Feuer von Riesenhaften Albträumen

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Der Morgen brach einfach viel zu schnell an. Mir fehlte es noch deutlich an Schlaf, aber Feuerblüte wollte nicht still halten. Sie war ja ganz süß, aber warum musste sie immer solche Ausraster bekommen? Ich wusste nur, dass ich damals wesentlich ruhiger war.

Auch Mama machte ihr Geschrei sehr zu schaffen. Doch sie liebte ihre Tochter und wollte ihr das bestmöglichste Leben anbieten. Unser Vater war alles andere, als ein Vater. Er ignorierte uns und war sichtlich genervt. Manchmal saßen unsere Eltern zusammen und besprachen etwas. Was das für Gespräche waren, wusste ich nicht. Doch am Ende war Mama immer ganz traurig. Manchmal weinte sie auch. Ich hatte Angst, dass es um mich ging.

Feuerblüte bereitete mir den gesamten Morgen nur Kopfschmerzen. Nachtflug erging es nicht anders, sodass er nach draußen flüchtete. Ich folgte ihm und wir trieben uns in einem kleinem Talkessel rum.

"Freust du dich schon auf das Fliegen?", fragte er mich erwartungsvoll und kletterte ein Stück der Felswand hoch, die uns umzingelte. Ich legte ein Ohr zur Seite und sah Nachtflug verwirrt an.

"Na in den nächsten Tagen lernen wir doch das Fliegen!", erinnerte er mich und hievte sich an einem dickem Felsen hoch.
Schließlich bot er mir an: "Soll ich dir zeigen, was ich schon alles drauf habe?"

Ich grinste amüsiert. Dann schmunzelte ich: "Wenn du dir einige Tage vor dem ersten Flug den Flügel brechen willst, dann zeig was du kannst."
Doch Nachtflug ignorierte meinen Witz und breitete seine Flügel aus. Sie waren etwa dreimal größer als er selbst. Bei mir war es auch nicht anders.

"Hör zu: es kommt auf die richtige Technik an. Duck dich, um mehr Boden zu gewinnen und spanne dich am ganzen Körper an, damit du leichter wirst. Aber nicht die Flügel anspannen, sonst funktioniert es nicht!", lehrte er mich stolz über sein Wissen.
Ich sah ihn unüberzeugt an und zog eine Augenbraue hoch.

"Sieh zu und lerne!", war sein letzter Satz, ehe er sich vom Felsen abstoß und eifrig mit den Flügeln schlug. Seine Bewegungen waren so hektisch, sodass ich befürchtete, dass er sich mit seiner Schwanzflosse ins Gesicht peitschen würde. Möglich wäre es auf jeden Fall.

Plötzlich steuerte er auf einen weiteren Felsen zu.
"Pass doch auf!", brüllte ich panisch und sprang aufgeregt hin und her.
Doch geschickt streckte er seine Beine nach dem Felsen und befestigte seine Krallen in dem Gestein. Nun sprang er wieder ab und zog die Flügel ein. Er war etwa sechs Meter über dem Boden und bereitete sich auf die Landung vor. Eher auf eine Bruchlandung. Schnell trat ich einige Schritte zurück und wollte nicht hinsehen.

Er fiel wie ein abgeschossener Vogel vom Himmel und würde auf eine harte Felsplatte knallen, wenn er nicht noch in letzter Sekunde die Richtung korrigierte. Sofort riss er seinen linken Flügel auf, presste den rechten gleichzeitig an seinen Körper und steuerte schwankend und wackelig mit der Schwanzflosse auf sie Wiese zu. Er war nur noch zwei Meter über dem Erdboden und machte eine schnelle Schraube, um seine Haltung zu berichtigen. Wenige Zentimeter über der Wiese schlug er beide Flügel weit aus und grub sich bereits mit den Pfoten in die weiche Wiese.

Allerdings war seine Beschleunigung noch zu schnell und er konnte sein Gleichgewicht nicht halten. Mit einem Überschlag, der einem Purzelbaum ähnelte, knallte er schlussendlich mit dem Rücken auf dem Boden. Verdutzt sah ich ihn an und stellte mit großen Augen ein Ohr auf.

Er seufzte. "Ja okay, so gut war ich dann doch nicht."

Ich zeigte mein nacktes Zahnfleisch und ließ ein Glurren ertönen.

"Jetzt lach doch nicht so doof!", grummelte Nachtflug verärgert und rappelte sich ziemlich ungeschickt wieder auf. Überall zwischen seinen Schuppen klebten winzige Grashalme.

Ohnezahns LebensgeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt