13. Kapitel

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Mia und Michael waren mit den Quads auf dem Rückweg. Sie waren eine beachtliche Zeit am Strand geblieben, so dass die nachmittags Sonne es geschafft hatte ihre Kleidung wieder zu trocknen. Michael hatte erneut Mühe mit Mia Schritt zu halten. Es war zwar noch hell aber die beiden hatten dennoch die Scheinwerfer der Quads eingeschaltet. Michael schaute nervös auf die Uhr. Er wollte zuhause unbedingt noch alles aufschreiben. Diesen Tag durfte er einfach nicht vergessen. Rafael konnte er zu wenig vertrauen als dass er es danach festhalten könnte. Vielleicht sollte das Treffen einfach verschoben werden. Mias Haare wehten vor ihm im Fahrtwind. Michael wollte das Treffen auch für sie. Rafael war entweder Feind oder Freund. Herauszufinden was von beidem zutraf war einfach wichtig.

Als die beiden den Hof des Quadvermieters erreichten war es noch dunkler geworden. Der Mann stand bereits vor seiner Halle und erwartete die beiden. "Na Spaß gehabt?", fragte er grinsend. "Und wie.", meinte Mia lächelnd und reichte ihm seinen Helm. "Kommen sie einfach vorbei wenn sie mal wieder fahren wollen." Der Vermieter zwinkerte ihr zu. Michael spürte in diesem Moment eine starke Abneigung zu ihm. "Komm Mia wir müssen jetzt los. Es gibt einiges zu schreiben." Michael nahm ihre Hand und zog sie mit sich zum Wagen. Die beiden waren erleichtert auf der Heimfahrt nicht steuern und auf den Weg achten zu müssen. Das übernahm der Autopilot, wie immer, für sie. Die beiden konnten diese Zeit nutzen um das Erlebte fest zu halten. Michael pausierte immer mal wieder um zu beobachten wie Mia schrieb. Sie hatte eine unglaubliche Geschwindigkeit dabei. Doch noch viel beeindruckender für ihn war ihr dauerhaftes Lächeln. Dies war seine Bestätigung ihr wunderbare Erinnerungen geschenkt zu haben. Er wollte nicht, dass sie diese verlieren würde.

Bei Arthur angekommen verschwand Mia in ihr Zimmer um weiter zu schreiben. Michael überlegte ob es nun schon zu spät war um Rafael zu besuchen. Vielleicht würde ihm das den Tag verderben. Doch gleichzeitig fühlte er sich so voller positiver Erinnerungen. Das machte ihm bewusst wofür er kämpfte. Deshalb wollte er mit diesen zu Rafael gehen. Das würde viel Schreibarbeit werden und er musste Mia irgendwie erklären dass er nochmal weg fahren würde. Er klopfte an ihre Tür. Sie öffnete ein wenig später. "Ich wollte Bescheid sagen dass ich nochmal zu einem Freund fahre.", platzte er gleich mit seinem Anliegen heraus. "Jetzt noch." Sie schaute auf die leuchtenden Ziffern ihrer Wanduhr. "Ja. Er hat heute Zeit und wollte mit mir reden." Mia bemerkte die Unsicherheit in seiner Stimme. "Was ist das für ein Kumpel?" Michael bereute seine Entscheidung bereits. Er hätte irgendwann anders gehen sollen oder wenn Mia schon schlief. "Ich kenne ihn noch nicht so lange aber er könnte uns helfen. Ich möchte die Erinnerungen an diesen Tag nicht verlieren aber ich weiß dass das in wenigen Stunden der Fall sein wird. Deshalb ist es umso wichtiger Möglichkeiten schnell zu nutzen." Mia zog die Augenbrauen nach oben. Sie verstand nicht was er ihr verschwieg und das ärgerte sie. "Ich komme mit." Sie wollte ihre Jacke holen doch Michael packte sie am Arm. "Nein das wirst du nicht. Du hast es dir selbst in der Dokumentation verschwiegen. Es kann gefährlich für dich werden." Mia entzog sich seinem Griff. "Für dich dann genauso." Michael seufzte und lehnte sich gegen die Wand des Flures. "Dieser Typ hat versucht dir eine andere Identität einzureden. Ich habe Angst er könnte es wieder versuchen. Vielleicht sogar mit uns beiden." Mia war hin und hergerissen. Sie wollte diesen Typen nie wieder sehen. Doch Michael sollte auch nicht mit ihm konfrontiert werden. Sie hatte darüber in ihrer Dokumentation gelesen. Über das Gefühl alles verloren zu haben. Nicht zu wissen wer man eigentlich ist. "Okay ich lasse dich gehen." Diese Worte fielen ihr sehr schwer. Als würde sich alles in ihr dagegen sträuben sie auszusprechen. Michael schenkte ihr ein erleichtertes Lächeln. "Ich werde dich nicht enttäuschen.", versprach er und zog sie in eine Umarmung. "Gib mir die Adresse.", forderte sie dennoch. "Falls irgendwas ist kannst du mich oder die anderen anrufen. Dann werden wir da sein." Michael hätte auch gerne einen der Organisation mit genommen. Doch er wusste nicht ob Rafael das wollte und würde das Risiko den anderen nicht zumuten wollen. Michael reichte Mia einen bereits vorbereiteten Zettel. "Hier steht mein Aufenthaltsort. Mach dir keine Sorgen." Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn. "Bis später." Mia sah ihm nach. Als er nicht mehr zu sehen war schloss sie die Tür und machte sich wieder ans dokumentieren. In geschriebenen Worten konnte eine Situation anders wirken. Sie machte sich Sorgen doch schrieb es als hätte sie alles im Griff. Das machte ihr Mut und würde ihr vielleicht am nächsten Tag Mut machen.

Amnesie - Gestohlene ErinnerungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt