#19 - Das Gefühls-Chaos

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Diesmal war Micha der, der nun knallrot anlief. Ich hingegen stand einfach nur regungslos da, hatte absolut keine Ahnung, was ich nun tun sollte und anscheinend erging es ihm nicht anders. Wieder huschten mir einige Gedanken durch den Kopf. Er hat sich tatsächlich wegen mir einen runtergeholt? Ich war seine Wichsvorlage? Heißt das vielleicht... er steht auf mich? Ein kleines ungewolltes Lächeln legte sich auf meine Lippen. Es gibt also doch noch Hoffnung! Doch mein Lächeln verschwand gleich darauf auch schon wieder Und was ist, wenn er mich nur heiß findet und sonst keine Interesse hat? Dieser Gedanke holte mich in die Realität zurück, denn wir beide waren immer noch wie erstarrt. Die Situation war einfach mehr als merkwürdig und auch ziemlich unangenehm... Sein Blick war angestrengt auf die Wand gerichtet, meiner hingegen auf seine Wäsche in meinen Händen.

Plötzlich fiel mir wieder ein, was ich eigentlich nochmal hier machen wollte, ging zögerlich näher zu ihm und legte dann die Sachen schnell, aber dennoch behutsam, auf das Bett. Dann rannte ich einfach aus dem Raum, nach unten, holte meine Tasche und rannte nach Hause. Irgendwann war ich jedoch aus der puste, weswegen ich dann ging, aber mein Gang war trotzdem noch zügig.

Zu Hause angekommen, machte ich keine Anstalten irgendwen zu begrüßen und lief einfach nach oben in mein Zimmer. Erst da viel mir auf, dass ich ohne mein Fahrrad zurückgekommen war, doch ich hatte keine Lust mehr es noch zu holen. Ich ließ mich auf mein Bett fallen und starrte an die Decke. War es ein Fehler einfach weg zu rennen? Auf eine Art war ich irgendwie verängstigt und enttäuscht gewesen, als ich vorhin vor ihm stand. Vielleicht hab ich mir vorgestellt, er würde mir, wie in irgendwelchen Romanzen, ganz klischeehaft, seine Liebe zu mir gestehen, doch stattdessen hab ich es dadurch erfahren, als er mich als Wichsvorlage benutzte. Ich wollte das einfach nicht wahr haben... so hab ich mir das nicht vorgestellt!

Ich drehte mich auf den Bauch und schrie in mein Kissen. Warum musste das auch so kompliziert sein? Er fand mich anziehend, das stand fest, doch ich wollte es nicht so erfahren. Und wenn er mich doch später nur als Sexspielzeug haben will? Ich setzte mich auf, winkelte meine Beine an versteckte mein Gesicht dazwischen. Ich wollte mich eigentlich zusammenreißen, spürte dann aber doch, wie mir die salzigen Tropfen über das Gesicht liefen. Nun fing ich ungewollt auch noch an zu schluchzten und kauerte mich noch mehr zusammen. Ich verstand mich selber nicht mehr... immerhin hatte ich selber schon einen feuchten Traum mit ihm, ist das so verkehrt? Trotzdem kauerte ich nun hier und weinte, über die Tatsache, dass ich ihn einfach nicht mehr verstand, obwohl die Zeichen mehr als eindeutig waren.

Ich zuckte etwas zusammen, als es an meiner Tür klopfte und dann mein neunjähriger Bruder reinkam. "Mauri, ist alles in Ordnung mit dir?" Er setzte sich einfach zu mir und umarmte mich. "Bitte wein nicht! Ich mag nicht, dich weinen zu sehen! Dein Lachen ist viel schöner! Und wenn du weinst siehst du hässlich aus!" Wegen dieser Aussage musste ich tatsächlich anfangen zu lachen. "Ach man Monty! Das ist nicht gerade hilfreich!" "Aber jetzt lachst du, also hab ich dir doch geholfen!" Grinsend stand er wieder auf und ging zur Tür, blieb aber noch kurz im Türrahmen stehen und drehte sich nochmal zu mir um "Und fang ja nicht wieder an zu weinen, sonst esse ich deine Süßigkeiten aus dem Kühlschrank auf!" Wieder musste ich lachen "Oh nein... bitte nicht mein Süßkram! Und wenn du was nimmst, lass dich bloß nicht von Papa erwischen." Er versuchte mich wütend anzuschauen, was aber einfach nur süß aussah. "Das erfährt er niemals!" Monty drehte sich um und ging.

Nachdem meine Zimmertür wieder geschlossen war, kamen wieder die Gefühle in mir hoch, diesmal aber nicht als Trauer, sondern einfach als Chaos. Ich wusste einfach nicht, ob ich traurig, wütend, verängstigt oder sonst was war. Gleichzeitig fühlte sich mein Kopf auch einfach nur leer an, als würde ich überhaupt nichts fühlen. Seufzend ließ ich mich wieder mit dem Rücken auf das Bett fallen, schaute kurz auf meine Uhr. 12:32 Uhr. Eindeutig noch zu früh. Ich schnappte meinen Kulturbeutel und lief ins Bad, um mir meine Zähne zu putzen und ging danach wieder in mein Zimmer. Aus meinem Schrank holte ich mir noch eine Jogginghose, tauschte sie mit meiner Jeans und legte mich dann in meine Bett. Einige Zeit lag ich noch wach, doch dann überfiel mich doch die Müdigkeit und ich fiel in einen unruhigen Schlaf.

Als ich wieder aufwachte war es bereits halb fünf, also konnte man an dem Tag nicht mehr so viel machen. Doch schlagartig bemerkte ich, dass heute ja doch noch etwas anstand... Micha...- Herr Rankl, wollte mir heute Nachhilfe geben. Wieder ließ ich mein Gesicht in mein Kissen fallen. Nein... ich hatte tatsächlich etwas Angst ihn zusehen, ich konnte ihm einfach im Moment nicht in die Augen schauen.

Ich holte mein Handy heraus und schaute, ob ich irgendwelche Nachrichten bekommen hatte. Zu meiner Überraschung bekam ich eine von Micha. Woher hatte der meine Nummer? Naja... wird mich nicht wundern, wenn ich ihm die gestern gegeben hab. Ich tippte auf seinen Kontakt und las seine Nachricht.

11:52 Uhr: Hallo Maurice, ich muss dir hiermit mitteilen, dass ich mich heute nicht besonders gut fühle, vielleicht sogar Krank werde und deshalb leider nicht zu dir kann, um dir Nachhilfe zugeben. Trotzdem wünsche ich dir noch einen schönen Tag und hab ein erholsames Wochenende.

11:52 Uhr? Das musste er kurz nachdem ich gegangen war geschrieben haben... Aber warum schreibt er jetzt auf ein mal so förmlich? Und er fühlt sich "nicht besonders gut"? Pah! Als wäre nichts gewesen! Als wäre gestern und heute nie was zwischen uns passiert! Als würde er nicht dem Alkohol die Schuld geben, sondern irgendwas anderem! Wütend krallte ich mich mit der freien Hand in mein Bettlaken und tippte eine Antwort.

16:47 Uhr: Hallo Herr Rankl, das tut mir echt leid, dass es ihnen nicht so gut geht, aber es passt gut, dass Sie heute nicht können. Ich fühle mich nämlich auch nicht so besonders gut... liegt vielleicht an dem Wetter, ist ja jetzt der Jahreszeitenwechsel und da sind oft viele krank. Naja... wie dem auch sei, ich wünsche ihnen gute Besserung und kurieren Sie sich gut aus!

Zufrieden nickte ich und schickte ihm die Nachricht. Was er kann, kann ich schon lange! Und wenn er so tut, als wäre nichts gewesen, werde ich das eben auch machen! Ich grinste bösartig und ließ mich wohlig auf meinem Bett zurückfallen.

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Ok... Zomdado wird wohl so schnell doch nicht zusammenkommen ._. Aber wie Manu ja schon sagte: "Was ja nicht ist, kann ja noch werden." Also seid gespannt wie ein Flitzebogen auf das, was noch kommt^^ (Ich finde das Wort Flitzebogen irgendwie komisch...)

Teacher's Love #ZomdadoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt