Ich war mal wieder aufgeregt. Aufgeregt, weil gleich eine ganz bestimmte Person den Klassenraum betreten wird. Obwohl er noch nicht hier war, kribbelten schon meine Finger und mein Herz pochte wie wild. Wo war Pat nur, wenn man ihn mal brauchte?, dachte ich die ganze Zeit. Doch er würde heute nicht kommen, weil er mir geschrieben hatte, dass er krank war. Nur er war der, der mich jetzt beruhigen konnte. Oder? Ich entdeckte wieder diesen unscheinbaren Jungen mit den schulterlangen Haaren und der Brille in der hinteren Ecke des Klassenraumes. Ich fand es irgendwie traurig ihn da so alleine zusehen. Denn er sah für mich so aus, als hätte er nicht unbedingt so viele Freunde oder sogar vielleicht überhaupt Freunde... Wie war sein Name noch gleich? M-Ma... Manuel, genau! Durch diese Erkenntnis beruhigte ich mich tatsächlich ein wenig und ich beschloss mich zu ihm zu gesellen.
Als ich bei ihm ankam, war er ganz vertieft in ein Buch, das er las. Ich nahm mir einen Stuhl, schob ihn zu ihm rüber und setzte mich. Leicht verwirrt schaute er auf. Ich grinste. "Hey, wie geht's dir?" Immer noch leicht verwirrt gab er nur ein "Ganz ok" von sich. "Was ließt du denn da schönes?", versuchte ich weiter ein Gespräch aufzubauen. Jetzt fing er doch an zu lächeln. "Mich wundert es, dass dich das interessiert. Und ähm ja... das ist Erebos, eins meiner Lieblingsbücher!" "Erebos ja? Kenne ich... ist echt ein schönes Buch. Und warum wundert dich das, dass ich dich das gefragt habe?" Manuels Lächeln verschwand so schlagartig, wie es gekommen war. "Naja weißt du... ah ist egal..." Er lächelte wieder, aber diesmal sehr gequält. Nun war ich der, der verwirrt war. "Ähm... ok." Kurz herrschte eine unangenehme Stille, doch dann kam ich auf eine Idee. "Hey weißt du, ich treffe mich nachher mit ein paar Freunden und... naja, vielleicht hast du ja Lust mitzukommen." Plötzlich schreckte ich auf, da er auf einmal anfing zu lachen. Es machte mir ein wenig Sorgen ihn Lachen zuhören, denn es hörte sich unnormal an... Irgendwie ganz hoch und quietschig. Scheiße, geht's dir gut Junge? Bitte verreckt jetzt nicht wegen mir! Ich blickte zu meinen Mitschülern, die sich auch schon erschrocken zu uns umdrehten. Überfordert mit der Situation wusste ich nicht mehr, was ich sagen sollte, ich konnte sein Verhalten gerade einfach nicht deuten. Aber seinem Gesicht zu urteilen, schien das wohl ganz normal zu sein, trotzdem machte ich mir Sorgen. "I-Ist alles ok bei dir? Soll ich den Krankenwagen rufen?" Manuel beruhigte sich langsam und wischte eine Träne aus dem Gesicht. Dann kramte er in seiner Tasche rum und zog ein Asthmaspray heraus. Noch etwas geschockt wegen der Situation gerade, beobachtete ich ihn dabei, wir er begann sein Spray zu schütteln und es sich dann in den Mund sprühte. Als er endlich wieder Redefähig war, begann er auch schon zusprechen: "Ah man! Du musst doch nicht aus Mitleid etwas mit mir unternehmen!" Ich schüttelte den Kopf. "Wie kommst du denn darauf!" "Sieht man an deinem Gesichtsausdruck... dieses traurige, mitleidige... kenn' ich noch von früher." Erschrocken sah ich direkt in seine giftgrünen Augen. Es war echt komisch... dieser Junge wirkte anfangs auf mich so schüchtern und zurückhalten. Wie jemand sehr zerbrechliches. Doch jetzt, wo ich mit ihm rede, schien Manuel wie ausgewechselt zu sein... als wäre die Person, die gerade noch so einsam in der Ecke saß jetzt gar nicht mehr existent. Er holte mich zurück aus meinen Gedanken und sprach weiter. "Naja... das früher... das war so: -"
Manuel erzählte mir von seiner alten Schule, bevor er gewechselt hatte, und somit in meine Klasse gekommen ist und wie er sich im laufe der Zeit verändert hatte. Er war damals ein sehr aufgeweckter und offener Junge. Ihm war egal, was die Leute über ihn dachten und sagten. Er fühlte sie damals wohl, sehr wohl auf seiner Schule. Er hatte gute Noten, viele Freunde und war sogar recht beliebt. Keinem machte es irgendetwas aus, dass er Asthma hat. Doch dann starb eines Tages sein Vater und seine Mutter konnte das große Haus ihn dem sie zusammen wohnten nicht mehr bezahlen und so mussten die beiden umziehen. In eine neue Stadt, in eine neue Umgebung... mit einer neuen Schule. Alles dort war anders... die Lehrer waren strenger und seine Mitschüler waren gemeiner. Niemand kannte ihn und wollte mit ihm befreundet sein. Anfangs hatte es ihn nicht sonderlich gestört, dass sie über seine hohe Stimme lachten, wenn er wieder einen Asthmaanfall hatte, er lachte sogar mit ihnen. Doch irgendwann wurden aus Gelächter Beleidigungen und aus Beleidigungen körperliche Gewalt. Seine Mitschüler fingen an Manuel zu schlagen, zu bespucken und seine Schulsachen zu zerstören. Er versuchte die ganze Zeit durchzuhalten, erzählte niemanden davon, was sie ihm zufügten, was sie mit ihm anstellten. Von Zeit zu Zeit ließ er sich somit ein dickes Fell wachsen, ließ niemand mehr an sich ran und schottete sich komplett ab. Irgendwann bekam es seine Mutter mit, machte sich Sorgen um ihn und wollte ihm helfen... doch er schüttelte immer nur den Kopf und meinte: Es ist nur eine Phase, die werden sich bald beruhigen und mich in Ruhe lassen. Doch es wurde nur noch schlimmer, weswegen seine Mutter einen Entschluss zog und mit ihm umzog. Hierher... in meine Stadt, in meine Schule, in meine Klasse...
Geschockt sah ich Manu in die Augen. Ich war den Tränen nahe. Auch Manu sah mich traurig an, aber irgendwie wirkte er auch erleichtert. Wahrscheinlich musste er einfach mal mit jemanden darüber reden. Ich konnte mich nicht mehr zurückhalten und spürte wie die Tränen mein Gesicht hinunter liefen. Manu rückte vorsichtig näher und nahm mich in seinen Arm. Jetzt fing ich auch noch an zu schluchzten. "Hey M-Maurice... es ist alles ok, hörst du? Jetzt, da ich mit dir sprechen konnte, geht es mir schon viel besser!" Ich nickte nur. Ich weiß nicht warum... warum ich weinte. Ich hatte einfach Mitleid mit ihm... auch wenn ich nicht dabei war und auch überhaupt nichts dafür konnte, was Manu alles passiert war, tat es mir so Leid und ich fühlte mich schlecht... richtig schlecht, als wäre es meine Schuld gewesen. Am liebsten hätte ich ihn nicht mehr loslassen... ich wollte es nicht... ich wollte, dass er glücklich war und irgendwie fühlte es sich meiner Meinung nach so jetzt richtig an.
Plötzlich zuckte ich zusammen und ließ Manu schlagartig los, als ich auf einmal eine etwas angespannte Stimme hörte. Ich drehte mich um und blickte direkt in seine Augen! Mein Herz schlug sofort wieder einen Salto und meine Hände zitterten. Wann war er reingekommen? Ich hatte ihn gar nicht bemerkt... Doch etwas an ihm war heute anders... seine Augen funkelten nicht so wunderschön wie beim letzten mal... sie wirkten eher glasig und... verbittert... als wäre er auf etwas oder jemanden wütend... was hatte er nur?
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So, heute mal ein etwas längeres Kapitel^^ Ich war übrigens sehr am überlegen, ob nicht vielleicht doch eher Palle mit Manu reden sollte, aber sonst hätte es nicht mit Konzept gepasst und ich hätte noch mehr meiner geplanten Ideen verändern müssen.
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Teacher's Love #Zomdado
FanfictionEine Zomdado-Fanfiction inspiriert von @Monster_Mali (mit etwas Kürbistumor) Erstmal vorweg: Dies ist eine Fanfiction, nichts hiervon ist real. Maurice David Doll oder besser bekannt als Maudado ist ein sehr verträumter und ruhiger Schüler... und sc...