Freund oder Feind?

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Während ich die Treppen aus Stein hinunter stürmte, welche mich zu den Wikingern führten, lud ich einen starken Plasma Strahl auf. Das schrille Pfeifen ließ die Dorfbewohner zu mir blicken und ihre Gesichter vor Schock erstarren. Zum ersten Mal zeigte ich mich in der Öffentlichkeit.

Mit Leichtigkeit fegte ich über die mit Hörner besetzten Helme der Wikinger drüber und sprengte mit einem Knall das eiserne Gitter. Es krachte, es explodierte!
Bevor die blaue Schallwelle entstehen konnte, stürzte ich auch schon in die schmale Öffnung, mit zusammen gepressten Flügeln und eingezogenem Bauch.
Kreischen ertönte aus jeder Richtung, ich machte den Menschen wieder einmal Angst und Schrecken.

Kaum kam ich mit meinem Pranken auf den Boden auf, wurde der Raum mit dickem Rauch gefüllt. Er ließ meinen Hals verkleben und meine Augen tränen.
Völlig aufgebracht zischte eine mir vertraute Stimme: "Nachtschatten! Du lebst noch!"
Ich schlug aggressiv mit meinen Pranken um mich und fauchte: "Lass ihn gefälligst in Ruhe! Sofort!"

Und da entdeckte ich auch schon den Umriss des Drachens. Es war... Feuerschuppe!
Der rote Drache hielt Hicks unter eines seiner Klauen am Boden fest und wollte gerade zuschnappen, wäre ich nicht wild auf seinen Rücken gesprungen.

Ein lautes Fauchen ertönte und es wackelte stark auf seinem Rücken. Immer wieder kratzte ich an seinen Schuppen und ließ sie rissig wirken. Überfordert mit meinem Gewicht taumelte Feuerschuppe aus dem Rauch hinaus, sodass uns nun jeder sehen konnte. Hicks war noch irgendwo in den Schwaden drinnen, aber er war in Sicherheit. Fürs erste zumindest.

"Ich habe dich doch fliehen sehen!", brüllte ich den Riesenhaften Albtraum auf seinem Rücken an, "Wie kann es sein, dass du unter den Menschen in Gefangenschaft lebst?" Immer wieder schnappte ich nach dem Hals des roten Drachens, während ich sprach. Geschickt wich mein Konkurrent meinen Angriffen aus und zischelte mit der Zunge: "Ich habe mich in jener Nacht zu dem Jungen geschlichen und seine Erfindung zertrümmert, nachdem er dich abgeschossen hatte. Ich wollte dich retten - seinen Schuss vermeiden - aber ich kam zu spät. Sei mir dankbar, dass ich es wenigstens versucht hatte! Und jetzt ist es meine Aufgabe - als guter Freund - deinen menschlichen Feind zu töten!"

Feuerschuppe meinte es nur gut! Er wollte mich vor Hicks beschützen, nur waren wir Freunde! Aber wie sollte ich das einem hitzköpfigen Riesenhaften Albtraum bloß erklären? Er würde mich für verrückt halten. Und überhaupt: Wunderte Feuerschuppe sich nicht, dass ich noch lebte?

Überrascht über seine Erklärung fiel ich von seinem Rücken hinunter und kam auf den Boden auf. Auch wenn mich Feuerschuppe nur schützen wollte, musste ich ihn stoppen. Er war gefährlich! So sprang ich keine Sekunde später erneut auf seinen Rücken und wir machten einen schnellen Überschlag. Wieder kam ich auf den Boden auf, meinen ungeschützten Bauch nach oben gerichtet.

"Sag, ist das ein Sattel?", brüllte mein Konkurrent mich zornig an und versuchte meinen Hals zu erreichen. Ich hatte keine Ahnung, woher Feuerschuppe das Wort Sattel kannte, interessierte mich aber auch nicht dafür. Stattdessen kratzte ich hektisch in sein Gesicht, um seine Schnauze von meinem Bauch und Hals fern zu halten.

"Zisch ab!", wollte ich ihn verjagen, aber es brachte nichts. So packte ich mit allen vieren sein Maul und trat mit einem Hinterbein heftig zu, woraufhin Feuerschuppe nach hinten geschleudert wurde. Das würde wohl ein blauer Fleck werden...
"Du hast sie nicht mehr alle!", brüllte er mich gereizt von hinten an und bleckte seine Zähne.

"Dieser Junge ist mein Freund!", erklärte ich ihn, rappelte mich auf und deutete rasch mit meinem Kinn zu Hicks, welcher hustend am Boden lag.
"Du bist nicht klar bei Sinnen! Das ist ein Mensch!", machte mir Feuerschuppe klar und hastete auf mich zu.
"Ein Mensch mit Herz!", fügte ich Zähne fletschend hinzu, "Er befreite mich, machte mir wieder das Fliegen möglich und wurde zu meinem Freund!"

Ohnezahns LebensgeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt