erstmal lesen lassen. Laut seinen Aufzeichnungen war das Buch noch nicht ganz voll. Es waren auch viele kurze Stichpunkte dabei. Dennoch konnte sollte man sich einen Zusammenhang bilden können. Zumindest hoffte er das.
Mia legte das Buch zur Seite und nahm sich ihr Handy vor. Michael machte sich kurz Gedanken um die Arbeit. Ob es jemandem auffallen würde wenn er fehlte? "Ich bin soweit fertig.", informierte ihn Mia. "Dann sollten wir aufbrechen." Michael stand auf und zog sich seine Jacke über. "Wohin?", wollte Mia wissen. "Zur Organisation. Ich vertraue der Polizei aber ich finde trotzdem du bist dort besser aufgehoben als hier." Sie schaute sich kurz um. "Okay, ich werde ein paar Sachen zusammen packen." Michael hätte sie auch gerne zu sich genommen aber Arthur hatte ihm versichert dass er den modernsten Wachschutz hatte.
Arthurs Adresse war noch in Michaels Wagen gepseichert. Er las Mia während der Fahrt vor. Sie hörte ganz genau zu um in etwa zu wissen was sie erwartete. Man konnte ihr ansehen wie dieses Wissen sie entspannte. Mia war kein nicht der Typ für Überrachungen sondern für Kontrolle. Bei Arthur angekommen mussten sie erst einmal Sicherheitskontrollen durchlaufen. Erst Anschließend landeten sie in der großen Eingangshalle. Beide empfanden sie irgendwie als ziemlich leer. Arthur kam bereits die Treppen hinunter. Sein verschiedener Schmuck klimperte und er umarmte Mia. "Gut das du hier bist." Sie erwiderte die Umarmung. Sie gingen die Treppen nach oben in eine ziemlich zugestellte Küche. Mia entdeckte sich auf ein paar der unzählige Fotos an den Wänden. Eine Frau die sich als Anne vor stellte bereitete ihnen Kaffee zu. Michael und Mia setzten sich an den riesigen Tisch und informierten Arthur über die neusten Vorfälle. Er schrieb alles auf und wirkte besorgt.
Mia bekam ein großes Zimmer welches eine Ecke mit Forschungsgeräten besaß. Es wurde durch einige Sicherheitsmaßnahmen geschützt. Darunter Kameras, Fingerabdruck- und Irisscanner und sogar Laser. Arthur breitete gerade ihre Forschungsergebnisse vor Mia aus. Sie machte sich sofort mit Michael an die Arbeit. Schon bald baten sie den Neurologen der Organisation um Hilfe. Die Pläne schienen deutlicher zu werden. Vage Ideen wandelten sich von gezielten Versuchen in vorzeigbare Ergebnisse. Michael bemerkte den Anruf seiner Arbeit erst spät. Es war also doch aufgefallen. Kurz überlegte er zu kündigen. Mia redete ihm das allerdings aus. Sie versicherte ihm gut zurecht zu kommen und gab ihm den Rat noch zu warten. Arthur lud Michael ein ebenfalls ein Hochsicherheitszimmer zu beziehen. So kam es, dass er schnell noch ein paar Sachen holte und nun zum Nachbarn von Mia wurde.
An den zwei folgenden Tagen ging Michael wieder seiner Arbeit nach. Die Entschuldigung beim Chef, wegen schlimmer Kopfschmerzen und zu spätem Bescheid sagen, inklusive. Nach der Arbeit unterstützte er die Organisation weiter in der Forschung. Auf einmal kam Arthur herein und wedelte mit einem Stück Papier in der Luft. Als er es auf den Tisch legte stellte sich heraus das es ein Brief war. Auf diesem wurde fein säiberlich Mias Vorname geschrieben. Mehr nicht. "Schön dass es noch Leute gibt die Briefe schreiben.", verkündete Arthur und spielte an seinen Ketten herum. Mia nahm den Brief misstrauosch entgegen. Ihre Finger befühlten das Papier und den Inhalt darunter. "Der wird erstmal gescannt.", entschied sie und legte ihn in das entsprechende Gerät ein. Außer Arthurs und ihren trug er keine Fingerabdrücke. Der Inhalt war ein normales, mit Kugelschreiber beschriebenes Papier. Mia öffnete ihn vorsichtig und begann zu lesen. Es waren weitere Mitglieder der Organisation aufmerksam geworden, so dass nun mehrere Leute um den Tisch standen und warteten.
Schließlich blickte Mia auf und in die Runde. Sie strich sich ihr Haar hinters Ohr und schaute wieder auf das Papier bevor sie antwortete. "Es könnte mein Bruder sein.", sagte sie leise. "Er möchte mich treffen um sich zu vergewissern." Die anderen schauten zu ihr aber keiner wusste etwas zu sagen. "Darf ich mal lesen?" Arthur stellte sich vor sie und Mia reichte ihm das Papier. Er las alles gründlich. "Es könnte eine Falle sein. Woher weiß er dass du hier bist? Woher will er die Informationen haben und wieso verrät er seinen Namen nicht?" Michael nahm nun auch den Brief und begann nach einem Nicken von Mia zu lesen.
Es war riskant auf diese Einladung einzugehen. Der Schreiber des Briefes hatte extra einen Treffpunkt in der Öffentlichkeit gewählt. Er meinte das würde ihr etwas mehr Sicherheit geben. Für Michael war klar dass er Mia begleiten würde. Arthur war der Meinung sie sollte das Treffen lieber lassen. Doch er kannte ihre Dolumentation auch nicht. So kam es das die Mia und Michael am nächsten Tag zum Einkaufzentrum der Stadt fuhren. Er hielt die ganze Fahrt lang ihre Hand. Sie las die Informationen über ihre Vergangenheit aus seiner Dokumentation. Es stand nichts genaues über ihren Bruder darin. Michael hatte wenig Details übertragen können. Doch die beiden schienen sich sehr nah gewesen zu sein. Ohne Eltern hatten sie nur noch einander. Es stand auch nichts darüber wie die beiden getrennt wurden. Mia war auf ein Internat gewechselt und danach wurde ihr Bruder einfach nicht mehr erwähnt. Hatte sie ihn einfach vergessen? Mia klappte das Buch zu und schloss die Augen. Sie wollte noch härter arbeiten um erinnern wieder möglich zu machen.
Das Auto hielt im Parkhaus des großen Gebäudes. Um die Mittagszeit waren viele Menschen da. Sie saßen in den Restaurants oder liefen durch die Läden. Alle hielten ein Smartphone in der Hand oder schauten auf das kleine Display ihres personalisierten Armbands. In der Mitte des Kaufhauses gab es einen großen Brunnen. Dort standen viele Bänke eines kleinen Cafes. Dies sollte der Treffpunkt sein. Wie abgemacht setzte sich Mia unter eine der großen Palmen. Michael nahm ein Stück entfernt Platz und bestellte sich einen Kaffee. Mia war zu Nervös um irgendwas zu trinken. Michael beobachtete wie sie den Rücken durchstreckte um ganz gerade da zu sitzen. Gerade als sein Kaffee kam sah er einen großen Mann auf sie zu kommen. Er hatte dunkle Locken und blieb kurz vor ihrem Tisch zum Stehen.
Mia schaute zu diesem fremden Mann auf. Er hatte darum gebeten sich setzen zu dürfen und sie nickte ihm zu. "Es ist schwer sich wieder zu erkennen wenn man sich nicht erinnern kann.", brach er die entstandene Stille. "Wie hast du mich denn überhaupt gefunden?", fragte Mia. "Ich möchte zuerst dass du das liest." Er holte ein Buch aus seiner Tasche. Darauf standen zwei Jahreszahlen mit einer Zeitspanne von 10 Jahren. "Das war meine Zeit im Kinderheim.", erklärte er ihr. "Es ist schon zusammengefasst. Ich habe dir ein paar Lesezeichen an die wichtigsten Stellen gelegt. Mein Name ist übrigens Rafael." Er schlug die erste Seite auf. Das Kinderheim war schonmal dasselbe. Die Zusammenfassung enthielt viele Fakten aber auch einige Zitate der ursprünglichen Dokumentation. Die Art und Weise wie über seine taffe große Schwester berichtet wurde gefiel Mia. Die Beschreibung des langen lockigen Haares welches das Mädchen sich nie schneiden lassen wollte ebenfalls. Auf einmal stockte Mia und holte ihre Dokumentation heraus. Sie legte beide Bücher nebeneinander und drehte sie so dass Rafael schräg neben ihr auch alles lesen konnte. Auf beiden Buchseiten stand dasselbe Datum. Rafael hatte sich zu weit vom Heim entfernt und war trotz mehrmaligem Rufen nicht wieder aufgetaucht. Seine Schwester Mia ist daraufhin in den Wald gelaufen um ihn zu suchen. Sie brachte ihn heil zurück. Um den weinenden Jungen zu beruhigen schaukelte sie noch eine Weile mit ihm obwohl es schon mitten in der Nacht war. Mia schaute wieder zu Rafael auf. Die beiden schlossen sich in die Arme und Michael lächelte ihnen von weitem zu.
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Amnesie - Gestohlene Erinnerungen
Science FictionJede Nacht um 0.00 Uhr verschwinden sämtliche Erinnerungen der Menschen. Es bleiben ihnen nur fundamentale Kenntnisse. Sie wissen wie man Fahrrad oder Auto fährt und können ihre Arbeit ausführen. Dafür verlieren sie ihre Erinnerungen an den vergange...