Ein Fortschritt

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Die Dämmerung breitete sich inzwischen am Himmel aus und ich hing kopfüber an einem Baum, um mich auszuruhen. Doch an Schlaf war nicht zu denken, denn meine abgetrennte Schwanzflosse fehlte mir. Es war ein so komisches Gefühl nicht vollständig zu sein. Feuerblüte hatte recht gehabt: Man lernt die Dinge wohl erst dann richtig zu schätzen, wenn man sie nicht mehr hat.
So hatte sie es zumindest an dem Tag gesagt, als ich sie aus dem Netz befreite und aus dem Meer zog. Und es war wahr.

Glurrend blinzelte ich einige Male und suchte mit einem schnellem Blick nach dem Jungen. War er schon weg?
Nein, er saß mit dem Rücken zu mir auf einem Stein und starrte in Gedanken verloren auf den Boden. Was tat er denn da?
Neugierig kletterte ich vom Baum hinab und schlich mich leise an den Jungen heran. Er hielt einen Stock in der Hand und zeichnete etwas im Sand. Erst waren es grobe Umrisse, doch nach längerem Betrachten entpuppten sich die Striche zu einem Gesicht, einem Kopf. Es war der Kopf eines Nachtschattens.

Malte er mich etwa ab? Mir gefiel diese Beschäftigung sehr, sodass ich die Spitze des Stocks mit meinem Auge verfolgte. Verspielt drehte ich meinen Kopf passend zu den Bewegungen des Werkzeugs und erfreute mich über diese simple Kunst.

"Soll das ich sein?", erkundigte ich mich begeistert. Doch der Mensch beachtete mich nicht, hatte er mich etwa nicht kommen sehen?
Als er dann meine Augen gezeichnet hatte, kam mir eine Idee in den Kopf. Wenn ein kleiner Mensch so malen konnte, dann konnte ich das doch erst recht! Aber ich wollte keinen erbärmlichen Stock haben, nein, ich bevorzugte einen ganzen Baumstamm! Ich hatte auch schon eine Idee, was ich malen wollte: Den Jungen!

So trottete ich auf meinen Hinterbeinen - ich wollte dem Jungen schließlich nachmachen - zu einem abgebrochenen Baum und trug ihn mit meinen Zähnen wieder zu dem Wikinger.
Etwas ungeschickt zeichnete ich einen Bogen um ihn herum, bis ich zum Stehen kam. Das sollte schon einmal der Umriss für seinen Kopf sein. Ich tauschte meinen Blick von der Linie zum Menschen, um zu überprüfen, was noch fehlte.
"Sieht gut aus, oder?", erfreute ich mich über mein Kunstwerk und setzte abschließend einen Punkt in den Sand.

Dann machte ich einen erneuten Bogen um den Jungen, nur diesmal wilder und schneller. Das sollten seine Haare darstellen. Dabei peitschten einige Blätter den Menschen, doch das machte mir nichts aus.
Ich erweiterte meinen Bogen und fing an, mich im Kreis zu drehen. Schließlich brauchte das Portrait auch Augen. Ich schlug viele Kurven für das Gesicht und nicht eine Linie war sonderlich gerade. Als ich fertig war, ließ ich den Stamm fallen und betrachtete mein Gekritzel nochmal. Mit einem stolzen Nicken präsentierte ich mein Bild und warf einen Blick auf den Wikinger. Dieser war aufgestanden, sah sich ratlos um und trat ahnungslos auf einer meiner Linien.

 Dieser war aufgestanden, sah sich ratlos um und trat ahnungslos auf einer meiner Linien

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Ohnezahns LebensgeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt